Pflegeprozess

Aus Familienwortschatz
(Weitergeleitet von Pflegeprozeß)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Pflegeprozess umfasst alle allgemeinen Schritte zur Vorbereitung, Durchführung und Evaluation professioneller Pflege. Der Pflegeprozess ist nicht auf eine bestimmte Personengruppe oder Behandlungsspektrum eingegrenzt. Vergleiche dazu die Erläuterung der Begrifflichkeit der Krankenpflege über alle diese Dimensionen durch den Weltverband der Pflegenden, ICN.

Pflegeprozess nach Nancy Roper

Definition

„Die systematische, an den ganzheitlichen Bedürfnissen des Menschen orientierte und laufend angepasste Pflege wird als der Pflegeprozess bezeichnet. Dabei entwickelt sich zwischen dem Pflegebedürftigen und dem Pflegenden eine Beziehung, die auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet ist. Dieses Ziel ist die an der Person des Pflegebedürftigen orientierte Problemlösung bzw. die Kompensation der nicht lösbaren Probleme. Der Pflegeprozess ermöglicht eine organisierte und ganzheitlich orientierte, individuelle Pflege.“ (SEEL, 1997)

Der Sinn des Pflegeprozesses

Prozesshaftes Denken in der Pflege ist deshalb wichtig, weil Pflege normalerweise über einen mehr oder weniger langen Zeitraum nötig ist. Nur mit diesem Denken in Entwicklungsprozessen lässt sich der Erfolg oder Misserfolg von Pflegemaßnahmen beurteilen und entsprechend auf Veränderungen reagieren. Sporadische Interventionen sind zwar manchmal notwendig, stellen aber oft für den gesamten Prozess eher unbedeutende Ereignisse dar. Wichtiger ist die langfristige Planung und Verfolgung von bestimmten Zielen; auch im Sinnne von Prävention, Rehabilitation und Sekundärprävention.

Dabei ist der Pflegeprozess auch immer das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses zwischen professionell Pflegenden, Pflegebedürftigen und anderen Beteiligten. Diesen Pflegeprozess zu planen und zu leiten stellt eine Vorbehaltsaufgabe von Pflegefachkräften dar. Dokumentation und schriftliche Planung sind deshalb notwendig, weil eine mehr oder weniger große Anzahl von Pflegekräften an dem selben Prozess mitarbeiten und sich über die Richtung verständigen muss. Ebenso dient die Dokumentation mittlerweile dem MDK als Nachweis erbrachter Leistungen. Sinn und Ziele des Pflegeprozesses werden dadurch eher von anderen Interessen überlagert, was kritisch betrachtet werden kann.


Die Schritte des Pflegeprozesses

Beim Pflegeprozess handelt es sich um einen so genannten Regelkreislauf (auch Pflegeregelkreis genannt).

  1. Informationssammlung
  2. Probleme und Ressourcen beschreiben
  3. Pflegeziele festlegen
  4. Maßnahmenplanung
  5. Pflege durchführen
  6. Evaluation der Pflege

Das Sechs-Phasen-Modell nach Fiechter/Meier ist das in Deutschland meist verwendete Prozessmodell. Es wird in der Pflegeplanung praktisch umgesetzt und jeweils aktuell dokumentiert.

Andere Modelle sind

  • das Vier-Phasen-Modell der WHO, bestehend aus Assessment, Planung, Intervention und Evaluation
  • das US-amerikanische Fünf-Phasen-Modell, die als zweiten Schritt die Diagnosephase enthält.

Siehe hierzu auch die Beiträge von Monika Krohwinkel, der WHO und den Artikel Geschichtliche Entwicklung des Pflegeprozesses.

Evidence Based Nursing im Pflegeprozess

Das pflegerische Assessment besteht nicht in der Durchführung pauschaler Dokumentation (z. B. das Abhaken von AEDL-Listen), sondern in der Anwendung geeigneter Assessment- oder Screeninginstrumente, die nachweislich Pflegebedürftigkeit oder zumindest Aspekte davon messen. Für den Bereich der Altenpflege könnten dies z.B. RAI oder PAS sein, für den Bereich Akutkrankenhaus z. B. ePA-AcuteCare©.
Nur so kann man sicher sein, dass in der Informationssammlung nicht nur zufällig die wesentlichen Pflegeanlässe erfasst werden - und im ungünstigsten Fall wesentliche Bereiche übersehen werden.

Studien zu Einzelaspekten des Pflegeprozesses

Nach welcher Art von Studientyp würde man suchen, um folgende Fragen im Rahmen des Pflegeregelkreis zu klären?

  1. Problem: phänomenologische Studien ("Erleben von...")
  2. Diagnose: Diagnosestudien (Assessmentinstrumente z.B. Risikoeinschätzung Dekubitus)
  3. Ziele: Prognosestudien, phänomenologische Studien
  4. Maßnahme: Interventionsstudien, RCT
  5. Evaluation: Diagnosestudien (Assessment, um die formulierten Zielen zu überprüfen). Hierzu ist das Risikoeinschätzinstrument (wie in Punkt 2) ungeeignet (beim Beispiel Dekubitus will man ja nicht feststellen, ob und in welchem Ausmaß Risiken für Dekubitusentstehung vorliegen, sondern ob ein Dekubitus vorhanden ist oder nicht).

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • U. Brucker, G. Ziegler et al.: Grundsatzstellungnahme Pflegeprozess und Dokumentation. Handlungsempfehlungen zur Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Pflege. Selbstverlag Medizinischer Dienste der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V. (MDS), Essen 2005.
  • Susanne Graudenz: Der Pflegeprozess in der Pflegedokumentation von Krankenhäusern - Vorstellung eines Instrumentes zur Beurteilung und exemplarische Studie. Diplomica-Verlag, 2008, 179 Seiten. ISBN 3836658372