Schädel-Hirn-Trauma

Aus Familienwortschatz
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Das Schädel-Hirn-Trauma (Abk.: SHT; Syn.: Schädel-Hirn-Verletzung, SHV) ist Folge einer Gewalteinwirkung auf den Schädel und damit auch das Gehirn. Man unterscheidet isolierte Verletzungen von Kopfschwarte und Schädel, geschlossene (gedeckte) SHT und offene SHT.


Einteilung

Kopfschwarten- / Schädeltraumata ohne Hirnbeteiligung

.

Offene SHT

Hierbei ist die Dura mater eröffnet.

  • Direkt offenes SHT
  • Indirekt offenes SHT bei frontobasaler oder lateraler Schädelbasisfraktur


Geschlossene SHT

Beim geschlossenen oder gedeckten SHT ist die Dura mater nicht eröffnet. Die klassische Einteilung, deren Verwendung heute vielfach nicht mehr empfohlen wird lautet:

Aufgrund der Tatsache, dass die modernen bildgebenden Verfahren die Definition der Commotio cerebri mit fehlenden pathoanatomischen Veränderungen widerlegt haben, benutzt man heute vielfach andere Einteilungen. So wird z.B. aufgrund der Dauer der Bewußtlosigkeit in Schweregrade des SHT eingeteilt. Die Dauer der Bewußtlosigkeit korreliert gut mit dem Substanzdefekt des Hirngewebes. Andere Einteilungen verwenden lediglich die Glasgow-Coma-Scale zur Einteilung.

Beispiele:

Anhand der Dauer der Bewusstlosigkeit kann das SHT in drei unterschiedliche Schweregrade eingeteilt werden:

I. Grades = Commotio cerebri
Gehirnerschütterung; Dauer der Bewusstlosigkeit von Sekundenbruchteilen bis zu fünf Minuten; vollständig reversibel

II. Grades = Contusio cerebri
Gehirnprellung; Dauer der Bewusstlosigkeit bis zu 30 Minuten; im CT gegenüberliegende Rindenprellungsherde zu erkennen (Gehirn schlägt durch Massenträgheit zweimal an den knöchernen Schädel); zu großen Teilen reversibel innerhalb von 30 Tagen

III. Grades = Compressio cerebri
Gehirnquetschung; Dauer der Bewusstlosigkeit länger als 30 Minuten; schwere neurologische Ausfälle, stets bleibende (irreversible) Funktionsstörungen

Offene und gedeckte Hirnverletzungen

Je nachdem ob eine direkte Verbindung zwischen Gehirn und Außenwelt besteht, wird zwischen offener und gedeckter Hirnverletzung unterschieden. Dies ist klinisch von Bedeutung, da bei offenen Gehirnverletzungen die Gefahr von ZNS-Infektionen bestehen.

Leitsymptome

  • Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Hörstörungen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Amnesie = Erinnerungslücke für die Zeit kurz vor und nach dem Unfall
  • Neurologische Ausfälle
  • Hämatome, offene Wunde
  • Krampfanfälle

Cheyen Stoke

Diagnostik

Größere Brüche lassen sich gut auf Röntgenbildern darstellen. da aber bei dem Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma, Verletzungen des Gehirns im Vordergrund stehen, wird bei schwereren Verletztungen ein Computer-Tommogramm (CT) angefertigt. Zeigt das CT keine auffäligkeiten und es treten beim Betroffenen weiterhin unfallbedingte Beschwerden auf folgt meist ein Kernspintomogramm.


  • Vitalzeichen
  • Körperliche Untersuchung
  • Glasgow Koma Skala
  • EKG, BZ, O2 Sättigung, Temperatur
  • Röntgen
  • CT
  • Labor: BB, Gerinnung, E´lyte, BZ, Blutgruppe, Kreuzprobe


Therapie (allgemein)

Lagerung mit erhöhtem Oberkörper, um den Hirndruck zu senken, aber doch noch eine ausreichende Perfusion des ZNS zu erreichen.


SHT I. Grades

  • Symptomatische Behandlung von Übelkeit, Erbrechen
  • Bettruhe
  • in den ersten 12-24 Stunden stationäre Überwachung. Achtung: Hirndrucksteigerung!


SHT II. Grades

  • Freimachen der Atemwege, O2 Gabe, Intubation
  • Venöser Zugang, Notfalllabor abnehmen, arterielle RR Messung
  • Flüssigkeitssubstitution je nach Verlust
  • Ggf. Schockbehandlung
  • Hirndruckbekämpfung durch Gabe von Glukokortikoiden, Oberkörperhochlagerung
  • Bei Unruhe Sedierung des Patienten
  • Ggf. medikamentöse Unterdrückung zerebraler Krampfanfälle


Prognose

Während ein SHT I. Grades innerhalb weniger Tage abklingt, bleiben beim SHT II. und III. Grades oft Spätfolgen, wie z.B. Lähmung, rezidivierende Krampfanfälle, psychische Veränderungen. Bei bekannter Liquorfistel besteht die Gefahr von Meningitiden und Enzephalitiden.

Die Morbiditäts- und Mortalitätsraten nach Schädel-Hirn-Trauma sind während der letzten Jahre deutlich zurückgegangen. Die Gründe sind vielschichtig: Neben der Unfallprävention ist die Behandlung in prästationären, akutstationären und rehabilitativen Bereichen wesentlich verbessert worden, berichten Dres C. Renner und J. Meixensberger (Universität Leipzig) in Intensiv- und Notfallbehandlung (1/34).