Defibrillation

Aus Familienwortschatz
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Ein im Rettungsdienst verwendeter Defibrillator mit EKG-Funktion
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Manueller Defibrillator

Definition

Als Defibrillation bezeichnet man die kontrollierte Abgabe eines "Elektroschocks" an den Herzmuskel. Dies hat zum Ziel, dass alle Myokardzellen zeitgleich anspannen und anschließend wieder entspannt werden, also in den erregbaren Zustand gelangen.

Die Position der Defibrillationselektroden

Der "Elektroschock" wird mit Hilfe eines sogenannten Defibrillators abgegeben. Dabei unterscheidet man monophasische und biphasische Geräte. Hierdurch wird lediglich die Richtungsabgabe der Energie (gemessen in Joule) bezeichnet (mono = in eine Richtung; bi = aus beiden Richtungen).

Wichtig

  • Sowohl bei der Kardioversion, als auch bei der Defibrillation darf niemand den Patienten oder das Bett berühren, im Augenblick der Schockabgabe!!! (Der "Elektroschock" würde sich auch auf diese Person übertragen = Lebensgefahr!!!)
  • Der Patient darf keine metallischen Gegenstände tragen (Ringe etc.), wegen der Verbrennungsgefahr (Im Notfall sind die Prioritäten hier natürlich anders gesetzt)
  • Dem Patient soll ein vorhandenes Gebiss rausgenommen werden. Dieses könnte sonst durch den bei der Reanimation ausgelösten Krampf zerbrechen oder durch Lockerung die Atmung verlegen.
  • Der Patient muss bei der Kardioversion nüchtern sein!!! (Aspirationsgefahr)
  • Der Patient sollte anschließend mittels Monitor überwacht werden

Indikationen

Defibrillation:

  • Kammerflimmern, -flattern,
  • pulslose ventrikuläre Tachykardie.

Kardioversion:

  • (supra)ventrikuläre Tachykardie,
  • Vorhofflimmern, -flattern.

Kontraindikationen

Da die Defibrillation eine Notfallmaßnahme darstellt gibt es hier keine Kontraindikationen.

Kardioversion:

Defibrillation

Bei der Defibrillation werden die Herzmuskelzellen depolarisiert, sie werden quasi "auf Null gesetzt". Die zuvor im Ventrikel kreisenden Erregungen werden hierdurch komplett unterbrochen und das Herz hat nun die Chance die Erregungsbildung wieder in ihrem natürlichen Weg ablaufen zu lassen (Reizleitungssystem).

Vor der Defibrillation muss das EKG betrachtet werden, da nicht jede elektrische Herztätigkeit defibrilliert wird. Zeigt das EKG Kammerflimmern oder Kammerflattern, so muss defibrilliert werden um oben genanntes Ziel zu erreichen.

Da bei einer ventrikulären Tachykardie keine QRS-Komplexe mehr zu erkennen sind, wird die Defibrillation nicht EKG gesteuert durchgeführt!

Bei dem Verdacht eines Kreislaufstillstandes sollte eine Sofortableitung eines Notfall-EKG mithilfe von großflächige Plattenelektroden (Paddel) durchgeführt werden, weil das Anlegen von Klebeelektroden einen zu hohen Zeitaufwand erfordert. Die beiden Paddel sollten in folgende Positionen gebracht werden (Abbildung 6):

  • Paddel: rechts, parasternal unterhalb der Klavikula
  • Paddel: links, in der vorderen Axillarlinie in Höhe des fünften Interkostalraumes über der Herzspitze.

Cross-Check

Bei einer ventrikulären Tachykardie (Kammerflimmern) sind die Paddel in ihrer Position zu tauschen, so genannter Cross-Check:

  • Paddel: rechte vordere Axillarlinie, in Höhe des fünften Interkostalraumes.
  • Paddel: links, parasternal unterhalb der Klavikula.

Dies dient zum Auschluss von eventueller Störungen im EKG, die einen defibrillierbaren Rhythmus vortäuschen, obwohl es sich eigentlich z. B. um eine Asystolie handelt.

Kardioversion

Die (elektrische) Kardioversion ist in der Regel keine Notfallmaßnahme und erfolgt fast ausschließlich geplant. Sie wird EKG-gesteuert durchgeführt. Im optimalem Fall wird neben der EKG-Ableitung II, die über die Geräte-Paddles (Apex und Sternum) abgeleitet wird, ein Ruhe-EKG aufgezeichnet. Dies dient oftmals auch der zusätzlichen Dokumentation, wenn das EKG-Gerät über einen internen Speicher oder einen Drucker verfügt.

Bei der Kardioversion erfolgt die Abgabe des "Elektroschocks" R-Zacken-synchron, was einen gewichtigen Unterschied zur Defibrillation beschreibt (die nicht synchronisiert erfolgt). Mit "Synchronisation" ist gemeint, dass die Stromabgabe zwar durch den Anwender ausgelöst wird, das Gerät aber so lange verzögert, bis auf die R-Zacke "geschossen" werden kann. Dadurch wird vermieden, dass die Stromabgabe während der Refraktärphase der Erregungsausbreitung erfolgt. Würde in dieser Phase eine Stromabgabe erfolgen, kann dies zu Kammerflimmern, einer Form des Herz-Kreislauf-Stillstandes, führen. Ein weiterer Unterschied zur Defibrillation liegt darin, dass mit geringerer Stromstärke (initial 50 - 100 Joule) "geschockt" werden kann.


Bei der Kardioversion muss dem Patienten sowohl ein Hypnotikum als auch ein Benzodiazepin verabreicht werden! Als Hypnotikum wird ein kurzwirksames bevorzugt, damit der Patient nach der Behandlung nicht allzu lange schläft, z.B.Etomidat. Als Benzodiazepin wird meistens Midazolam (Dormicum ®) benutzt, da es eine anterograde Amnesie hervorruft.

Um das Risiko von Embolien zu minimieren wird der Patient generell, 3 Wochen zuvor und weiterführend 3-6 Wochen nach der Behandlung, antikoaguliert.

Komplikationen

Mögliche Komplikationen (gelistet nach Relevanz):

  • Schlaganfall, Lungenembolie (durch Loslösen von Thromben)
  • Auslösung zusätzlicher Herzrhythmusstörungen
  • Anaphylaxie (durch die verabreichten Medikamente)
  • Hautreaktionen (im Gebiet der Elektroden)

AED – Automatischer Defibrillator

Hinweisschild auf öffentlichen Defibrillator


Inzwischen gibt es vermehrt so genannte AEDs (automatische externe Defibrillatoren), sowie auch Halb-AED's. Sie werden beim Herzkreislaufstillstand eingesetzt. Das Gerät übernimmt die Aufgabe der EKG-Diagnostik und gibt, falls notwendig, die Defibrillation frei. Außerdem führen viele Geräte per optischen Signalen und Sprachbefehlen durch die Basismaßnahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW). Ein (optionaler) automatischer Sprachaufnahmemodus dient als Dokumentation. Diese Geräte sind so einfach zu bedienen, dass sie auch von Laienhelfern eingesetzt werden können. Zusätzlich sind sie nahezu wartungsfrei. Viele Kreise und Städte versuchen deshalb mit dem Vorhalten von AEDs an öffentlich-zugänglichen Orten die Zahl der Betroffenen, die einen plötzlichen Herztod erleiden, zu minimieren.

Angemerkt sei hier, dass medizinisches Fachpersonal einer Einweisung auf AEDs (als Medizinprodukt) bedarf. Die AED-Geräte sind durch die Hersteller aufgrund des automatischen täglichen Selbstest von jährlichen MPG-überprüfungen befreit.