Gesundheitssystem Deutschland

Aus Familienwortschatz
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Unter dem Begriff Gesundheitssystem (auch Gesundheitswesen) werden sämtliche Einrichtungen und Personen verstanden, deren Zweck es ist, die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten, wiederherzustellen oder den Gesundheitszustand der Bürger zu bessern.

Das deutsche Gesundheitssystem ist im Unterschied zum Gesundheitssystem vieler anderer Länder historisch dadurch gekennzeichnet, dass der Staat die unmittelbare Gestaltung des Gesundheitswesens selbstverwalteten Körperschaften und Verbänden überlässt, vor allem den Gesetzlichen Krankenkassen, den kassenärztlichen Vereinigungen und den Verbänden der Krankenhausträger.

Der Gesetzgeber legt dabei die Rahmenbedingungen fest, wie den Umfang der Pflichtaufgaben der Krankenversicherung, und staatliche Behörden üben die Rechtsaufsicht über die Körperschaften aus. Die Berufsausübung der Leistungserbringer wird zum Schutze der Patienten gesetzlich reglementiert und durch Behörden überwacht.

Neben dem auf der Sozialgesetzgebung beruhenden Teil des Gesundheitssystems sind die staatliche Beihilfe für die Beamten und der Bereich der Privaten Krankenversicherungen bedeutende Teile des deutschen Gesundheitssystems.

Im deutschen System dominieren kleinbetriebliche Strukturen bei den Institutionen, die Gesundheitsleistungen erbringen, zum Beispiel über 118 Tsd. Vertragsärzte, die zu ungefähr zwei Dritteln in Einzelpraxen arbeiten[1]. Hinzu kommen etwa 21.500 Apotheken, ca. 2.100 Krankenhäuser sowie weitere Dienstleister wie Massagepraxen, Praxen von medizinischen Bademeistern, Krankengymnasten, Hebammen und Entbindungspflegern Heilpraktikerpraxen, Krankentransport- und Rettungsdienste.

Das deutsche Gesundheitswesen wird überwiegend durch die Beitragseinnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung und durch staatliche Mittel finanziert. Eine Rolle spielen auch die Ausgaben der privaten Krankenversicherungen.

Trotz der seiner Bezeichnung widmet sich das Gesundheitswesen aber gerade dem Gegenteil der Gesundheit, nämlich den Krankheiten. Nur ein relativ kleiner Teil des Marktsegments dient der vorhandenen Gesundheit (siehe Wellness u. a. )


Die Erbringer der Dienstleistung

Die Dienstleistungen zur Erhaltung oder Wiedergewinnung der Gesundheit werden ambulant oder stationär erbracht:

Ambulante Gesundheitsversorgung

Niedergelassene Haus- und Fachärzte wie auch zahnärzte (2007): 138.000
Nichtärztliches Personal in den Arztpraxen: 307.000
Zahl der Apotheken 2004: 21.392
dort Beschäftigte: ca. 173.000

Krankenhäuser

Ärzte in den Kliniken (2007): 136.000
Das gesamte nichtärztliche Personal in den Kliniken: 692.000;
davon Pflegepersonal: 498.000
Zahl der Krankenhausbetten (2007): 506.954 (in 2087 Krankenhäusern)
Durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus: 8,3 Tage
Gesamtumsatz der Krankenhäuser (2005): 62,1 Milliarden € pro Jahr

Pflegeheime

Nur in den ca. 11.000 Alten-Einrichtungen lebten bundesweit im Durchschnitt etwas über 675.000 Ältere* (2006). Dort sind die Verweilzeiten zwischen 6 und 18 Monaten im Schnitt. Aber es gibt auch viele Ältere, die viele letzte Jahre im Heim statt in einem Privathaushalt verbringen ( * von insgesamt etwa 20 Mio. älteren BundesbürgerInnen).

Beschäftigung im Gesundheitswesen insgesamt

Im Gesundheitswesen arbeiteten zum 31. Dezember 2009 insgesamt 4,7 Millionen Personen. Damit war jeder neunte Beschäftigte in Deutschland in einem Bereich des Gesundheitswesens tätig. Das waren 2009 rund 103.000 Beschäftigte mehr als 2008 (Zuwachs von 2,2 Prozent). Davon arbeiteten rund 2,1 Millionen Beschäftigte in der ambulanten (+ 2,7 Prozent gegenüber Vorjahr) und rund 1,9 Millionen Beschäftigte in der stationären oder teilstationären Gesundheitsversorgung (+ 5,8 Prozent gegenüber Vorjahr). Eine Teilzeit- oder geringfügige Beschäftigung übten 42,5 Prozent der Arbeitnehmerinnen aus. Wird die Zahl der Beschäftigten auf die volle tarifliche Arbeitszeit umgerechnet, die so genannten Vollkräfte, lag die umgerechnete fiktive Zahl dadurch nur bei 3,6 Millionen Personen. Die Umrechnung ist sinnvoll, um längerfristige Vergleiche anstellen zu können. Beschäftigungsanstiege gab es z. B. in der ambulanten Pflege von 6,9 Prozent (+ 17.000), in der (teil-)stationären Pflege von 3,5 Prozent (+ 21.000) und in den Krankenhäusern von 1,8 Prozent (+ 19.000 Personen).

Ob es langfristig durch den demografischen Wandel in Deutschland zu einem Mangel an Pflegekräften kommen wird, ist eigentlich nicht mehr umstritten. Es geht vielmehr um die Frage, in welchem Jahr es einen wie hohen Personalnotstand geben wird: Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sagen, dass es im Jahr 2025 rund 152.000 zuwenig Beschäftigte in Pflegeberufen geben wird.

Träger staatlicher Einrichtungen

Träger staatlicher Einrichtungen sind Bund, Länder und Gemeinden oder öffentlich-rechtliche Körperschaften mit speziellen Aufgaben.

Besonders wichtig sind Gesetzgebung und Planungsaufgaben. Die Verantwortlichkeit für die Daseinsfürsorge ist Aufgabe des Staates.

Eine weitere Unterteilung ist die auf Spezialgebiete wie Altenhilfe, Krankenhauser, Sozialversicherungen, Kinder und Jugendlichenfürsorge, etc

Verbände der freien Wohlfahrtspflege

Private Leistungserbringer

Hier sind zunächst die Ärzte mit ihren verschiedenen Praxisarten zu nennen.

Die Apotheken und ihre Lieferanten, die Pharmaindustrie.

Sozialversicherungen

Die Sozialversicherungen verteilen die als Beiträge gemachten Einnahmen und Rücklagen für ihre Mitglieder an die genannten Leistungserbringer. Dabei kontrollieren sie auch die Art der Leistungserbringung. Die gesetzlich vorgeschriebenen Sozialversicherungen teilen sich in mehrere Zweige auf:

Weitere Sozialversicherungen sind:

Gesetzliche Krankenkassen

Krankenkassen sind öffentlich-rechtliche Körperschaften, die vom Bund einen Krankenkassen-Zuschuss für die Wahrnehmung von staatlichen Aufgaben erhalten.

Probleme im Gesundheitswesen

  • Einnahmenrückgang der GKV durch Arbeitslosigkeit
  • demographische Entwicklung (siehe bei Gerontologie)
  • Einnahmendefizit und Kostensteigerung -> Finanzierungslücke
  • Entwicklungsniveau des medizinischen Fortschritts
  • Gestiegene Ansprüche der Versicherten und Leistungserbringer
  • Verlängerung der Lebenserwartung durch medizinischen Fortschritt
  • Zunahme von chronischen Krankheiten, auch in jüngeren Bevölkerungsgruppen (z. B. Diabetes, Herzkrankheiten)
  • Geringe Eigenbeteiligung der Versicherten im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern

Trends im Gesundheitswesen

  • Hohe Verweildauern im europäischen Vergleich
  • Mangelnde Kommunikation zwischen den Sektoren
  • Teilweise geringe Wirtschaftlichkeit
  • Anteil am BIP 10,4% (Niederlande 8,7%, USA 13%)
  • Veränderte Honorierung in der vertragsärztlichen Versorgung
  • Einführung von DRGs seit 01.01.2004 und Abschaffung der bisherigen stationären Entgeltarten
  • Monistik in der Krankenhausfinanzierung (Folge: Erhöhung der Planungskompetenz der GKV zu Lasten der Bundesländer
  • Zunahme von Patienten in Kurzzeitpflegeeinrichtungen
  • Benchmarking / Transparenz der Leistungen
  • Unzureichende Kooperation von Krankenhaus und ambulanten/bzw. anderen stationären Dienstleistern (z.B. Pflegeheimen)
  • Gefahr der Zunahme von Drehtüreffekten
  • Zunehmender Bedarf an integrativen Versorgungskonzepten für chronisch Kranke (z.B. chronische. Wunden)


Einfluss der Politik

Siehe auch

Literatur

  • Michael Arnold, Berndt Schirmer: Gesundheit für ein Deutschland. Dt. Ärzteverlag, Köln. 1990. (Ausgangslage, Probleme und Möglichkeiten der Angleichung der med. Versorgungssysteme der BRD und der DDR zur Bildung eines einheitlichen gesundheitswesens.)
  • E R Koch, R Klopfleisch, A Maywald: Die Gesundheit der Nation. Bestandaufnahme, Karten … Büchergilde, Frankfurt. 1986.
  • Matthias Kowalski: In guten Händen. Focus-Ratgeber Pflege. So finden Sie ... Überreuter, Wien. 1997. ISBN 9783706402903
  • Bettschart, Glaeske, Langbein, Skalnik: Bittere Naturmedizin. kiwi. 1056 S. (1995)
  • Kammer der EKiD für soziale Ordnung: Mündigkeit und Solidarität. Sozialethische Kriterien für Umstrukturierungen im Gesundheitswesen. Gütersloher Verlagshaus. 1994.
  • Kurt Langbein, Mühlberger, Skalnik: Kursbuch Lebensqualität. kiwi.(1995) 800 S.
  • Lehmkul H, Pürckhauer F: Das öffentliche Gesundheitswesen. Bd II: berufe und einrichtungen. stuttgart (War (1964) einer der ersten Titel zum Thema)
  • Marita Vollborn, Vlad Georgescu: Die Gesundheitsmafia. Wie wir als Patienten betrogen werden. Büchergilde, Frankfurt. 2005. ISBN 3763255974

Zeitschriften:

  • Andreas Becker, Udo Beck: Krankenhausfinanzierung: Personalausstattung und Ergebnisqualität. In: Die Schwester/Der Pfleger 01/10.
  • Das Gesundheitswesen (früher: Das öffentl. Gesundheitswesen) - 2005 ist 67. Jahrgang. (Zeitschrift; es geht um die Aufgaben der staatl. Organe darin) Sozialmedizin, Gesundheits-Systemforschung, Public Health, öffentlicher Gesundheitsdienst, Medizinischer Dienst. Erscheint bei Thieme, Stuttgart. Link zum Register
  • Hagen KÜHN, 1995: Wettbewerb im Gesundheitswesen. In: Mabuse Nr. 94 (Februar / März 1995) S. 38-41.

Weblinks

Der Artikel bei wikipedia.org zum Gesundheitssystem hat Verweise/Links zu Epidemiologie, Gesundheitspolitik, Gesundheitssystem in Österreich, Gesundheitswesen Schweiz, Hausarzt, Hebamme, Heilpraktiker, Medizinische Ökonomie, Morbidität, Mortalität, Prävalenz, Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen.

Die Wikipedia hat auch einen eigenen Eintrag zu den verschiedenen Schritten der Gesundheitsreform 2007 der Bundespolitik.


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  1. Kassenärztliche Bundesvereinigung: http://www.kbv.de/publikationen/125.html Grunddaten 2008 zur vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland