AGIB
Die akute gastrointestinale Blutung (AGIB) ist ein medizinischer Notfall. Dabei kommt es zu einem plötzlichen Blutaustritt in das Innere des Magen-Darm-Trakts. Klinisch äußert sich dies unter anderem durch Hämatemesis (Bluterbrechen), Meläna (Teerstuhl) oder Hämatochezie (frisches Blut im Stuhl). Unbehandelt kann eine AGIB schnell zum Volumenmangelschock und im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Einteilung nach Lokalisation
Gastrointestinale Blutungen werden üblicherweise lokal nach dem Ort des Blutungsgeschehens klassifiziert:
Obere gastrointestinale Blutung (OGIB): Blutung bis zum Ligamentum Treitz, also aus Ösophagus, Magen oder Duodenum. Etwa 85–90 % aller AGIB fallen in diese Kategorie.
Mittlere gastrointestinale Blutung: Blutung aus dem Jejunum oder Ileum.
Untere gastrointestinale Blutung: Blutung distal des Treitz, also aus Kolon, Rektum oder dem Analkanal.
Ursachen
Häufige Ursachen der oberen AGIB:
Akutes Magenulkus oder Zwölffingerdarmgeschwür
Erosionen der Schleimhaut (z.B. bei Medikamenten-Nebenwirkung)
Magenkarzinom oder andere Tumoren
Häufige Ursachen der unteren AGIB:
Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
Symptome
Typische Symptome können je nach Lokalisation und Blutverlust variieren:
Hypotonie (niederer Blutdruck)
Tachykardie (schneller Puls)
Hämatemesis – v.a. bei oberer AGIB
Meläna – typischerweise bei Blutung aus oberen Magen-Darm-Trakt
Hämatochezie – eher bei unteren Blutungen oder sehr starker OGIB
Blutdruckabfall, Blässe, Schweißausbruch, Schock
Bewusstseinseintrübung bzw. Vigilanzminderung
Diagnostik
Die Diagnostik muss zügig und gezielt erfolgen:
Körperliche Untersuchung und Einschätzung der Vitalparameter
- Hämoglobin (Hb)
- Gerinnungsparameter (INR, Quick, PTT)
- Laktat als Schockmarker
- Bei OGIB innerhalb von 24 h, ggf. als Notfallendoskopie
- Möglichkeit zur gleichzeitigen interventionellen Therapie
CT-Angiographie oder Szintigrafie bei unklarer Blutquelle oder persistierender starker Blutung
Therapie
Notfallmaßnahmen
Sicherung der Atemwege bei Vigilanzminderung, Aspirationsgefahr
Sauerstoffgabe, Monitoring, Kreislaufstabilisierung
Volumentherapie: kristalloide Flüssigkeit, eventuell Bluttransfusion
Kreislaufüberwachung auf Intensivstation
Endoskopische Therapieoptionen
Injektionsbehandlung (Adrenalin o.ä.)
Ligaturbehandlung z. B. bei Ösophagusvarizen
Medikamentös:
Bei Varizenblutung z. B. Terlipressin oder Somatostatin
PPI bei Ulkusblutung
Gerinnungssubstitution bei Gerinnungsstörungen
Weitere Optionen:
Interventionelle Radiologie: Embolisation
Chirurgisches Vorgehen bei Therapieversagen oder massiver Blutung
Komplikationen
Hypovolämischer Schock infolge starker Blutverluste
Rebleeding – erneute Blutung nach initialer Stabilisierung
Infektionen und Multiorganversagen bei schwerem Verlauf
Höhere Mortalität insbesondere bei älteren, multimorbiden Patient*innen
Wichtig für die Praxis
Jede akute gastrointestinalen Blutung muss als potenziell lebensbedrohlich angesehen werden.
Ein strukturiertes Vorgehen nach dem ABCDE-Schema und ein interdisziplinäres Management (Gastroenterologie, ggf. Chirurgie und Intensivmedizin) sind entscheidend.
Die Endoskopie ist Diagnose und Therapie zugleich und sollte frühzeitig erfolgen.
Quellen und Verweise
https://www.gesundheitsinformation.de