Pflegewirkungsmodelle

Aus Familienwortschatz
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Pflegerische Wirkungsmodelle versuchen zu klären, welche Faktoren wirksames pflegerisches Handeln bedingen. Methodisch gesprochen geht es um die Aufklärung der Varianzbreite einzelner Wirkfaktorenbei den pflegerischen Leistungen. Da keine monokausalen Wirkzusammenhänge angenommen werden, ist jeder einzelne Wirkfaktoren weder hinreichend noch notwendig zur Erklärung der Wirksamkeit. Es ist aufzuklären ob einzelne oder erst die Summe der Faktoren die Wirksamkeit ausreichend erklärt. Varianz ist dabei ein Ausdruck der Statistik.

Die Wirksamkeit ist zunächst zu definieren. Im Sinne gängiger EbN/EbM-Terminiologien müssen dabei vier Dimensionen unterschieden werden:

  • effictiveness/Effektivität – Grad der Zielerreichung, Nutzen, erwünschte Wirksamkeit
  • comparative effectiveness – im Sinne von höherer Wirksamkeit. Was bringt im Alltag mehr? (z.B. Versorgungskomparatistik“)
  • efficiency/Effizienz – das Verhältnis von Aufwand und Nutzen
  • efficacy – die Wirksamkeit einer Maßnahme in kontrollierten Studien.

Ebenso muss die abhängige Variable (hier also die Wirksamkeit der pflegerischen Maßnahme) definiert werden. Dabei ist es günstig, die drei bekannten Facetten der (Pflege)qualität anzunehmen (Prozess-, Struktur- und Ergebnismerkmale der Qualität)

Entwicklung von Wirksamkeitsmodellen

Ein grundsätzliches Problem bei der Suche nach Wirkmodellen ist die große Variablen-Vielfalt, die in das Modell aufgenommen werden muss und die die empirische Prüfung erschwert. Bei der Bildung und empirischen Prüfung solcher pflegerischen Wirkungsmodelle können zwei Vorgehen unterschieden werden:

Top-Down-Strategien

Hierbei werden mit qualitativen Verfahren (z.B. Fokusgruppen unter Beteiligung von Expertinnen) Einflussfaktoren gesammelt. Die zunächst nur auf Plausibilitätsannahmen beruhenden Modelle sind dann als Gesamtmodell oder Partikularbefunde empirisch zu sichern.

Im Rahmen eines studentischen Projektes wurde mittels Top-Down-Strategie das „Münchner Wirkungsmodell“ entwickelt (Abbildung). Dieses ist vorläufig, erweiterbar und bedarf einer empirischen Überprüfung.

Nursing Role Effectiveness Model von Irvine et al.

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Bottom-Up-Strategien

Hierbei werden bisherige Einzelbefunde zu einem komplexern Modell zusammengeführt. Dieses Modell wird dann mit geeigneten multivariaten Verfahren empirisch überprüft. Das Nursing Role Effectiveness Model von Irvine, Sidabi und McGillis Hall (1998) ist im Sinne dieser Startegie entwickelt worden. Das Ende der 1990er Jahre entwickelte Modell geht davon aus, dass die Wirksamkeit von unterschiedlichen beruflichen Rollen abhängt. Es wird zwischen unabhängigen, abhängigen (z.B. Delegation) und interdependenten Rollen (Kommunikation mit anderen Berufsgruppen) unterschieden.

Münchner Pflegewirkungsmodell vom 10.10.2009

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Outcome

Relevante Outcomes können sein:

  • Umfang von erforderlicher Prävention
  • Klinisch messbare Outcomes
  • Wissen um Erkrankungen und Behandlungen beim Patienten
  • Zufriedenheit
  • Ökonomische Outcomes (Kosten, Personaleinsatz)

Literatur

  • Irvine, D., Sidani, S. & McGillis Hall, K. (1998): Linking outcomes to nurses´ roles in health care. Nursing Economics, 16, 58- 64, 87.
  • Irvine, D.D., Sidani, S., Keatings, M. & Doidge, E. (2002): An empirical test of the Nursing Role Effectiveness Model. Journal of Advanced Nursing, 38 (1), 29-39.

Siehe auch