Magen

Aus Familienwortschatz
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Anatomie

Der Magendarmkanal des Menschens. 1=Speiseröhre, 2=Magen, 3=Zwölffingerdarm, 4=Dünndarm, 5=Blinddarm, 6=Appendix, 7=Dickdarm, 8=Enddarm, 9=Anus
  • Der Magen ist ein mit Schleimhaut ausgekleideter Muskelsack (Hohlorgan).
  • Größe, Form und Lage sind stark abhängig vom Füllungszustand des Magens sowie von der Körperhaltung.
  • Der Magen ist ein Nahrungsbehälter, der für die portionierte Abgabe des Speisebreis zuständig ist.
  • Er besteht zum Großteil aus Muskulatur (glatte Muskulatur, die unwillkürlich innerviert wird) und
  • liegt größtenteils im linken Oberbauch unter der linken Zwerchfellkuppel und dem linken Rippenbogen.
  • Das Fassungsvermögen des Magens beträgt ca. 1,5 Liter.
  • Der Magen wird in der Bauchhöhle hauptsächlich durch die ihn umgebenden Bänder, die zu Leber und Milz verlaufen, in seiner Position gehalten.


Innervation

  • Gefäße
    • Truncus coeliacus und A. mesenterica superior
    • V. porta (nährstoffreiches Blut der unpaaren Bauchorgane)
  • Motorik

Durch den Auerbach-Plexus in der Muskelschicht. Dehnungsrezeptoren erfassen den Füllungszustand. Der Magen ist in der Lage, sich dem Füllungszustand anzupassen (sog. Peristole).

Der Magen besteht aus folgende Teilen: Kardia (Magenmund); Fundus (Magengrund); Korpus (Magenkörper); Antrum (Voraum des Pförtner) und den Pylorus (Pförtner [Magenausgang])

Physiologie

Funktionelle Bedeutung des Magens:

  • Im Magen wird die in der Mundhöhle begonnene Verarbeitung der Nahrung fortgesetzt.
  • Der Magen dient dabei als Reservoir, in dem die Nahrung mit Magensaft vermischt und chemisch zerkleinert wird.
  • Der Chymus wird anschließend portionsweise ins Duodenum abgegeben.
  • Das maximale Fassungsvermögen des Magens beträgt ca. 1,5 – 2 Liter.


Magenperistaltik

  • Als Magenperistaltik bezeichnet man die Durchmischung und Beförderung des Mageninhaltes zum Magenausgang.
  • Die wellenförmigen Kontraktionen der ringförmig angeordneten Magenmuskulatur laufen von der Cardia zum Antrum.
  • Die Steuerung der Kontraktionen erfolgt auf hormonellem und nervalem Weg.
  • Die Auslösung der Magenperistaltik erfolgt hauptsächlich auf nervalem Weg durch den Dehnungsreiz.

Verweildauer der Speisen im Magen

  • Durch die Peristaltik kann die Verweildauer verschiedener Nahrungsstoffe beeinflusst werden.
  • Kohlenhydratreiche Nahrung bleibt nur 1–2 Stunden im Magen, eiweißreiche Nahrung etwas länger.
  • Fetthaltige Nahrung kann bis zu 5–8 Stunden im Magen verbleiben.

Der Magensaft

  • Der Magensaft wird von Haupt-, Neben- und Belegzellen sezerniert.
  • Pro Tag werden ca. 1–1,5 Liter Magensaft sezerniert.

Die Regulation der Magensekretion erfolgt in drei Phasen:

  1. Vagale Phase:
    • Wird durch psychisch–nervale Reize ausgelöst, d. h.:
    • gesteuert durch den N. vagus, ausgelöst z. B. durch Sinneseindrücke und Vorstellung von schmackhaften Speisen („das Wasser läuft im Mund zusammen“)

  2. Gastrinphase:
    • Wird durch lokale Reize ausgelöst, d. h.:
    • gesteuert durch Freisetzung von Gastrin aus den Zellen der Antrumschleimhaut; diese Phase kommt durch Berührung und Dehnung der Antrumschleimhaut und durch nervale Stimulierung in Gang

  3. Intestinalphase:
    • Wird durch hormonelle Reize ausgelöst, d. h.:
    • pH–Veränderungen im Anfangsteil des Duodenums beeinflussen die Sekretion der Magensäure:
      • saures Milieu im Duodenum setzt das Hormon Sekretin frei, das die weitere Sekretion von Salzsäure hemmt, die Magenentleerung verzögert und die Bikarbonatanlieferung aus Leber und Pankreas beschleunigt.

Wie wird die Arbeit des Magens gesteuert

  1. durch Nerven:
    • Der 10. Hirnnerv (N. vagus) regt die Magendrüsen zur Bildung von Pepsinogen und HCl an. Er ist auch für den größten Teil der Magenbewegungen zuständig. Ausgenommen ist jedoch der Magenpförtner. Seine Muskeln werden vom Sympatikus innerviert.
  2. durch Hormone:
    • Die G – Zellen schütten das Hormon Gastrin aus, wenn der Pförtnerabschnitt durch Speisebrei gedehnt wird. Das Gastrin regt die Drüsen im Magenkörper und in der Magenkuppel zu vermehrter Absonderung an.


Magenentleerung

  • Der Mageninhalt wird nicht als ganzes, sondern in kleinen Portionen ans Duodenum weitergegeben.
  • Vom Antrum gehen starke peristaltische Kontraktionswellen aus, der Pylorus öffnet sich kurzzeitig, und ein kleiner Anteil des Speisebreis kann in den Zwölffingerdarm übertreten.
  • Der Pylorus schließt sich, dadurch wir der Speisebrei zurückgestoßen und zermalmt.

Magenanomalien

Kaskadenmagen

  • Ausstülpung des Magens zur rechten Seite
  • ist in der Regel ein Bagatellfall
  • röntgenologischer Zufallbefund
  • der mittlere Teil des Magens hat sich in die linke Zwerchfellkuppe verlagert, dadurch bleibt der Speisebrei im oberen Drittel des Magens liegen und der Patient verspürt nach dem Essen lediglich ein Völlegefühl

Therapie: nach dem Essen auf die rechte Seite legen

Magenvolvulus

  • Abknickung des Magens nach oben wodurch Zu- und Abfluss blockiert werden
  • Man unterscheidet zwei Formen:
  1. akuter Volvulus
    • etwa durch Insuffizienz des Lig. gastro–colicum
    • im Extremfall kommt es zur Abknickung zuführender Gefäße und somit zum akuten Abdomen
    • Therapie: rasche Laparotomie
  2. chronischer Volvulus
    • meist als angeborener Volvulus in Kombination mit einer para-ösophagealen Hernie („Upside–down–Magen“)
    • Diagnose: Röntgenbreischluck
    • Therapie: Bei akuter Symptomatik Gastropexie/ Fundoplicatio
  • Voraussetzung für diese Erkrankung ist eine aufgelockerte Bandverbindung zu den Nachbarorganen, z.B. zum Dickdarm (Ligamentum gastro–colicum)

Diagnostik

Allgemeine Untersuchungsmethoden bei Erkrankungen des Magens:

  1. Anamnese:
    • Schmerzen und Übelkeit (vor oder nach der Nahrungsaufnahme, Art des Schmerzes, Lokalisation)
    • Erbrechen (kaffeesatzartig, frisch – blutig, mit oder ohne vorausgehender Übelkeit, explosionsartig)
    • Gewichtsverlust
    • Abneigung gegen Fleisch
    • tgl. Alkohol- und Nikotinkonsum
    • Medikamente (Kortison, Acetylsalicylsäure, NSAR)
  2. Palpation und Auskultation
  3. Röntgen:
    • der MDP (Magen- Darm- Passage) mit Kontrastmittel => wird nur durchgeführt, wenn endoskopisch über eine Stenose nicht hinwegzukommen ist
    • Breischluck (Vollfüllung, Doppelkontrast)
      • Bei V.a. Perforation darf das Kontrastmittel Bariumsulfat wegen der Gefahr der Gefahr der Peritonitis nicht angewendet werden. Ggf. wird ein wasserlösliches Kontrastmittel benutzt.
  4. Endoskopie:
    • Endosonographie -> Ultraschall durch das zuvor eingeführte Gastroskop Magenwand kann in ihrer Schichtung beurteilt werden
    • Läsionen, Schleimhautdefekt, Knoten, Tumore usw. können erkannt werden
    • Koloskopie
    • Gastroskopie mit flexiblem Gerät (z.B. können Blutungen gestoppt werden)
    • Probeexzision für histologische Begutachtung
    • Beckenkammpunktion (an der Spina iliaca posterior) => bei Erkrankungen des Blutes und der Blutbildung (Bsp. Anämie, Leukämie, verschiedene Infektionen, Lymphome usw.)
      • Knochenmark liefert Informationen über Blutbestandteile und das etwaige Vorhandensein knochenmarksfremder Zellen
    • CLO – Test (wird grundsätzlich durchgeführt)
    • Helicobakter pylori
  5. Sonographie
    • Sono Abdomen
    • Magenkokarde kann gesehen werden (Kokarde => path. Verdickung der Magenwand)
  6. Labor:
    • Anämie
    • B12 - Spiegel
    • Hämocult
    • bestimmung von Gastrin im Blutserum:
      • exzessiv erhöhte Werte sprechen für ein Gastrinom (Zollinger – Ellison Syndrom)
      • auch bei Patient mit schwerer chron. – atrophischer Gastritis findet man erhöhte Gastrinwerte im Blutserum, da die Hemmung der Gastrin produzierenden Zellen durch fehlende HCl – Produktion (Atrophie der Säure bildenden Zellen) unterbleibt: gestörter Feedback – Mechanismus)
  7. Neurologische Untersuchung
    • z.B. bei perniziöser Anämie
  8. Nuklearmedizinische Untersuchung
    • Schilling – Test (bei perniziöser Anämie)
    • Vitamin – B12 – Resorptionstest:
      • beruht darauf, dass infolge des Intrinsic – Faktor – Mangels radioaktiv markiertes Vitamin B12 vermindert durch den Darm resorbiert und durch die Nieren wieder ausgeschieden wird.
      • Gibt man Intrinsic – Faktor in einem zweiten Test gleichzeitig dazu, müssen sich Vitamine – B12 – Aufnahme und –Ausscheidung normalisieren.

Erkrankungen

siehe auch:

Weblinks