Fotobiografie

Aus Familienwortschatz
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Eine Fotobiografie oder der Lebenslauf in Bildern, ein Bilderlebenslauf vermittelt einen ersten Eindruck von der Person und ihrer Biografie/Lebensgeschichte, die versorgt, gepflegt wird.

Ein Lebenslauf ist nicht immer gerade und ist nicht immer übersichtlich. Es gibt deshalb eine Reihe von Formularen (Pflegedokumentation), die helfen, die verschiedenen Lebensläufe für die PflegemitarbeiterInnen gut strukturiert übersichtlich zu notieren. Eine andere Methode ist ein Bilder-Lebenslauf oder der Lebenslauf einer im Heim gepflegten und umsorgten Person in Bildern/Fotografien.

Aufgabenstellung

Die Aufgabenstellung lautet etwa:

Alle 10 Jahre ein Bild der Person oder ihrer Umgebung (notfalls auch aus der Zeitung, aus Büchern, Fotos Gleichaltriger aus der Umgebung) zu sammeln. Ziel ist, (auch) einen optischen Eindruck von den Veränderungen im Leben von Frau / Hernn ..XY.. zu erhalten.
Für die Übersichtlichkeit ist es wichtig, sich auf eine Auswahl zu beschränken. Hier sollen es je ein Foto für 10 Lebensjahre werden. Also 6, 7 oder 8 Aufnahmen. (Natürlich darf es auch ein zwei mehr oder weniger sein.)

Ist das schwer? Nein, versuchen Sie es, für eine von Ihnen gepflegte und umsorgte Person im Pflegeheim den Lebenslauf mal anders zu gestalten.


Gestaltungshinweise

Ein Muster für die Aufteilung der Seiten:

Blatt 1

  • z.B. Foto der Eltern oder Geburtshaus, im Kindergarten, erster Schultag - bis 10. Lj
  • 11-20 - z. B. Konfirmation, Ausbildungsstelle, Führerscheinprüfung
  • 21-30 - z. B. Heirat, erster gemeinsamer Urlaub
  • 31-40 - z. B. im Verein, Hausneubau


Blatt 2

  • 41 - 50 - z. B. Jubiläum, Faschingsparty
  • 51 - 60 - z. B. stolze Großeltern, ganze Familie
  • 61 - 70 - z. B. letztes Foto mit verstorb. EhepartnerIn
  • 71 - 80 - z. B. Enkelkinder besuchen


Als Beschriftung genügt meistens eine Jahreszahl. Auch ein kurzer Untertitel wie "Mein erster Schultag" reichen vollkommen. Längere Texte lenken vom Betrachten ab. Der gesamteindruck der beiden Seiten ist wichtiger als jede Einzelinformation zu einem Bild. das wäre dann eine andere (schöne) Aufgabe.

Ob Hoch- oder Querformat, Karton oder Papierbögen ist zum Teil Geschmacks- und eine Geldfrage. Zum Ausprobieren genügt schlichtes weißes Papier und meistens geht es im Querformat leichter, die unterschiedlichen Fotofomate neben einander zu gruppieren. Paßfotos können mit dem Kopierer evtl. noch etwas vergrößert werden.

Ob es ein separates Titelblatt für die Fotobiographie gibt oder nicht, ist auch eine Geschmacksfrage. Sehr oft nehmen die Angehörigen großen Anteil an so einem Rückblick. Dann kann die (aufwendige) Gestaltung der Titelseite durchaus richtig sein. Für den Zweck der Dokumentation (im Rahmen der Pflegeplanung) wird sie nicht benötigt, da ist durch die Mappe ja schon klar, um wen es geht.

Häufige Schwierigkeiten

  • Das vorgegebene Fomat (für die Dokumentationsmappe wichtig) wird aus lauter Gestaltungsfreude nicht eingehalten. Im Plakatformat (manchmal leider auch beidseitig beklebt) sieht es ja so toll aus. Nur, es weiter zu verwenden wird schwierig.
  • Viel zuviele Fotos. Die Auswahl ist schwer gefallen oder manche Bilder erzählen als Sequenz eine Geschichte ohne Text. Aber das war alles nicht die Aufgabe. Mit wenigen Worten (Verzeihung: Bildern) eine Geschichte zu erzählen ist nicht einfach. Zunächst ist es ja richtig eine größere Auswahl zu treffen, aber irgendwann heißt es, 80 Jahre also 7 oder 8 Aufnahmen und nicht 15 oder 21 - es soll doch kein Fotoalbum werden.
  • Angehörige wollen die Alben nicht rausrücken. Ja - das ist doch verständlich. Gehen Sie darauf ein, gemeinsam eine Auswahl zu treffen und die Originale nur einmal auf einen Kopierapparat zu legen und dann nur mit den Kopien weiter zu arbeiten. Und wenn das nicht erlaubt wird, mahlen Sie mit Bleistift ungefähr die Konturen des Fotos in einen Rahmen, als Platzhalter. Vielleicht setzen die Angehörigen das Original in die Kopie der Fotobiografie ein, die Sie ihnen sicher machen werden.
  • Manche HeimbewohnerInnen haben keine Fotoalben (dabei). Und wenn, dann keine (anscheinend oder zunächst keine) für die Aufgabe geeigneten Bilder. Das kann es geben. Aber die Aufgabe heißt ja auch nicht, dass für alle KundInnen so ein Bilderlebenslauf angelegt werden soll. Wählen Sie bitte jemand anderen aus.

Hinweise für Praxisanleitung oder den Unterricht

Natürlich fördert so etwas auch die Kreativität und die Fähigkeit zur ordentlichen grafischen Gestaltung.

Die Notengebung fällt dafür meistens ganz leicht. Nicht zuviele Kriterien. Gerechtigkeit ist bei so einer Aufgabe nur relativ.

Gemacht - nicht gemacht ist ein Kriterium. Schön oder wunderbar ein anderes Kriterium. Mehr braucht es fast nicht. Die formale Aufgabenerfüllung sollte kein zu starkes Gewicht haben. Schließlich tasten sich SchülerInnen bei dieser Aufgabe an Fähigkeiten in sich und ihrer Umgebung heran, die sie bisher kaum kennengelernt haben.


Erweiterung mittels Foto-CD

Idee, um es evtl. zu erweitern: mit den Möglichkeiten der Foto-CD läßt sich da manches weiterspinnen. Technisch könnte diese Schau mit dem DVD-Player an jeden Fernseher angeschlossen werden?

Die Einladung zu einem runden Geburtstag. Einbau des Heimalltags. Das eigene Fotoalbum bei schlechtem Augenlicht am Fernseher betrachten. Eine Dia-Schau kann für an Demenz erkrankte Personen eine prima Ablenkung sein, die immer wieder betrachtet werden mag (die Betonung liegt auf: kann sein).

Mit einem Mix aus eigenen Bildern und zeitgeschichtlichen Aufnahmen, die die betroffene Person mag /schätzt (nicht erschreckt) gibt es eine Art Film, der mit Besuchenden immer mal wieder gern durchgeschaut wird - weißt du noch ...... Musikschnippsel aus Schlagern dazu sinnd leicht verfügbar.

Übrigens kann für Trauernde das Betrachten so einer CD auch eine Art Ritual sein, das das Abschiednehmen erleichtert. Wir sammeln also evtl. nicht "nur" für die Pflege sondern bereiten ein lang anhaltendes Geschenk vor.

siehe auch

Literatur

  • Hans Wittig, Claudia Abler: Gerontologie-Glossar. Adelsheim, 1994. Stichworte Fotobiografie, Papiercomputer zum Lebenslauf.
  • Hans Bude: Rekonstruktion von Lebenskonstruktionen - eine Antwort auf die Frage, was die Biographieforschung bringt, in: Kohli, M./Robert, G. (Hg.), Biographie und soziale Wirklichkeit. Neue Beiträge und Forschungsperspektiven, Stuttgart 1984
  • Barbara Günther-Burghardt, Helga de Freese-Weers: Als ich Kind war. Fotografien und Geschichten zur Erinnerungspflege mit alten und dementen Menschen. verlag modernes lernen borgmann publishing (Dortmund) 2005. ISBN 3-938187-01-8 . 30 Seiten/30 farbige Fotokarten in Schachtel. Als Anregungen für die Erinnerungspflege besonders bezogen auf eine "weibliche Kindheit". Rezension hier von Rüdiger Koch.
  • Martin Kohli: Soziologie des Lebenslaufs, Darmstadt 1978
  • G. Rosenthal: Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibung, Frankfurt am Main 1995
  • Hans Georg Ruhe: Methoden der Biografiearbeit. Lebensspuren entdecken und verstehen. Weinheim, Beltz, 152 S. ISBN 3407558821; 2003
  • Angelika Scholich, Ingrid Sevecke, Petra Wienß, Heike Pischke (Fotos):Diakonie in Düsseldorf. Leben im Altern Zentrum Benrath, Fotokiste. Zur Biografiearbeit mit dementen Menschen. Vincentz Verlag (Hannover) 2003. Zwar ein anderer Ansatz; aber ... socialnet-Rezension hier



  • Weitere Literatur zur Bedeutung der Biografie befindet sich nach Thembereichen sortiert in dem
zusätzlichen Artikel Biografie-Büchersammlung (hier klicken)

Weblinks


Weitere Fragen:

--- Welche Geschichtskenntnisse benötigt eine/ein Pflegende / -er in der Altenpflege?

Um Zusammenhänge der Biografie der betreuten Personen zu verstehen, sind sicher Kenntnisse über die Geschichte und Sozialgeschichte der betreffenden Lebensspanne, der durchlebten Jahrzehnte sinnvoll. Für die Altenpflege wäre also zur Zeit die Geschichte des 20. Jahrhunderts von besonderem Interesse. Zumindest die groben Eckdaten etwa seit dem Ende der Kaiserzeit/1. Weltkrieg, bzgl. sehr hochbetagter Personen vielleicht auch schon ab 1900. Neben den Schlaglichtern und Eckdaten liegt das Hauptaugenmerk dabei auf der Sozialgeschichte.

also z. B:


--- Wie Angehörige in die Pflegeplanung einbeziehen?