Leitfaden-Interview

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Unter der Kategorie Leitfaden-Interviews werden eine Reihe verschieden gestalteter Interviewverfahren zusammengefasst, die für unterschiedliche Zielgruppen und Fragestellungen konzipiert sind.

Es besteht die Erwartung, dass mit der relativ offenen Gestaltung der Interviews die Sichtweisen der befragten Personen eher zur Geltung kommen als in standardisierten Interviews oder Fragebögen. Mitunter wird auch der Begriff des „teilstandardisierten Interviews“ für das Leitfaden-Interview verwendet (Lit.: Flick 2004) .


Einsatzbereich

  • alle Themen bzw. Rekonstruktion sujektiver Theorien
  • Interviewer will von allen Informanten ähnliche Dinge erfragen



Kennzeichen

Kennzeichen von Leitfaden-Interviews:

  • Allgemeine Technik des Fragens mit flexiblen Fragenkatalog als Gerüst zur Datenerhebung und Datenauswertung
  • mit offenen, hypothesengerichteten und Konfrontationsfragen
  • Strukturierung der Interviewinhalte durch SLT, induktiv- deduktives Vorgehen
  • Vorschläge zum Ausdruck impliziten Wissens machen
  • Leitfaden kann im Laufe der Interviews überarbeitet werden und neue Ideen einfließen lassen
  • Komplexe, anspruchsvolle Methode und schwierige Auswertung
  • mehr oder minder offen formulierte Fragen in Form eines Leitfadens für die Interviewsituation
  • Spielräume bei der konkreten Gestaltung des Interviews - der Interviewer soll im Verlauf des Interviews entscheiden, wann und in welcher Reihenfolge er welche Fragen stellt (ad hoc Entscheidung ob eine Frage schon en passant beantwortet wurde und weggelassen werden kann)
  • Interviewer entscheidet im Interview ob und wann er detaillierter nachfragen muss bzw. ob und wann er bei Abschweifungen des Interviewten zum Leitfaden zurückkehren sollte
  • bestimmte vorgegebene Themen sollen im Interview behandelt werden

Das Interview ist gekennzeichnet durch viele Einzelentscheidungen, die nur in der Interviewsituation selbst getroffen werden können. Dies erfordert vom Interviewer einen guten Überblick über das bereits Gesagte und seine Relevanz für die Fragestellung und ein großes Maß an Sensibilität für den konkreten Interviewverlauf und für den Interviewten (situative Kompetenz). Es besteht die Gefahr der „Leitfadenbürokratie“ (Hopf 1978) und damit ein Verlust an Offenheit und Kontextinformationen.


Vorteile

  • konsequenter Einsatz des Leitfadens erhöht die Vergleichbarkeit der Daten
  • durch die Fragestellungen gewinnen die Daten an Struktur
  • konkrete Aussagen über einen Gegenstand
  • bei der Gestaltung des Interviews muss man nicht an einer bestimmten Reihenfolge festhalten, Fragen können beliebig der Interviewsituation angepassst werden
  • Leitfaden gilt als eine Art Schutzfunktion für den Interviewer indem er ihm Orientierung bietet (um nicht vom Thema abzukommen)

Nachteile

  • Durch den Leitfaden wird eine ständige Frage-Antwort-Situation geschaffen, die wenig förderlich zum Aufbau einer Vertrauenssituation ist
  • Gefahr der Leitfadenbürokratie, also am Leitfaden kleben bleiben

Verschiedene Verfahren


Literatur

  • Flick, Uwe; von Kardorff, Ernst; Steinke, Ines; Eds. (2005): "Qualitative Forschung. Ein Handbuch" Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN
  • Holloway, Immy; Wheeler, Stephanie (1998): "Qualitative Pflegeforschung: Grundlagen qualitativer Ansätze in der Pflege" Wiesbaden, Ullstein Medical, ISBN

siehe auch