Marcumar

Aus Familienwortschatz
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Marcumar® (Wirkstoff: Phenprocoumon) ist ein gerinnungshemmendes Medikament. Chemisch verwandt ist es mit Cumarin.


Marcumar ist der Antagonist (Gegenspieler) von Vitamin K. Vitamin K wird als Co-Enzym benötigt, um verschiedene Gerinnungsfaktoren im Körper zu synthetisieren. Fehlt Vitamin K, können diese Faktoren nicht produziert werden, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes nimmt ab.

Indikationen

Die zwei wichtigsten Krankheitsbilder, bei denen Marcumar zum Einsatz kommt, sind:

Bei der Thrombose wird Marcumar therapeutisch verwendet, um den Thrombus am Weiterwachsen zu hindern, ihn aufzulösen und die thrombosierte Vene letztlich zu rekanalisieren (zur Abheilung zu bringen). Die Therapie dauert im Allgemeinen 6-12 Wochen, bei Rezidiven bis zu einem Jahr. Bei Vorhofflimmern wird Marcumar prophylaktisch verwendet. Es können sich sonst Thromben bilden, die einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie verursachen können. Das Marcumar muss in diesen Fällen lebenslang eingenommen werden.

Kontraindikationen

Vor der Anwendung von Marcumar sollten Magengeschwüre und Krebserkrankungen ausgeschlossen werden. Magengeschwüre können unkontrolliert bluten, Tumore können ihr Wachstum und die Metastasierung beschleunigen.

Darüber hinaus können eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit wie Demenz, Drogen- oder Alkoholmißbrauch sowie neurologische Erkrankungen mit erhöhter Sturzgefahr eine Kontraindikationen darstellen.

Patienten über 80 Jahre sollten mit Marcumar nicht neu eingestellt werden oder nur unter sehr streng indizierten Kautelen (Sicherheitsmaßnahmen).

Schwangerschaft und Stillzeit

Anwendung

Da die Leber eine größere Menge Vitamin K speichern kann, wirkt Marcumar nie bereits nach der ersten Einnahme. Deshalb wird am Anfang stets hoch dosiert (2-4 Tabletten) und überlappend ein sofort wirksames Antikoagulanz gegeben, entweder eine intravenöse Vollheparinisierung oder subcutan ein niedermolekulares Heparin. Die Tablettendosis wird in den folgenden Tagen schrittweise reduziert. Spätestens nach 2 Tagen sollte die erste Gerinnungskontrolle erfolgen. Bei Erreichen therapeutischer Werte (Zielbereich) wird das Heparin abgesetzt.

Der Zeitpunkt der Einnahme ist nicht entscheidend, aber das Medikament sollte nicht zum Essen eingenommen werden. Um Lücken zu vermeiden, sollte die Einnahme immer zur gleichen Tageszeit erfolgen. Im Krankenhaus wird Marcumar in der Regel erst abends gegeben, weil erst im Laufe des Tages die Laborergebnisse der Gerinnungskontrollen eintreffen und sturzgefahr kleiner ist!.

Bei Zuführung des Medikamentes über eine Ernährungssonde muss darauf geachtet werden, dass es in ausreichendem Abstand (ca. zwei Stunden) zur Sondenkostgabe verabreicht wird, da sonst die Wirksamkeit beeinträchtigt ist.

Gerinnungswerte und Dosierung

Die laufende Dosierung von Marcumar richtet sich individuell nach den Gerinnungswerten. Grundlage war früher der Quick-Wert. Weil dieser sich je nach Meßmethode von Labor zu Labor (geringfügig) unterscheiden kann, wurde der genauere INR-Wert eingeführt.

Zielbereich für eine therapeutisch wirksame Marcumarisierung ist

  • nach Quick 25-35%
  • nach INR 2,5-3,5

Die Bestimmung der Gerinnungsfaktoren erfolgt anfangs täglich, später wöchentlich oder monatlich durch den Hausarzt. Besonders geschulte Ärzte können Marcumar-Patienten auch im Umgang mit Testgeräten für die häusliche Gerinnungskontrolle, z.B. Coagucheck, unterweisen.

Pflegerische Maßnahmen

Aufgabe der Pflege ist in erster Linie die Beratung der Marcumar-Patienten. Insbesondere sind die Patienten darauf hinzuweisen, für die Dauer der Therapie

  • stets den Marcumar-Ausweis bei sich zu tragen,
  • diesen bei jedem Arzt- oder Zahnarztbesuch vorzuzeigen,
  • Verletzungsrisiken zu meiden,
  • Bagatellverletzungen länger zu komprimieren, damit die Blutung zum Stillstand kommen kann sowie
  • weiche Zahnbürsten zu benutzen.
  • sich nicht nass zu rasieren.

Speziell nach Venenpunktionen (Blutentnahme, Entfernung von venösen Zugängen) muß länger komprimiert werden, eventuell sogar mit einem Druckverband. Intramuskuläre Injektionen dürfen wegen der Blutungsgefahr nur nach strenger Indikationsstellung gegeben werden.

Zur Ernährung gibt es widersprüchliche Aussagen. Mindestens 50% des Vitamin K werden unabhängig von der Ernährung von der natürlichen Darmflora produziert. Vitamin-K-haltige Lebensmittel können bei reichlichem Genuß die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wieder erhöhen. Besonders zu nennen sind hier Kohlsorten aller Art.

Verschiedene Autoren und Ärzte geben hier jedoch unterschiedliche Auskünfte. Die einen raten, alle Kohlsorten ganz zu meiden, andere raten zu einer normalen Mischkost, ohne ins Detail zu gehen. Empfehlenswert ist wahrscheinlich, Kohl als normale Gemüsebeilage in geringer Menge weiter zu essen, ausgesprochene Kohlgerichte (Kohlsuppe, Irish Stew oder den in Norddeutschland beliebten Grünkohl usw.) zu meiden.

Weblinks