AGIB

Version vom 28. Juli 2025, 07:12 Uhr von Thomas Kujawa (Diskussion | Beiträge) (Ausführliche Erklärung)
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Die akute gastrointestinale Blutung (AGIB) ist ein medizinischer Notfall. Dabei kommt es zu einem plötzlichen Blutaustritt in das Innere des Magen-Darm-Trakts. Klinisch äußert sich dies unter anderem durch Hämatemesis (Bluterbrechen), Meläna (Teerstuhl) oder Hämatochezie (frisches Blut im Stuhl). Unbehandelt kann eine AGIB schnell zum Volumenmangelschock und im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Einteilung nach Lokalisation

Gastrointestinale Blutungen werden üblicherweise lokal nach dem Ort des Blutungsgeschehens klassifiziert:

Obere gastrointestinale Blutung (OGIB): Blutung bis zum Ligamentum Treitz, also aus Ösophagus, Magen oder Duodenum. Etwa 85–90 % aller AGIB fallen in diese Kategorie.

Mittlere gastrointestinale Blutung: Blutung aus dem Jejunum oder Ileum.

Untere gastrointestinale Blutung: Blutung distal des Treitz, also aus Kolon, Rektum oder dem Analkanal.

Ursachen

Häufige Ursachen der oberen AGIB:

Akutes Magenulkus oder Zwölffingerdarmgeschwür

Erosionen der Schleimhaut (z.B. bei Medikamenten-Nebenwirkung)

Ösophagusvarizen

Mallory-Weiss-Syndrom

Magenkarzinom oder andere Tumoren

Häufige Ursachen der unteren AGIB:

Divertikulose des Kolons

Kolonkarzinom

Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa

Angiodysplasien

Symptome

Typische Symptome können je nach Lokalisation und Blutverlust variieren:

Hypotonie (niederer Blutdruck)

Tachykardie (schneller Puls)

Hämatemesis – v.a. bei oberer AGIB

Meläna – typischerweise bei Blutung aus oberen Magen-Darm-Trakt

Hämatochezie – eher bei unteren Blutungen oder sehr starker OGIB

Blutdruckabfall, Blässe, Schweißausbruch, Schock

Bewusstseinseintrübung bzw. Vigilanzminderung

Diagnostik

Die Diagnostik muss zügig und gezielt erfolgen:

Körperliche Untersuchung und Einschätzung der Vitalparameter

Blutuntersuchung:

    • Hämoglobin (Hb)
    • Gerinnungsparameter (INR, Quick, PTT)
    • Laktat als Schockmarker

Endoskopie:

CT-Angiographie oder Szintigrafie bei unklarer Blutquelle oder persistierender starker Blutung

Therapie

Notfallmaßnahmen

Sicherung der Atemwege bei Vigilanzminderung, Aspirationsgefahr

Sauerstoffgabe, Monitoring, Kreislaufstabilisierung

Volumentherapie: kristalloide Flüssigkeit, eventuell Bluttransfusion

Kreislaufüberwachung auf Intensivstation

Endoskopische Therapieoptionen

Clipping

Injektionsbehandlung (Adrenalin o.ä.)

Thermokoagulation

Ligaturbehandlung z. B. bei Ösophagusvarizen

Medikamentös:

Bei Varizenblutung z. B. Terlipressin oder Somatostatin

PPI bei Ulkusblutung

Gerinnungssubstitution bei Gerinnungsstörungen

Weitere Optionen:

Interventionelle Radiologie: Embolisation

Chirurgisches Vorgehen bei Therapieversagen oder massiver Blutung

Komplikationen

Hypovolämischer Schock infolge starker Blutverluste

Rebleeding – erneute Blutung nach initialer Stabilisierung

Infektionen und Multiorganversagen bei schwerem Verlauf

Höhere Mortalität insbesondere bei älteren, multimorbiden Patient*innen

Wichtig für die Praxis

Jede akute gastrointestinalen Blutung muss als potenziell lebensbedrohlich angesehen werden.

Ein strukturiertes Vorgehen nach dem ABCDE-Schema und ein interdisziplinäres Management (Gastroenterologie, ggf. Chirurgie und Intensivmedizin) sind entscheidend.

Die Endoskopie ist Diagnose und Therapie zugleich und sollte frühzeitig erfolgen.

Quellen und Verweise

https://www.gesundheitsinformation.de

https://www.aerzteblatt.de

https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de

https://www.awmf.org

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