Pleurapunktion

Aus Familienwortschatz
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Pleurapunktion, Punktion des Pleuraraumes zwischen Pleura parietalis und Pleura visceralis (Pulmonalis) oder Luft (z.B. beim Spannungspneumothorax). Die Punktion wird aus diagnostischen und therapeutischen Gründen vorgenommen.

Diagnostisch

Therapeutisch

  • als Entlastungspunktion, evt. mit anschließender Spülung oder Instillation von Antibiotika

Indikation zur Pleurapunktion

  • Klärung der Ätiologie bei klinisch und röntgenologisch nachgewiesenem Erguß.
  • therapeutische Gründe, z.B. nach Ablassen des Ergusses lokale Behandlung der Ergußhöhle mit NaCl 0,9% oder Instillation von Antibiotika oder Verklebung der Pleura (Pleurodese).
  • bei verzögerter Resorption des Ergusses
  • absolute Indikation bei Verdrängungserscheinungen mit Dyspnoe, Zyanose, Herzrhythmusstörung.

Kontraindikationen

  • Bei Vorliegen eines pleuranahen Lungenabszesses, Lungengangrän und pleuranahen Bronchiektasen wegen Infektionsgefahr.

Vorbereitung

  • Instrumententablett: Desinfektionsmittel, Watteträger, Lokalanaesthetikum (2ml Novocain®), Spritzen, Kanülen, sterile Handschuhe, Punktionskanülen in verschiedenen Größen, für die Probepunktion 20 ml-Spritze, für die Entlastungspunktion Rotandaspritze mit 3-Wege-Hahn und Schläuchen, ggf. Urometer, sterile Röhrchen für bakteriologische Untersuchungen, Zellstoff, Abwurfschale, Pflaster, Schere, Tupfer, ggf.Kreislauftröpfchen

Durchführung der Punktion

Der Patient wird vor der Punktion informiert. Er erhält auf Anordnung ein hustenreizstillendes Mittel (20 Tropf. Paracodin® oder 1 Amp. Dicodid® und evt. ein Kreislaufmittel (a Amp. Novadral®) Die Röntgenbilder müssen bereitliegen, damit sich der Arzt vor der Punktion nochmals orientieren kann.

Lagerung

Am besten läßt sich die Punktion durchführen, wenn sich der Patient an das Fußende des Bettes setzt. Das Bettbrett wird entfernt und die Beine durch den Bettrahmen geschoben. Sie werden gut zugedeckt. Die Arme kann der Patient auf den Bettrahmen legen, damit die Interkostalräume gedehnt werden. Die Pflegeperson stellt sich vor den Patienten und kann ihn so gut beobachten und den Puls kontrollieren.

Ausführung

Vor und während der Punktion muß Aussehen, Puls und Atmung des Patienten kontrolliert werden. Der Arzt orientiert sich durch Auskultation und Perkussion, besser noch per Ultraschall über die zu punktierende Stelle (meist in Höhe des 7. oder 8. ICR in der hinteren Axillarlinie). Dann wird desinfiziert und eine Lokalanästhesie gesetzt. Nach einigen Minuten kann die Punktionsnadel eingeführt werden. Zur Probepunktion wird die 20 ml-Spritze mit Kanüle angereicht. Wird eine Entlastungspunktion angeschlossen, setzt der Arzt den Schlauch der zusammengesetzten Rotandaspritze an. Dabei muß darauf geachtet werden, daß so wenig Luft wie möglich in den Pleuraspalt eindringt. Das läßt sich erreichen, wenn der Patient in Exspirationsstellung den Atem anhält (Ausatmung anhalten). Daumen und Zeigefinger der linken Hand fixieren den Spritzenkopf mit den 3 Ansatzstücken, mit der rechten Hand wird der Ventilkopf gedreht, aspiriert und die Ergußflüssigkeit ausgespritzt. Der Pfeil auf dem Glaszylinder zeigt an, welcher Weg jeweils geöffnet ist. Ist die Spritze gefüllt, so wird durch Rechtsdrehung des Ventilkopfes um 90°- bis zum Einrasten - der Erguß in das Glasgefäß geleitet. Der 3. Weg dient zur Instillation einer Spülflüssigkeit. Normalerweise entnimmt man bei einer Punktion ca. 500-1000 ml Erguß innerhalb von 20 Minuten. Bei herzinsuffizienten Patienten sollen nicht mehr als 500 ml entnommen werden. Nach Beendigung der Punktion wird die Kanüle schnell herausgezogen und die Punktionsstelle mit Pflaster versorgt. Danach muß der Patient noch gut beobachtet werden (Vitalzeichen). Der Patient muß bequem gelagert werden und braucht Ruhe. Je nach Verordnung des Arztes bekommt er hustenstillende und schmerzstillende Mittel. Nach der Behandlung eine Röntgen-Kontrolle.

Komplikationen

  • Pneumothorax bei Anstechen des Lungenfells
  • Kollaps bei zu raschem Ablassen von großen Flüssigkeitsmengen, dann wird die Punktion sofort abgebrochen und der Patient flach gelagert, evtl. Kreislaufmittel.
  • es kann aus den gleichen Gründen zum Lungenödem kommen.
  • es kann zu einer (unter Umständen lebensgefährlichen!) Blutung aus einem Intercostalgefäß kommen

Diagnostische Maßnahmen auf der Station

  • Menge und spez. Gew. werden festgestellt und in die Kurve eingetragen.

Spezifisches Gewicht:

    • um 1010-1015 Transsudat (nicht entzündlich, durch lokale oder allgemeine Stauung)
    • über 1015 Exsudat (Produkt einer Entzündung)
  • Das Aussehen ist im Anfangsstadium serös, später serös-eitrig fibrinös, hämorrhagisch
  • Rivalta-Probe: (Nachweis von EW)
  • Reagenzglas mit 5-8 ml verdünnte Essigsäure (2 Tropfen Essig auf 100 ml Aquadestillat) schütten, einige Trpf. Punktat zugeben.
  • bei weißlicher Schicht durch das ganze Glas ist Eiweiß vorhanden.
    • Transsudat EW unter 2,5%
    • Exsudat EW über 3%