Wohin mit Mutter

Aus Familienwortschatz
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Die Vorbereitung einer Entscheidung zum Umzug ins Pflegeheim ist nicht nur für die betroffene Person sehr schwierig sondern auch für die nächsten Angehörigen, d. h. in der Regel für Ehepartner, erwachsene "Kinder", Schwiegerkinder, enge Freunde oder Angehörige der Enkelgeneration. Hinter dem "Wohin mit Mutter" steckt ein Bündel Fragen: Beziehungsproblematik, eigene Belastbarkeit und die Belastbarkeit der übrigen Familie. Für viele Töchter, Eheleute, Nichten/Neffen oder die Enkelgeneration stellen sich ihnen bei einer absehbar längeren Pflegebedürftigkeit dazu all die Fragen, die mit einer privaten oder professionellen Pflege zu tun haben. Nur die scheinbare Kernfrage lautet daher "Wohin mit unserer Mutter? Wohin mit meinem Mann/meiner Frau?" auch wenn es darum geht: ich habe Angst vor den kommenden Belastungen …


Unter dem Titel "Wohin mit Oma? Wenn die Pflege der Eltern zum Problem wird." befasste sich im Oktober 2010 die Titelgeschichte einer großen deutschen Illustrierten erneut mit dem Thema Häusliche Pflege. Aus verschiedenen Blickwinkeln gehen die AutorInnen des langen Artikels auf die Situation und die Überforderung pflegender Angehörige, der Töchter- und der Enkelgeneration ein: Der Stern Nr. 43/2010, S. 51 - 57 vom 21. Okt. 2010. Der Artikel fand gemäß der Rezensionen und Leserzuschriften eine umfangreiche Öffentlichkeit. Allerdings wäre es verkehrt, darin nur die individuelle Problematik einiger weniger als Beispiel geschilderter Personen zu erkennen.

Häufige Fragen

Denn dabei und bei vielen ganz ähnlich formulierten Fragen Einzelner oder entsprechender Artikel oder Radiosendungen geht es meistens gar nicht um das Problem von Enkeln mit ihrer "Oma", gemeint sind von den Journalisten und den Lesern Großväter oder Grußmütter ganz allgemein. Oft ist eher das Problem der leiblichen Kinder angesprochen, die ja bei 90jährigen Eltern in ihrem Lebensweg selbst inzwischen an der Pensionierungsgrenze angekommen sind. Die geschilderten Beispiele sind alles Situationen, in denen ältere Erwachsene von einem Tag zum anderen neben dem Tragen der eigenen Alltagsbelastungen zusätzlich eine dement werdende oder sonst schwer pflegebdürftige Person fast rund um die Uhr versorgen wollen, sich aber dazu nicht in der Lage sehen. Jedenfalls nicht in dem zeitlich enormen Umfang, der durch eine Demenz gefordert werden kann.

Die scheinbar klare Frage löst sich bei näherer Betrachtung in ein Bündel von Zwickmühlen, Konflikten oder Problemen bei der Wahrnehmung des Alterwerdens auf. Es soll nicht einfach ein neuer Wohnort ausgesucht werden — vielmehr geht es um Fragen des Lebensendes der eigenen Eltern, der unterschiedlichen Erwartungen ans Leben von Betroffenen und ihren Angehörigen. Auch um die Frage, wie wir Sterben werden. Hinter die Frage gehört ein Ausrufezeichen, denn es handelt sich im Kern um einen Notruf.

Aspekte

Die einzelnen Aspekte in dem genannten Artikel:

  • Anlass: wann brauchen die Eltern die Pflege?
dabei geht es sehr oft um die Krise, die nach einem Krankenhaus-Aufenthalt eintreten kann.
  • Wie Angehörige mühsam ihren Weg finden müssen zwischen Heim und Hauspflege
dabei geht es um den Wunsch nach vertrauter häuslicher Umgebung einerseits und der Rund-um-die-Uhr-Versorgung, die ein Heim anbieten kann.
  • Wie Angehörige mühsam ihren Weg zwischen schlechtem Gewissen und eigener Überforderung finden
dabei geht es auch um die finanziellen und rechtlichen Fragen, wenn zwischen Sozialstation und ausländischen Helferinnen eine sowohl zeitliche wie eine enorme finanzielle Lücke klafft.
Die Tragfähigkeit der Unterstützung durch das familiäre Soziale Netz wird überfordert, wenn die eigene Lebensabsicherung gefährdet werden müßte, um einem Familienmitglied zu helfen.
  • Welches Heim ist das richtige?
dabei geht es in dem Artikel um das Problem, dass die so genannten Heimnoten zu allgemein formuliert werden, um nicht in eine Konkurrenzsituation zwischen verschiedenen Heim-Anbietern einzugreifen. Die Noten würden nicht deutlich auf die Fragen der unter Zeitdruck suchenden Angehörigen antworten.
  • Wer zahlt was?
dabei geht es um die Pflegestufen und die Mischung aus Geld- und Sachleistung der Pflegeversicherung. Angehörige haben damit bisher sehr oft überhaupt keine Erfahrungen und können deshalb schlecht abschätzen, wie sich ein Mix aus Eigenleistung und Fremdleistungen finanziell für sie auswirken wird. Die alte Frage "wer soll das bezahlen?" stellt sich für sie in einer verschärften Form, wenn unklar ist, ob diese 1.500 Euro oder die 3.000 Euro monatlich für unabsehbar lange Zeit getragen werden muss. Und genau das ist zum Zeitpunkt der Entscheidungen oft zwangsläufig unklar.

Die Krise kommt nach dem Krankenhaus

Die eigentliche Krise kommt nach dem Krankenhaus. Damit ist gemeint, dass die betrofene Person daran zweifelt, das weitere Leben meistern zu können. Weniger die einzelnen Probleme als ihre Ballung und der Verlust des Lebenssinns tragen zur Krise bei.

Endlichkeit und kein Ende in Sicht

Ist Altenpflege immer eine Pflege hin zum Tod? Ist sie zeitlich begrenzt. Zwei klare Nein …


Jedoch gibt es an deren Stelle mehrere Unsicherheitsmomente, Gründe für Verunsicherung. Die einmal getroffene Entscheidung für ein Heim ist oft endgültig, sie kann nicht so leicht wieder rückgängig gemacht werden. Die Angehörigen wollen dem pflegebedürftigen Menschen keinen weiteren Umzug zumuten. Oder noch schlimmer: der Zustand des alten Menschen hat sich rapide verschlechtert, soll da ein Umzug riskiert werden? Später, einen Monat oder fünf Jahre später, ist man klüger. Nun soll die Entscheidung aber schnell getroffen werden. "Gerade ist ein Platz frei geworden, die Krankenhausentlassung soll vor dem Wochenende …" es war der zweite Klinikaufenthalt in einem halben Jahr … usw.

Fehlende Regelungen

Die diskutierte Ausweitung des Pflegezeitgesetzes, ein Entwurf von Ministerin Schröder, blieb als Entwurf in den fraktionsinternen Beratungen der Regierungskoalition stecken. Auch wenn es nicht allen Personen hätte helfen können, beklagen die Autorinnen, dass so auch die möglichen Nutznießerinnen weiter im Zwiespalt zwischen Arbeitsplatz und Familienbindung allein gelassen werden.

Literatur, Beispiele aus Publikumszeitschriften

  • Der Stern, Heft Nr. 43/2010, S. 51 - 57 vom 21. Okt. 2010
Wohin mit Oma? Wenn die Pflege der Eltern zum Problem wird.
  • Der Spiegel, Heft 15/2011, S. 132-140 vom 11. April 2011:
Hilflos im Alter — Wenn Eltern ihre Kinder brauchen (Eine Tochter berichtet vom demografischen Wandel aus ganz persönlicher Sicht. Wenn sie ihrem Vater beim Umzug in ein Altenheim helfen muss, von den Wenigen in Deutschland, die "Hilfe zur Pflege", eine Form der Sozialhilfe, benötigen; von der Schwierigkeit Erwerbsleben und Pflege von Angehörigen zu vereinbaren und von der Seniorenpolitik)

Siehe auch

Weblinks

Zitatnachweise

Weitere Weblinks:

Krisentelefone - Not-Telefon bei Problemen mit / in der Altenpflege
  • aber auch die örtliche Heimaufsicht kann sehr oft helfen, da sie über Unterstützungsmöglichkeitein vor Ort weiß.
  • xxxxx


Sonstige