Nähe

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Nähe und Distanz sind grundlegende Begriffe in der Kommunikation in der Pflege. Wer das Leiden anderer sieht, kann davon sehr ergriffen werden. Auch versehrt? Deshalb wird bei soviel Nähe immer wieder zu einem gerütteltem Maß an Distanz geraten.

Räumliche Nähe bzw. Distanz-Zonen

Zunächst wird oft unterschieden zwischen der tatsächlichen Entfernung von zwei Personen, die von beiden Seiten akzeptiert wird / werden darf.

Öffentlicher Raum, privater Raum, Armeslänge, Intimbereich - es gelten jeweils gesellschaftliche Normen des Erlaubten bzw. des Tabus. Pflegekräfte überschreiten diese Grenzen. Es sind quasi "Einbrüche" in ihre Sphären.


Mit der Unterscheidung ist gemeint . . .

  • Intimer Raum(näher als 50 cm wichtig für Selbstbestimmung – sonst Gefühl der Schutzlosigkeit)
  • Persönlicher Raum (ca. 1 m Umkreis – Eine Annäherung sollte das Einverständnis der betreffenden Person voraussetzen – Sicherheitsgefühl kann verletzt werden / Geborgenheit)
  • Sozialer Raum (ein wechselseitiges Beeinflussen der Handlungen ist möglich aber die Kontakte sind formell, durch Konventionen geprägt)
  • Öffentlicher Raum (etwa Gehen entlang einer Straße, Anwesenheit auf einem Sportplatz, im Theater; aber auch Beobachtetwerden durch Fernsehkameras).


Für die Formen der Wahrnehmung durch Sinnesorgane gibt es Entsprechungen zu diesen Entfernungsbegriffen: Hautkontakt – Greifweite – ein Steinwurf entfernt, Geruch, Blick-Kontakt – Gesichtsfeld, Hörweite, Kontaktlosigkeit. Die entsprechenden Signale (Auslöser von Wahrnehmung) heißen: Berührung, Ausdünstung/Parfum, Makeup/Kleidung, Lautstärke

Emotionale Nähe bzw. Distanz

Damit wird Sympathie und Antipathie, die sich oft bereits aus dem ersten Eindruck herleiten, benannt. Gradmesser dafür ist / kann sein die Bereitschaft zu instrumenteller Unterstützung.

Soziale Nähe bzw. Distanz

Zugehörigkeit zur gleichen oder anderen gesellschaftlichen Untergruppe. Beispielsweise als Bauer, Adelsangehöriger im Mittelalter, Bankadel usw.

Theorien

Zu beachten Arbeiten von Claudia Bischoff und Hilde Steppe.

Silvia Käppeli sieht einen Wandel in der Motivation zur Pflege, der einer Entfernung in der Motivation darstellen soll: vom Beweggrund der christlichen Liebe hin zu einem seit etwa 1960 verbreiteten säkularisierten humanistischen Ethos ohne Glaubensbindung.

Siehe auch:

Literatur

  • Sabrina Duppel: Nähe und Distanz als gesellschaftliche Grundlegung in der ambulanten Pflege. Schlütersche Verlagsanstalt, Hannover. 2005. 99 Seiten. ISBN 3-89993-143-2 (Eine Diplomarbeit. socialnet-Rezension von Klaus R. Schroeter)
  • Svenja Sachweh: Noch ein Löffelchen?. Effektive Kommunikation in der Altenpflege. Huber Verlag, 2005 - 285 Seiten - ISBN 3456835884 (Babysprache als untauglicher Versuch, Nähe zu gewinnen)