Pflegende in der „Zwickmühle“: Das Umfeld der Pflegenden

Aus Familienwortschatz
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Krankenpflege heute

Über die Prozesskompetenz in einem Krankenhaus verfügt die Gesundheits- und Krankenpflege/Fachkrankenpflege auf der Grundlage einer multifunktionalen Einbindung in das Krankenhausgeschehen (Behandlungs- und Pflegeprozess).

Diese Tatsache führt zu einer drastischen Veränderung der Arbeitsaufgaben der professionell Pflegenden: Nur noch ein Drittel der Tätigkeiten besteht aus der klassischen Pflege, zwei Drittel sind Organisation und Administration.

In diese angespannte Situation hinein, werden „notgedrungen“ zunehmend ärztliche Tätigkeiten in den Arbeitsbereich Pflege delegiert. Parallel dazu steigt der Bedarf an ärztlicher Assistenz, durch aufwändige Verfahren in Diagnostik und Therapie.

Die Pflege aus mehr als einer Perspektive

In Bochum fand am 01.04.2011 der erste CareDate statt. "Manchmal muss jemand aus Amerika kommen, damit Pflegekräfte in Deutschland wenigstens einmal hören, wie sinnvoll und unverzichtbar ihr Beruf ist. „Keiner von uns macht diese Arbeit, weil er viel Geld verdienen will.“ (...) "„Wir alle machen diese Arbeit, weil es Menschen gibt, die uns brauchen.“[1]

Stichworte

  • Häufig werden Schwierigkeiten und Defizite betont:

Arbeitsorganisation, Fremdbestimmung, Überlastung, Kostendruck, Profitstreben, Kosteneffizienz, Berufsflucht "Fluchtakademisierung", Reibungsverluste, Konfliktsituation, Abwanderung, Belastung, Gewalt, "stumme Masse"

  • Ressourcen

Führungskompetenz, Diskussionen zum Stichwort "Gute Arbeit" (siehe Weblinks)

Das Umfeld

  • Die Überalterung der Gesellschaft führt zu einer enormen Zunahme der Pflegelast.Diese Tatsache hat allerdings zu keiner Personalangleichung geführt.
  • Nicht optimale Arbeitsorganisation auf der Grundlage akuter Erfordernisse in Therapie und Pflege (Notfallsituationen)und durch permanenten Personalabbau.
  • Fremdbestimmung, hoher Krankenstand und Überbelastung durch Personalmangel. Hoher Kostendruck als Folge des Profitstrebens: Kosteneffizienz reicht nicht mehr!
  • Unklare und divergierende Entscheidungen im so genannten „Therapeutischen Team“, mangelnde Führungskompetenz und Teamfähigkeit einiger Berufsgruppen im Krankenhaus, leider auch der der Pflegenden.
  • Die Berufsflucht (Fluchtakademisierung) in der Pflege muss überwunden werden. Sie dient nur dem Ausscheiden aus dem frustrierenden Pflegealltag am Krankenbett.
  • Konfliktsituation zwischen dem professionellen Anspruch der Pflegenden und den tatsächlichen objektiven und subjektiven Gegebenheiten. (Pflege als Dienstleister für alle Eventualitäten).
  • Abwanderung professioneller Gesundheits- und Krankenpfleger aus den neuen Bundesländern in Richtung Westen, Schweiz und Österreich als Reaktion auf niedrige Löhne, längere Arbeitszeiten und schlechtere Sozialleistungen.
  • Nach den Ergebnissen der repräsentativen Erwerbstätigenbefragung, die die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und das Bundesinstitut für berufliche Bildung gemeinsam durchführten, unterliegen Pflegeberufe, neben einer hohen psychischen Belastung auch hohen körperlichen Belastungen. Quelle: „Pflegende schleppen mehr als Bauarbeiter“(pflegen-online.de)
  • Nach einer Studie der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen sind Beschäftigte in Pflegeberufen besonders von psychischer Gewalt betroffen.(Quelle:pflegen-online.de

Die Situation

Ich denke, es fehlt die Fähigkeit und Kompetenz zur Problemlösung: Wo sollen diese auch herkommen, wenn nur geschätzte 10 Prozent der professionell Pflegenden zu einer Mitarbeit in Berufsverbänden bereit sind, nur 15 Prozent lesen eine Fachzeitschrift, oder besuchen regelmäßige Fortbildungen.

Ein großer Teil hat den Beruf einmal vor vielen Jahren erlernt: „Wissens-Update“ ist für sie ein Fremdwort. Trotzdem verrichten sie zuverlässig und routiniert, oft auch aufopferungsvoll, ihre tägliche Arbeit, ohne viel Gerede. Manche Stationsleitung ist glücklich über diese arbeitsintensiven Mitarbeiter/innen.

Es gibt die „stille Kompetenz“ derer, die innerhalb ihrer täglichen pflegerischen Arbeit in der Gesundheits- und Krankenpflege, bzw. der Fachkrankenpflege, sich viel Erfahrung und hohe Fachkompetenz durch Fort- und Weiterbildung erworben haben. Als Insider kennen sie die aktuellen Probleme in der Pflege. Leider beteiligen sich sie sich nicht oft genug an der Lösung der berufsspezifischen „Ungereimtheiten“.

Nicht wenig professionelle Pflegekräfte qualifizieren sich „lautlos“, neben ihrer täglichen Arbeit, durch ein Fernstudium, weil Sie eine neue Aufgabe suchten? Nicht selten mit der Hoffnung etwas verändern zu können? Oft führt dieser Weg in die Administration und damit fernab von der Wirklichkeit (Fluchtakademisierung).

Und: Nicht vergessen sollten wir jene Kolleginnen, die täglich eine große Familie zu versorgen haben, ältere Familienmitglieder pflegen und einen Arbeitsplatz haben, der in unmenschlicher Art und Weise, also nur gewinnorientiert, rücksichtslos dienstlich überfordert. Wo soll da noch Engagement für berufspolitische Ziele herkommen?

Quellen

  1. Vicki de Klerk-Rubin am 30. März in ihrer Eröffnungsansprache zum 1. Care Date

Siehe auch:

Weblinks

Wiki zum Thema "Gute Arbeit der Gewerkschaft ver.di