Evidence based nursing

Aus Familienwortschatz
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evidence based nursing (EBN) (wörtlich "auf Tatsachen basierende Pflege") ist die Integration der derzeit besten wissenschaftlichen Belege in die tägliche Pflegepraxis unter Einbezug theoretischen Wissens und der Erfahrungen der Pflegenden, der Vorstellungen des Patienten und der vorhandenen Ressourcen.


Komponente von evidence based nursing:

  1. Wissenschaft (Forschungsergebnisse)
  2. klinische Erfahrung
  3. Patientenvorlieben, -erwartungen, -wünsche

4. Pflegepersonal


EB-Pflege heisst:

  1. Ergebnisse der Wissenschaft und der Pflegeforschung zur Entscheidungsfindung hinzunehmen
  2. Patienten und deren Wünsche und Vorstellungen berücksichtigen
  3. Gesamtsituation und die Anreize beachten
  4. Pflegefachkraft sollte ihre praktische Erfahrung in die jeweilige Situation einbringen.

Kurz: Sie sollte das best-verfügbare Wissen anbieten können.


NEUER EINTRAG


Thema:Evidence-based Nursing (EBN)

Fragestellung: Welche Bedeutung nimmt evidence based nursing in der beruflichen Altenpflegeausbildung ein?


Gliederung:

1. Ziele

2. Evidence-based nursing (EBN): Eine Begriffsdefinition

3. Die Wurzeln des evidence-based nursing

4. Die Methoden EBN

  • 4.1 Aufgabenstellung
  • 4.2 Fragestellung
  • 4.3 Literaturrecherche
  • 4.4 Kritische Beurteilung
  • 4.5 Implementierung und Adaption
  • 4.6 Evaluation der Wirkung

5. Probleme beim Einsatz von EBN am Arbeitsplatz in der Pflege

6. Implementierung von EBN in der beruflichen Altenpflegeausbildung

7. Relevanz und Fazit des Themas EBN in der beruflichen Altenpflegeausbildung

8. Literaturangaben und Verweise

1. Ziele

  1. Einen Einblick in EBN erhalten
  1. Aufzeigen, inwieweit das Konzept der EBN für die Berufsbildung zum/r AltenpflegerInnen relevant ist


2. Evidence based nursing: Eine Begriffsdefinition

Evidence-based Nursing (EBN) wird in der einschlägigen Fachliteratur vieldeutig beschrieben. Hierbei werde ich exemplarisch drei Definitionen herausgreifen. So steht für Schlömer (2000) EBN für Pflege, „die auf dem basiert, was wissenschaftlich bewiesen ist“. Thiel et. al (2001) ergänzt diese als brauchbar bezeichnete aber knappe Definition und führt an: 1. „mit Hilfe des Konzepts evidenzbasierter Interventionen soll der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis gewährleistet werden (…) 2. EBN will die Pflegepraxis professionalisieren (…) 3. drittens ist zu erörtern, unter welchen Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen EBN in die Praxis umzusetzen ist, wobei auch die didaktischen Implikationen des Konzepts berücksichtigt werden.“

Ein weiterer Definitionsversuch von Behrens&Langer besagt, dass Evidence-based Nursing die „Integration der derzeit besten wissenschaftlichen Belege in die tägliche Pflegepraxis [ist], unter Einbezug theoretischen Wissens und der Erfahrungen der Pflegenden, der Vorstellungen des Patienten und der vorhandenen Ressourcen“ (2004, S. 15). Dieser Definitionsansatz beinhaltet vier Komponenten einer pflegerischen Entscheidung nach DiCenso et. al. (1998) die lauten persönliche klinische Erfahrung der Pflegenden, vorhandene Ressourcen, Patientenwünsche bzw. -vorstellungen und Ergebnisse der Pflegeforschung, wobei bei einem Entscheidungsprozess die Komponenten klinische Erfahrung und Patientenwünsche gegenüber den anderen Komponenten überwiegen können. Dieser Ansatz beinhaltet den wichtigen Aspekt der Beteiligung der Patienten an Entscheidungsprozessen. DiCenso et. al. betonen (1998), dass es von grundlegender Bedeutung ist, die Patienten in klinischen Entscheidungen zu beteiligen. Für das tatsächliche pflegerische Tätigkeit bedeutet es, dass der Pflegende zunächst ein bestehende Behandlungssituation einschätzt und dabei Probleme, denkbare Zielsetzungen sowie Interventionen unter Hinzunahme persönlicher pflegerischer Erfahrung, Patientenwünschen und Rahmenbedingungen definiert. Wenn sich in diesem Prozess Fragen ergeben, die nicht weiter beantwortet werden können, ergibt sich daraus die Suche nach wissenschaftlicher Literatur die auf bester verfügbarer Evidenz basiert. Das Ergebnis der Literatursuche wird vom Pfleger wiederum unter Hinzunahme persönlicher pflegerischer Erfahrung, Patientenwünschen und Rahmenbedingungen auf die spezifische Pflegesituation überprüft und eventuell angewendet.

3. Die Wurzeln des evidence-based nursing

Genannt wird hier der Name Florence Nightingale. Sie „entwickelte erste Instrumente zur Beobachtung und präsentierte ihre Daten in Form von farbigen Balken und Tortendiagrammen (…) Später forderte sie öffentlich, dass staatliche Vorschriften für das Gesundheitswesen auf der Basis von Statistiken erstellt werden sollten. Der Ansatz, epidemiologische Erkenntnisse bzw. statistische Methoden in die (medizinische) Entscheidungsfindung aufzunehmen, wurde im letzten Viertel des vorangegangenen Jahrhunderts vor allem von David Sackett und Gordon Guyatt aufgegriffen und weiter entwickelt: die Evidencebased Medicine war geboren. Erst in den letzten Jahren entwickelte sich daraus auch eine Bewegung im Pflegebereich: Evidencebased Nursing“ (Hanns; Langer 2003, S. 3). Stellvertretend für die Entwicklung der Methode evidence-based Nursing stehen die Wissenschaftler/-innen der Mac Master Universität in Canada und die der Universität of York in England. Die Anfänge für ein Zentrum für Evidenz-basierte Pflege in Deutschland vollzogen sich 1998 unter der Leitung von Prof J.Behrens an der Universität Halle/Wittenberg (vgl. Schlömer 2000). Die wichtige Bedeutung für eine auf Forschung ausgerichtete Pflegeintervention und –evaluation zeigt sich in der wissenschaftlichen Arbeit von Heater et. al., die die Auswirkung der forschungsbasierten Pflegepraxis auf die Patienten-outcomes ermittelt hat (Heater et. al. 1988). Nach der Auswertung von 84 relevante Studien berichtet sie, dass Patienten, die eine auf forschungsbasierte Pflegeintervention erhielten, deutlich bessere Ergebnisse im Wissen über Gesundheitsverhalten sowie in psychologischer und physiologischer Hinsicht hatten im Vergleich mit den Patienten, die eine routinemäßige Pflege und Betreuung erhielten.


4. Die Methode EBN

Evidence-based Nursing beruht auf einer gemeinsamen pflegerischen Entscheidungshandlung und besagt, dass vorweg ein Problem erkannt und Lösungsalternativen gesucht werden, über die dann schließlich entschieden wird. Bei diesen pflegerischen Entscheidungen wirken die Bestimmungsgründe Externe Evidence und Interne Evidence aber auch Ökonomische Anreize und Vorschriften mit ein (vgl. Behrens&Langer 2004, 24+25). Das heißt, dass sich bei einer Entscheidungshandlung die Pflegeperson sich nicht ausschließlich auf seine persönlichen Erfahrungen berufen sollte, sondern seine Entscheidung auch auf externer Evidence aus Studien begründen sollte. Ausgehend vom Pflegeprozess ist die externe Evidence miteingebunden. Hierbei geht es darum, den Pflegebedürftigen bei einem gesundheitlichen Problem, zu einer Lösung zu verhelfen. Dabei gilt es folgende Aufgaben auszuführen: zunächst erfolgt die Problemerkennung, daran schließt sich die Strategieformulierung und Methode an, die auf einer gemeinsamen Interaktion von Pfleger und Pflegebedürftigen beruht; darauf folgt die Umsetzung. Als letzter Schritt werden die Ergebnisse evaluiert. Das Wissen über die Wirkung von Pflegehandlungen wird sowohl über Versuche und Erfahrungen aus der Perspektive interner Evidence der Pflegeperson als auch über die externe evidence bezogen, die hier von entscheidender Bedeutung ist. Jedoch betonen DiCenso et. al. (1998) eine Gefahr der Überbewertung von randomisiert kontrollierten Studien, die nicht immer qualitativ gut sind. Er macht deutlich, dass für ein Pflegeproblem einerseits die randomisierten Studien und systematische Übersichtsarbeiten für die Bewertung der pflegewissenschaftlichen Interventionen nötig sind und andererseits die qualitativen Studien, die die besten Designs sind, um die Patientenerfahrungen, -einstellungen und –überzeugungen zu verstehen. Jedes Forschungsdesign hat seine Stärken und Grenzen und es gilt letztendlich sicherzustellen, dass bei einer Beantwortung auf eine Pflegefrage das richtige Forschungsdesign gewählt wird. Die externe Evidence soll dazu verhelfen, die Pflegebedürftigen vor schmerzhaften und vergeblichen Versuchen bewahren und die beste Versorgung zu ermöglichen. Die externe Evidence wird mit Hilfe von sechs Schritten gefunden und gewertet (vgl. Behrens&Langer 2004, S. 34 – 36). Hierzu zeigen Johann Behrens und Gero Langer eine Methode auf, die aus sechs Schritten besteht. Diese 6 Schritte sind notwendig, um einerseits an ein sinnvolles und praxisorientiertes Ergebnis zu kommen; andererseits um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen (vgl. Behrens&Langer 2001, S. 36 – 37).


4.1Aufgabenstellung

An erster Stelle der sechs Schritte ist die Klärung des pflegerischen Aufgabenbereiches. Die Aufgabenstellung hat zudem ein zweiten Grund: So agiert die Pflegepraxis in vielgliedrigen arbeitsteiligen Zusammenhängen. Es ist wichtig die Inhalte und Verantwortlichkeiten zu definieren, denn Pflege arbeitet interdisziplinär. Aus diesem Grund müssen die Zuständigkeitsbereiche der Mitglieder eines Teams festgelegt sein. Der erste Schritt ist auch von Bedeutung, wenn erzielte Erkenntnisse in die Praxis implementiert werden sollen. Die Aufgabenstellung kann klar und eindeutig sein, in diesem Fall werden wenige Überlegungen angestellt werden. Andererseits gibt es sehr komplexe Aufgabenstellungen, die sich mit anderen Berufen und multidisziplinären Interessen überschneiden (vgl. Behrens&Langer 2004, S. 65 – 66).


4.2 Fragestellung

Nachdem einem die pflegerische Aufgabe bewusst ist und das zu lösende Problem zu den Pflegeaufgaben zählt, wird ausgehend vom Problem eine Fragestellung formuliert. Dabei kann einem die Zuhilfenahme eines PIKE-Schemas sehr nützlich sein. So wird einem das Problem bewusster und zugleich auch aus anderer Perspektive beleuchtet. Für eine Interventionsstudie empfiehlt sich das folgende Schema:

  • Pflegebedürftiger (P)
  • Intervention (I)
  • Kontrollintervention (K)
  • Ergebnismaß (E)


Ein Beispiel

  • P: Bettlägerige Pflegebedürftige ohne Dekubitus
  • I: zweistündliche Lagerung
  • K: vierstündliche Lagerung
  • E: Dekubitusrate

Das PIKE-Schema berücksichtigt nun die wichtigsten Aspekte des Pflegeproblems und mit Hilfe dieser Gliederung kann eine Fragestellung formuliert werden, die folgendermaßen lauten könnte: Kann bei bettlägerigen Pflegebedürftigen ohne bestehenden Dekubitus durch einen zwei- im Vergleich zu einem vierstündigen Lagewechsel die Entstehung von Dekubitus reduziert werden? (vgl. Behrens&Langer 2004, S. 72 – 73).


4.3 Literaturrecherche

Ausgehend von dieser Fragestellung wird eine Literaturrecherche durchgeführt, durch die relevantes Forschungswissen bei Pubmed, Medline, Cochrane Library, DIMDI, Chinahl, gefunden werden kann. Aber auch Pflegezeitschriften können einen guten Überblick über neue Entwicklungen, Gesetze und aktuelle Diskussionen verschaffen. So zum Beispiel: Pflege; Pflegezeitschrift; Dr. med. Mabuse; Die Schwester/Der Pfleger und Evidence-Based Nursing. Für welche Literatur oder Datenbanken man sich entscheidet, hängt von persönlichen Vorlieben, von dem Schwerpunkt der Datenbank und natürlich vom finanziellen Spielraum ab (vgl. Behrens&Langer 2004, S. 79 – 92).


4.4 Kritische Beurteilung

An dieser Stelle findet die kritische Bewertung der gefundenen Literatur statt. Dabei wird sie kritisch auf Brauchbarkeit, Aussagekraft, Glaubwürdigkeit und Anwendbarkeit geprüft. In der Evidence-based Nursing ist dieser Aspekt sehr relevant, denn man sollte seine Interventionen nicht aufgrund einer Studie verändern, die erhebliche Mängel im Design aufweist oder deren untersuchte Patientengruppe nicht auf die eigene (Problem)Situation übertragbar ist. Als nützliches Instrument zur Beurteilung haben sich diverse Beurteilungsbögen erwiesen, die auf den jeweiligen Studientyp ausgerichtet sind. So gibt es Beurteilungshilfen für Diagnosestudien, Systematischen Übersichtsarbeit / Meta-Analyse, Qualitativen oder Quantitative Studien, randomisiert kontrollierte Studien, Kohorten Studien, kontrolliert klinische Studien, Fall-Kontroll-Studien, Querschnittsstudien (vgl. Behrens&Langer 2004, S. 105 – 201).


4.5 Implementierung und Adaption

Hierbei sollte das bestgefundene Wissen in einem Pflegeplan implementiert werden und es gilt nun zu überlegen, wie die Ergebnisse in der Praxis übertragen werden können. Jedoch sollten die pflegerische Entscheidung (vor dem Hintergrund der Studienergebnissen) gemeinsam mit den Pflegebedürftigen getroffen werden. Entscheidet sich ein Pflegebedürftiger dagegen, so obliegt es dem Expertenwissen und der Kompetenz der Pflegenden, die Interessen des Patienten einfließen zu lassen und eine qualitativ gute Pflege zu praktizieren (vgl. Behrens&Langer 2004, S. 213 – 225).


4.6 Evaluation der Wirkung

Hier stellt sich heraus, ob die ersten 5 Schritte wirklich an den Bedürfnissen der zu pflegenden Personen orientiert sind. An dieser Stelle wird geprüft bzw. beurteilt, ob das erwartete Ergebnis eingetreten ist, den eigenen Bedürfnissen nicht mehr entspricht oder ob etwas besser möglich gewesen wäre (vgl. Behrens & Langer 2004, S. 227 - 229). Wie aus den Ausführungen deutlich wird, orientiert sich die Anwendung von EBN keineswegs nur an „die statistische und hermeneutische Beurteilung von Forschungsarbeiten. Vielmehr stellt Evidence-based Nursing die Frage, ob und wie fremde, wissenschaftlich überprüfte Erfahrung in das eigene Arbeitsbündnis zwischen einem einzigartigen Pflegebedürftigen und einem professionell Pflegenden einbezogen werden kann“ (Behrens&Langer 2004, S. 21).

Darüber hinaus hat gemäß Haynes et. al. (2007) Evidence-based Nursing die spezifischen Zwecke, zum einen, die gewählten vordefinierten Kriterien, die besten quantitativen und qualitativen Original- und Übersichtsartikel auf ihre Bedeutung hin zu identifizieren, die die Ursache, den Grund, die Einschätzung sowie die Prävention und die Behandlung die von den Pflegepersonen dokumentiert werden sowie die Qualitätsverbesserung implizieren. Zum anderen hat sie die Funktion, diese Literatur in Form eines strukturierten Abstracts zusammenzufassen, die die Fragestellung, die Methoden, Resultate und die wissenschaftlich belegten Einschlusskriterien von Studien in einer reproduzierbaren und genauen Darstellung/Form beschreiben. Auch hat sie den Zweck im Kontext jedes einzelnen Artikels eine qualifizierte fachmännische Erläuterung in Bezug auf ihre Methoden und klinischen Anwendungen abzugeben, welche die Ergebnisse rechtfertigen bzw. garantieren. Darüber hinaus hat EBN den Zweck, die Zusammenfassungen in einer angemessenen Darstellung/Form an die Pflegepersonen weiterzugeben.

Dabei ist aber zu beachten, dass EBN nur zielführend ist, „wenn man davon ausgeht, dass pflegerisches Handeln Auswirkungen auf die Pflegeempfänger hat, Pflegekräfte autonome Entscheidungen hinsichtlich der Versorgung treffen können, eine forschungsbasierte Pflegepraxis notwendig ist und Pflegen mehr als Handwerk und Denken auch Arbeit ist“ (Panfil 2005, S. 457). Auch wenn die Methode EBN als Notwendig angesehen und auch Umsetzungsmöglichkeiten positiv beurteilt werden, so sind darüber hinaus die Hindernisse und Schwierigkeiten nicht außer Acht zu lassen (vgl. Panfil 2005, S. 457; vgl. Behrens, Langer 2004, S. 13). Dabei verweise ich auf das Kapitel 5 und 6, in denen ich auf die Problematik der Anwendung in die Pflegepraxis und die Implementierung von wissenschaftlich fundierter Pflege in der Altenpflegeausbildung näher eingehen werde. Zentraler Punkt wird aber sein herauszufinden, welchen Stellenwert Evidence-based Nursing in der Altenpflegeausbildung einnimmt


5. Probleme beim Einsatz von EBN am Arbeitsplatz in der Pflege

Auch wenn die Bedeutung der evidencebasierten Praxis in der Pflege anerkannt wird, empfinden es die Pflegerpersonen als schwierig, die Methode EBN im Berufsalltag umzusetzen. Zum einen weil sie keinen Zugriff auf die Informationen haben und zum anderen, weil sie den Wert einer Studie nicht beurteilen können (vgl. DiCenso et. al. 1998; vgl. Muhlhall 1998). Darüber hinaus wird die heutige Arbeitsrealität von Pflegepersonen als wenig geeignet angesehen, die Arbeitsschritte der evidence-basierten Praxis durchzuführen. Hierbei werden mehrere Faktoren genannt, weshalb Widerstände, aber auch Hindernisse und Schwierigkeiten beim Einsatz von EBN entstehen:

  • Fehlendes Basiswissen bzw. mangelnde Ausbildung in der Suche und kritischer Beurteilung von Informationen
  • Eine professionelle Ideologie, die die Betonung eher auf praktische Kenntnisse legt als auf intellektuelle.
  • Mangel an Zeit
  • Sprachliche Probleme
  • Ungenügende Ressourcen
  • Kein Computer, Internetzugänge und Literatur am Arbeitsplatz
  • Qualitativ unzureichende Personalschlüssel in Altenheimen
  • Begrenzter Zugang zur Literatur
  • Unzureichende Handlungsspielräume für die Umsetzung von EBN
  • Ein Arbeitsumfeld, die die Suche nach Informationen nicht fördert

(vgl. Panfil, Wurster 2001; vgl. Ollenschläger 2007, S. 124; vgl. Panfil 2005; vgl. DiCenso et. al. 1998)


6. Implementierung von EBN in der beruflichen Altenpflegeausbildung

Aus den vorangegangenen Überlegungen und der Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung, ergaben sich folgende Fragestellungen, die ich näher bearbeiten werde. Inwieweit muss Pflegepraxis wissenschaftlich fundiert werden und findet der EBN-Ansatz in der Altenpflegeausbildung an der Berufsschule Berücksichtigung? Die erste Frage sollte mit ja beantwortet werde, denn wenn Pflegeanwendungen bei Pflegebedürftigen Linderung oder Heilung von Pflegeproblemen bewirken sollen und die beste Vorsorgung das Ziel ist, dann sollte auch bewiesen sein, welche Maßnahme auf gesicherten pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und somit die richtige ist. Denn Pflegebedürftige vertrauen sich der Pflegeperson an, bei denen sie nicht unnötigen Qualen und gefährlicher Pflege ausgesetzt sind. Hinsichtlich der zweiten Fragestellung stehen die Pflegepersonen einer Vielzahl von Erwartungen gegenüber, die besagen, dass sie die an ihnen gestellten Aufgaben und die Wissenschaft in der Pflege beherrschen sollen unter dem Sachverhalt, diese kritisch zu durchdenken, immer auf den aktuellsten Stand der Pflegemaßnahmen zu sein sowie dabei wissenschaftlich bewiesene Forschung anzuwenden. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten täglich anzuwenden und Entscheidungen in der Pflegepraxis zu treffen heißt letztendlich Evidence-based Nursing anzuwenden (vgl. Behrens und Langer 2004, S. 13). Diese an die Pflegepersonen gestellten Anforderungen machen es erforderlich, wissenschaftlich bewiesene Erkenntnisse und die EBN-Methode in die Ausbildung einzubeziehen. Diese Notwendigkeit birgt aber auch Hindernisse bzw. Schwierigkeiten, die jedoch als Herausforderung für die Anwendung und Implementierung von EBN in der Ausbildung gesehen werden kann. Diesbezüglich kann man Panfils Ausführungen entnehmen, dass hinsichtlich der Kompetenzen der Pflegekräfte sowohl „Kenntnisse zum Lesen englischsprachiger Studien, zur Recherche oder Analyse von Studien“ als auch „reflexive Auseinandersetzungen mit Betreuungs- und Pflegesituationen, die die unverzichtbare Grundlage zum Formulieren von Fragestellungen darstellen, notwendig sind (vgl. Panfil 2005; vgl. Panfil, Wurster 2001). Hinsichtlich der Ressourcen für die Umsetzung von EBN wird von ihr beschrieben, dass den Pflegekräften ausgehend von den Rahmenbedingungen die Anwendung von EBN erschwert werden. Genannt wird an dieser Stelle, das fehlen von Computern, Internetzugängen und Literatur sowie der zu eng gesetzte Zeitrahmen in der ambulanten Pflege und qualitativ unzureichendem Personalschlüssel in der stationären Pflege (vgl. Panfil 2005). Wie aus den bisherigen Ausführungen deutlich wird, stellt EBN eine hohe Anforderung an Pflegeperson aber auch an die Berufswirklichkeit und Ausbildung dar. Ausgehend von der Betrachtung des aktuellen Altenpflegegesetz (AltPflG) von 2006 erwerben Altenpflegende, im Rahmen ihrer beruflichen Ausbildung, das Wissen das erforderlich ist, wissenschaftlich fundierte Informationen hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit, Aussagekraft und Anwendbarkeit zu beurteilen. Die Begründung liegt darin, dass sich die Forderung nach EBN im aktuellen Altenpflegegesetz dokumentieren lässt, wobei aber darauf hingewiesen werden muss, dass der Begriff EBN hier nicht explizit genannt wird. So lassen sich an dieser Stelle folgende Andeutung finden: AltPflG § 3 (1) „ ... die sach- und fachkundige, den allgemein anerkannten pflegewissenschaftlichen, insbesondere den medizinisch-pflegerischen Erkenntnissen entsprechende, umfassende und geplante Pflege … (Altenpflegegesetz 2006, S. 3). Nun stellt sich an dieser Stelle die Frage, inwieweit im Bildungsplan für AltenpflegerInnen die Lernfelder diesen Anspruch in der Pflegeausbildung berücksichtigen. Bei der Sichtung der 33 Lernfelder, bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass der wissenschaftliche Anspruch im Lernfeld 28, auch wenn hier die Methode EBN nicht genannt wird, berücksichtigt wird. Die Umwandlung wissenschaftlich bewiesener Erkenntnisse in die pflegerische Ausbildung wurde somit vollzogen, auch wenn die EBN-Methode nicht explizit genannt wird. Inwiefern pflegewissenschaftliches Arbeiten inhaltlich und methodisch-didaktisch in den restlichen Lernfeldern Berücksichtigung finden, kann hieraus nicht ersehen werden. Aber Lernfelder haben ja den Anspruch, Fächerübergreifend zu arbeiten. Die Auszubildenden sollten dafür sensibilisiert werden, ihr Wissen nicht ausschließlich auf althergebrachte Erfahrungen und vorgefertigten Meinungen zu beziehen, sondern ihr Pflegehandeln auf der Basis des lebenslangen Lernens kritisch zu hinterfragen. Darausfolgend ergibt sich für EBN die Möglichkeit gesichertes Wissen anzuwenden und zur Professionalisierung beizutragen.


7. Relevanz und Fazit des Themas EBN in der beruflichen Altenpflegeausbildung

Es findet ein Wandel in der Gesundheitsversorgung statt. So orientiert sie sich zunehmend an einer Zweckmäßigkeit und Nutzen ausgerichteten Gesundheitsversorgung und nicht mehr allein an die Wirksamkeit und heißt, das unter Berücksichtigung von Kosten eine effektive, effiziente, adäquate und qualitativ hochwertige Pflege zu gewährleisten ist. Darüber hinaus soll der Status der zu Pflegenden Personen durch eine definierte pflegerische Tätigkeit nachweislich verbessert werden (vgl. Ollenschläger 2007, S. 120; vgl. Raspe 2001, S.42, WHO 1999, S. 155 - 157). Unter diesem Aspekt wird den Methoden der „Evidenzbasierten Gesundheitsversorgung“ eine hohe Bedeutsamkeit zugeschrieben, die besagt, dass mit ihrer Hilfe wissenschaftlich belegte Informationen und Erfahrungen hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit, Aussagekraft und Anwendbarkeit beurteilt werden kann (vgl. Ollenschläger 2007, S. 120). Daraus schließt, dass für den Evidenzanspruch sowohl die Wirksamkeit als auch die Zweckmäßigkeit einer Intervention von Bedeutung ist (vgl. Raspe 2001, S.43). Dieser Anspruch findet auch in der Sozialgesetzgebung Berücksichtigung. Diese gesetzlichen Vorgaben verlangen, dass medizinische, therapeutische und pflegerische Leistungen wirksam, zweckmäßig und wirtschaftlich erbracht werden. „Mit der am 1.1.2000 in Kraft getretenen Fassung des SGB V wurden erstmals evidenzbasierte Leitlinien in der Sozialgesetzgebung verankert, was auch pflegerische Interventionen betrifft. Zweitens wird zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität gemäß wissenschaftlicher Kenntnisse verpflichtet; und in § 135a Abs, 2 SGB V wird drittens die Verbesserung der Ergebnisqualität gefordert. Dies verpflichtet Pflegefachkräfte, Forschungsergebnisse in die Praxis zu übertragen und Interventionen zu evaluieren“(Thiel et. al. 2001, S. 268). Wie im Kapitel 6 bereits erwähnt, lässt sich die Forderung nach EBN auch im aktuellen Altenpflegegesetz (AltPflG) und Bildungsplan für AltenpflerInnen von 2006 finden. Aber auch in der Literatur wird einschlägig auf die Relevanz der Einführung von EBN in der Pflegeausbildung hingewiesen (siehe Thiel et.al. 2001, Panfil 2005, S. 463, Robert Bosch Stiftung 2001, S. 34). Das für die Pflege der umfassende EBN-Begriff erforderlich ist, zeigt Gross (2004) unter folgenden Punkten auf: „damit

  1. individuelle patientenzentrierte Pflege möglich ist
  2. Institution und Evidenz durch systematische Reflexion geschult, kombiniert und transparent werden sowie
  3. Die besten Entscheidungen gemeinsam mit einem gut informierten Patienten gefällt werden.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass pflegewissenschaftliche Erkenntnisse unverzichtbare Grundlage pflegerischen Handelns werden müssen, wenn Pflege in Zukunft beruflichen und gesellschaftlichen Herausforderungen adäquat begegnen will. Dieser Anspruch lässt sich nur erreichen, wenn sich Fähigkeitsprofil für Pflegende ändert. „Für eine evidenzbasierte Pflegepraxis sind Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens essentiell. Das umfasst auf der einen Seite die Fähigkeit, wissenschaftliche Texte zu finden, zu verstehen und zu bewerten, auf der anderen Seite aber auch die Fähigkeit, Probleme abstrakt, das heißt losgelöst von unmittelbaren Handlungsvollzügen, zu bearbeiten“ (Thiel et.al.2001). Darüber hinaus ist aber auch darauf zu achten, dass klinische Vorerfahrungen der Pflegepersonen in den Pflegeprozess Miteinfließen. EBN verbindet somit die klinischen Erfahrungen und die besten wissenschaftlichen Belege unter dem Prinzip individueller patientenorientierter Pflegeintervention. Gerade die klinischen Vorerfahrungen trennen die evidence basierte Pflege von der „Kochbuchpflege“, die zur blinden Anwendung von Regeln und Richtlinien führt (vgl. DiCenso, Cullum 1998)


8. Literaturangaben und Verweise

  1. Behrens, Johann, Langer, Gero (2004): Evidence-based Nursing – Vertrauensbildende Entzauberung der Wissenschaft, Bern; Göttingen; Toronto; Seattle: Verlag Hans Huber
  1. DiCenso, Alba; Cullum, Nicky; Ciliska, Donna (1998): Implementing evidence-based nursing: some misconceptions. Evidence based nursing Vol. 1, 38 – 40
  1. Haynes RB; Mulrow CD; Huth EJ; et. al. (2007): Purpose and procedure. Evid. Based Nurs.10, 98-99
  1. Heater BS, Becker AM, Olson RK. (1988): Nursing interventions and patient outcomes: a meta-analysis of studies. Nursing Research Sep-Oct; 37(5):303-307.
  1. Ollenschläger, Günter (2007): Institutionalisierung der Qualitätsentwicklung in der Pflege – Gutachten für die Bundeskonferenz zur Qualitätssicherung im Gesundheits- und Pflegewesen e.V.(BUKO-QS)
  1. Panfil, Eva Maria; Wurster, Jahin (2001): Evidenzbasierte Pflege. Dr. med. Mabuse 131 (Mai/Juni 2001), S. 33 – 36
  1. Panfil, Eva Maria (2005): Evidence-based nursing: Definition, Methoden, Umsetzung. Printernet 09/05, 457 - 463
  1. Raspe, Heiner (2000): Grundlagen und Theorie der evidenzbasierten Medizin in: Lehrbuch Evidenzbasierter Medizin in Klinik und Praxis; hrsg: von Kunz; Ollenschläger; Raspe; Jonitz; Kolkmann, Köln: Deutscher Ärzte-Verlag
  1. Schlömer (2000): Evidence-based nursing. Eine Methode für die Pflege? Pflege 13, 47 - 52
  1. Thiel, Volker; Steger, Kai-Uwe; Josten, Cornelia; Schemmer, Eckard (2001): Evidence-based nursing: zwischen Forschung und Praxis. Pflege 14, 267 - 276


Internetquellen

  1. Altenpflegegesetz (2006): Gesetze über die Berufe in der Altenpflege,
http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/Politikbereiche/aeltere-menschen,did=31080.html(Zugriff am 04.12.07)
  1. Hanns, Stephanie; Langer, Gero (2003): Evidence-based Nursing - Hallesche Beiträge zu den Gesundheits- und Pflegewissenschaften, 2. Jahrgang, Heft 1,
http://www.medizin.uni-halle.de/pflegewissenschaft/journal/ (Zugriff am 20.12.07)
  1. WHO (1999) Das Rahmenkonzept „Gesundheit für alle“ für die Europäische Region der WHO, Europäische Schriftenreihe „Gesundheit für alle“, Nr. 6

http://www.euro.who.int/eprise/main/WHO/InformationSources/Publications/Catalogue/20040130_5? language=German (Zugriff am 04.12.07)

  1. Robert Bosch Stiftung (2001): Pflege neu denken – Zur Zukunft der Pflegeausbildung,
http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/4388.asp?q=Die%20Zukunft%20der%
20Pflegeausbildung%202000&site=www_bosch-stiftung_de&client=www_bosch-stiftung_de&lr=lang_de 
(Zugriff am 12.01.08)

Verweise: Einen guten Überblick bekommt man auf folgender Web-Seite:Institut für Gesundheit und Pflegewissenschaft, http://www.medizin.uni-halle.de/pflegewissenschaft/index.php?id=347






siehe auch

evidence - evidence based practice, evidence informed practice, best practice, Theoriebildung in der Pflegewissenschaft


Literatur

Bücher:


Zeitschriften:

Weblinks

en:evidence based nursing it:Evidence_based_nursing