Pest

Aus Familienwortschatz
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Pest ist eine perakut verlaufende schwere Infektionskrankheit.

Sie ist primär eine Zoonose, vorwiegend der Ratten und wird durch den Rattenfloh auf Menschen übertragen. Der Erreger Yersinia pestis ist ein Gram-negatives unbegeiseltes Stäbchen, befällt überwiegend das lymphatische System.

Es lassen sich im Wesentlichen 3 verschiedene Erkrankungsformen unterscheiden: Darmpest und Hautpest. Die Lungenpest entsteht durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Hauptkomplikation ist die Pestseptikämie.

Vorkommen

  • Endemische Herde bestehen in Südostasien, im westlichen China, auch in Afrika (z.B. Kenia 1969), Irak, Saudi-Arabien, Israel sowie in Südwesten der USA.
  • Seit Einführung der Chemotherapie hat die Krankheit ihren Schrecken verloren. Entscheidend ist eine rasch einsetzende Therapie mit Streptomycin (1. Wahl), Tetrazyklin oder Chloramphenicol.
  • Weltweit gebt es jährlich nur einige hundert bis tausend Fälle. Meldepflicht in Deutschland besteht nach dem IfSG bei Verdacht, Erkrankung und Tod.

Pest in Europa

1348 bricht in Europa die Pest aus. An sozialhygienischen Maßnahmen werden durchgeführt: Hafensperren, Isolierungsplätze, Quarantäne, Anzeigepflicht, Absonderung der Kranken und deren Pflegern, Desinfektion der Betten, Verbrennung alles dessen, was nicht abseifbar ist, einschließlich Waren, Geldstücken und Briefen. Gesundheitsvisitatoren besichtigen in Venedig pestverdächtige Schiffe.

Ein Magister der Pariser Fakultät gibt 1348 ein Pestgutachten heraus: eine Regelung der Sonnenbestrahlung, der Speisen, des Schlafes und der Gemütsbewegungen soll eine Ansteckung verhindern.

1377 wird die Quarantäne von 30 Tagen zum ersten Male schriftlich fixiert. Später wird sie auf 40 Tage ausgedehnt.

Es zeigen sich erste Ansätze eines öffentlichen Gesundheitswesens: dem Hospital muß ein Stadtarzt zur Verfügung stehen. Die Verwaltung der Hospitäler geht nun häufig in städtische Hände über.

Geschichte

Zwischen 1348 - 1356 starben in Mitteleuropa 25 Millionen Menschen an der Pest, was fast einem Drittel der gesamten europäischen Bevölkerung entsprach. Bis 1670 war Europa ständig von der Pest bedroht.

Ausgangsort

Kaffa auf der Krim (dem heutigen Feodosia), wo bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Tataren und Genuesern die Pestleichen als (erste bakteriologische) Waffen eingesetzt wurden, und schließlich die infizierten Genueser nach Italien flohen, von wo durch die Handelsbeziehungen (Verbreitung vornehmlich auf den Handelsschiffen) die Krankheit ihren Einzug in ganz Europa nahm. Die Seuche hat vielfältige wirtschaftliche, kulturelle, religiöse, künstlerische und politisch-historische Auswirkungen gehabt. (siehe Literatur: "Seuchen machen Geschichte")

Krankheitsverlauf und Symptome

  • Beulenpest
    • Inkubationszeit: 2 bis 6 Tage.
    • Initialstadium: Unwohlsein, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Fieber.
    • Erste Symptome: äußerst schmerzhafte Lymphknotenschwellungen (meist in Leistengegend oder unter den Achseln) bis Ei- oder Apfelgröße = Pestbeulen.
    • Septische Phase: Schwarze und schwarzblaue Flecken auf dem ganzen Körper. Schweres Krank- heitsbild mit toxischem Schock, Haut- und Schleimhautblutungen, meningialen Zeichen wie Ruhelosigkeit und Apathie, Krampfanfällen und Koma.
  • Lungenpest
    • Noch grausamer, Befallene können innerhalb weniger Stunden sterben.

Übertragung durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch.

  • Inkubationszeit : 1- 2 Tage.
  • Symptome: Hohes Fieber, Erbrechen, Schüttelfrost und extreme Benommenheit. Der Tod tritt durch Herz- und Kreislaufversagen ein.

Erreger

Yersinia (früher Pasteurella) pestis, Bakterium der Yersinia-Gruppe, der Familie Enterobacteriaceae, entdeckt 1894 von Alexandre Yersin (ein Schüler Pasteurs) und Chiba Jasuro Kibisato (Schreibweise?) (ein Schüler Robert Kochs) Ursprünglich Erreger einer Tierseuche vornehmlich an Ratten und anderen Nagetieren.

  • Erregernachweis aus Untersuchungsmaterial auf üblichen Nährböden und im Tierversuch (Meerschweinchen, Ratten). Antikörpernachweis: Widal, KBR, Hämagglutination, Mäuse- schutzversuch, Nachweis von Pestpräzipitinogenen in fauligen Organteilen von Ratten und Leichen mit der Ascoli Reaktion ( siehe Wörterbuch der Medizin).

Überträger

Pestfloh (Xenopsylla cheopis), Blutsauger an Nagetieren.

Vorbeugung

Impfen mit Pestimpfserum ist nur bei geplantem Aufenthalt in einem besonders pestgefährtdeten Gebiet notwendig und nur sinnvoll, wenn es unmittelbar vor der Einreise in das verseuchte Gebiet erfolgt. Der Schutz vor Ungeziefer und die Rattenbekämpfung sind die normalerweise ausreichenden prophylaktischen Maßnahmen.