Mikrostimulationssystem

Aus Familienwortschatz
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Ein Mikro-Stimulationssystem (kurz MiS®) ist ein dynamisches System zur Stimulation von Mikrobewegungen, welches als Liegesystem für die Dekubitusprophylaxe und Dekubitustherapie gilt. Es besteht aus einer Unterfederung (eine Art beweglicher Lattenrost) und einer darauf abgestimmten Matratze, die die Mikrobewegungen weiterleitet. Bei aktiven Systemen kann die Unterfederung mittels einer motorisierten Steuereinheit auf bestimmte Bewegungsmuster eingestellt werden und diese bis zum Programmabbruch kontinuierlich durchführen.

Wirkungsprinzip

Die Mikro-Stimulation hat ihre theorethischen Wurzeln in den Grundlagen der Basalen Stimulation, der Kinästhetik und des Bobath-Konzeptes.

Passive (nicht-motorisierte) Micro-Stimulations-Systeme fördern und erhalten die Eigenbewegung und fördern die Wahrnehmung des Patienten durch Rückkopplung. Diese Rückkopplung entsteht aus der Flügelfedertechnik (Torsionsflügelfeder), die selbst geringfügige Bewegungen des Patienten (z.B. die Atembewegung) in Mikro-"Gegenbewegungen" umwandelt. Dadurch wird die physiologische Durchblutung der Haut gewährleistet, so dass das Risiko für das Entstehen von Druckgeschwüren verringert, bzw. eine Grundvoraussetzung für die Wundheilung geschaffen wird.

Bei aktiven Systemen können programmierte Bewegungsmuster über eine motorisierte Steuerung eingeschaltet werden, z.B. Wellenbewegungen oder seitliche Höhenverstellung der Matratze ("schiefe Ebene").

Vorteile

Im Gegensatz zu herkömmlichen Antidekubitussystemen, die auf statischer Weichlagerung und Wechseldruck basieren, wird bei dieser Art der Antidekubitustherapie die Mobilität des Patienten nicht eingeschränkt, sondern im Gegensatz dazu sogar gefördert. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, das der Patient nicht an den bei Luftkissensystemen auftretenten Effekt des Körperwahrnehmungsverlustes leidet.

  • Weitere Vorteile:
  • Kein Spitzendruck
  • Bei passiven Systemen kein Motorengeräusch
  • (Re)aktivierendes bzw. basal-stimulierendes Arbeiten möglich
  • Die verschiedenen Bewegungsmodi der MiS® fördern eine physiologische Durchblutung gefährdeter bzw. betroffener Hautareale
  • Einheitliche Auflagefläche des Körpers zur gleichmäßigen Druckverteilung ohne Spitzendrücke
  • Gewebeschonende Lagerung des Patienten durch Systemaufbau
  • Vorbeugung von Spastiken und Kontrakturen
  • Vermeidung negativer Einflüsse auf die zeitliche und örtliche Orientierung des Patienten
  • Anatomisch korrekte Lagerung und ein physiologisches Mikroklima durch Verarbeitung atmungsaktiver Materialien
  • Positive Auswirkungen auf die Schlaf- und Liegequalität

Einsatzgebiete

  • für Dekubitalgeschwüre einschl. Grad IV nach EPUAP
  • für Dekubitusprophylaxe
  • Schmerztherapie
  • Wahrnehmungsförderung (bei Alzheimer, Demenz, Schlaganfall)


Dekubitusprophylaxe und -therapie

Das System fördert die Eigenbewegung des Patienten. Erreicht wird dieses Ziel durch die sanften Bewegungen des Systems. Um der Individualität des Patienten Rechnung zu tragen, bietet das aktive (= motorisierte) System eine Vielzahl von verschiedenen Bewegungsmustern an. Die Bewegungen des Systems gewährleisten zudem die Durchblutung der betroffenen bzw. gefährdeten Hautpartien. Die Bewegungsmodi des Systems tragen somit zur Entlastung der Kapillargefäße bei, so dass die Mikrozirkulation ermöglicht wird. Da keine temporären Spitzendrücke auf die Haut ausgeübt werden, wird die Gefäßstruktur erhalten, außerdem werden Scherkräfte minimiert. Geeignet ist das aktive System für Hochrisikopatienten und Patienten mit Druckgeschwüren bis einschließlich Grad 4 nach EPUAP.

Schmerztherapie

Chronische Schmerzpatienten verfügen sehr häufig über ein hohes Maß an Sensibilität für Druck und hohe Hubbewegungen, wie sie beispielsweise von klassischen Wechseldrucksystemen ausgeführt werden. Zudem ist jedes Schmerzgeschehen ein hoch individualisierter Prozess. Aus diesen Gründen stellte die adäquate Versorgung dieser Patienten bisher ein Problem dar, da es kaum geeignete Lagerungshilfen gab. Bei der Entwicklung von MiS® wurden die speziellen Bedürfnisse von Schmerzpatienten berücksichtigt. Die sanften Minimalbewegungen des Systems führen zu keiner zusätzlichen Schmerzreizung, sie werden im Gegenteil sogar als schmerzlindernd empfunden.

Kontraindikationen

Es gibt nur sehr wenige Kontraindikationen für dieses System: MiS® darf auf keinen Fall bei Patienten mit Brandwunden und dem Lyell-Syndrom angewandt werden.

siehe auch

Weblinks