Madentherapie

Aus Familienwortschatz
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Die Madentherapie wird bei infizierten, chronischen, stark belegten und feucht-nekrotischen Wunden angewendet.


Indikation

Indikation ist oftmals eine Ultima ratio vor Amputation, z.B. bei chronischen infizierten, therapieresistenten, feuchten, tiefen zerklüfteten, stark belegten Wunden. Die Behandlung mit Maden eignet sich gut für Wunden mit freiliegenden Knochen und Sehnen, wo eine chirurgische Abtragung heikel wäre. Die Maden greifen kein gesundes Gewebe an, sondern lösen nur abgestorbene Gewebereste auf. Sehr gut eignet sich die Madentherapie bei ausgedehnten Weichteil- und Knocheninfektionen, chronischen Hautgeschwüren (vor allem beim diabetischem Fußulcus), Dekubitus und Ulcus cruris. Vorraussetzung ist ein feuchtes Wundmilieu.

Kontraindikation

Als Kontraindikationen gelten:

Wirkung

Die weibliche Fliege legt auf Aas oder Wunden in drei Wochen 2000-3000 Eier. Diese schlüpfen nach einem Tag und sind 1-2mm groß. Innerhalb von 5 bis 11 Tagen wachsen sie zu 1 cm heran, dabei ernähren sie sich von totem Gewebe. Genau dieser Zeitraum von 2 bis 6 Tagen wird genutzt für die Wundbehandlung. Dies geschieht in der Medizin aber mit speziell zubereiteten Larven.

Die von Fliegen gelegten Eier werden von dem Pharmalieferanten vor dem Schlüpfen der Larven sterilisiert und mit einer hygienisch einwandfreien Nährlösung in einer definierten Menge geliefert. Sie können entweder direkt auf die Wunde gegeben werden oder in einer Art Teebeutel auf die Wunde gelegt werden. Dann folgten diese Schritte:

  • Die Maden der Schmeißfliege Lucilla sericata oder Lucilla cuprina sondern als Verdauungssekret proteolytische (eiweisslösende) Enzyme (u.a. Kollagenase) in ihrem Speichel ab.
  • Das abgestorbenes Wund-Gewebe wird davon angedaut und verflüssigt. Gesundes Gewebe bleibt intakt.
  • Der entstandene Wundbrei dient den Maden als Nahrung, d. h. die Maden saugen diese verflüssigten Gewebsreste auf.
  • dabei verdauen sie auch die darin enthaltenen Bakterien mit.
  • Die physiologische Wundheilung wird durch das Entstehen eines "sauberen" Milieus gefördert.
  • Die nun nicht mehr benötigten Maden können entfernt werden (abgesammelt, herausgespült).

Anwendung

  • Die Maden werden unter sterilen Kautelen gezüchtet
  • Sie können in Plastikröhrchen a 200 Stück in der Apotheke bestellt und auf eine Gaze aufgetragen werden; die Maden bewegen sich dann frei in der Wunde. Es gibt auch fertige semi-permeable (halbdurchlässige) Beutelpackungen (Bio-Bag), die Maden enthalten. Dabei verbleiben die Maden im Beutel, was vom Patienten eher toleriert wird.
  • Sie sollen innerhalb von 12h nach Auslieferung aufgetragen werden, ansonsten kühl 4 bis 8°C und lichtgeschützt gelagert werden.
  • Pro cm² Wunde werden 10 Maden eingebracht, die Nylon-Gaze wird lückenlos wie ein Käfig auf die Wunde aufgebracht, damit die Maden nicht aus der Wunde entfliehen können. Kompressen decken die Wunde locker ab.
  • CAVE: Die Wundauflage nicht okklusiv verbinden, da die Maden sonst absterben, sondern mit Mullbinden locker fixieren.
  • Das Auftragen wird erleichtert, wenn die Maden frisch aus dem Kühlschrank kommen, sie sind dann nicht so beweglich.
  • Die Maden werden 2 bis 4 Tage auf der Wunde belassen, dann hat sich die Anfangsgröße um das 10- bis 20-fache gesteigert. In feuchter Umgebung sterben die Maden dann ab, daher müssen sie ausgetauscht werden.
  • Die Anwendung wird bei größeren chronischen Wunden 3 bis 5 mal wiederholt, auch öfter.
  • Der Verband sollte täglich kontrolliert werden.


siehe auch


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