Diabetes mellitus: Ernährung

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Diabetiker brauchen keine spezielle "Zuckerdiät"! Sie sollen sich normal und abwechslungsreich ernähren. Empfehlenswerte ist die Angleichung an die mediterrane Küche (viel Obst, Gemüse, Salate, Olivenöl, Getreideprodukte, wenig Fleisch, Alkohol eher wenig - und nur zu den Mahlzeiten). Light- und so genannte Wellnessprodukte sind für Diabetiker nicht gesundheitsfördernd. Erfahrungen lehren: Zuckerkranke können sich mit geringen Anpassungen (Einschränkung bei zuckerhaltigen Nahrungsmitteln, Limonaden, Fruchtsäften) völlig normal ernähren. [1]

Besonders geeignete Nahrungsmittel

für Diabetiker sind die mit einem niedrigen glykämischen Index. Der Glykämische Index (GI) ist ein Maß für die sofortige Wirkung kohlenhydrathaltiger Lebensmittel auf den Blutzucker. Als Bezugsgröße wird der schnelle Anstieg des Blutzuckers nach Aufnahme von Traubenzucker (Glukose) mit 100 Prozent zugrunde gelegt.[2]

Trotz unterschiedlicher Diskussionen zum Nutzen dieser Ernährung berichten Patienten in den Schulungen über gute Erfahrungen: Es gäbe weniger "Blutzuckerspitzen" und es käme auch seltener zu einer Hypoglykämie. Diese Aussagen lassen sich auf der Grundlage der längeren Resorptionszeiten der KH mit einem niedrigen GI erklären.

Einen niedrigen glykämischen Index haben: Vollkornbrote mit ganzen Körnern, Pumpernickel und Leinsamenbrot Parboiled Reis, Roggen und Weizenkörner, Nudeln aus Hartweizen/Pasta, Milch, Joghurt natur, Hülsenfrüchte: Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen, Äpfel, Apfelsinen, Birnen, Erdbeeren, Kirschen, Pfirsiche, Pflaumen. Mehr dazu: GI bzw. GYX-Tabelle:[1]

Light-Produkte

Light-Produkte sind oft durch Reduzierung der Fette und Kohlenhydrate „abgemagert“, und können auf dieser Grundlage das Abnehmen theoretische unterstützen. Allerdings bemerkt der Körper den Betrug und reagiert mit einem schneller wieder auftretenden Hungergefühl. Insulinpflichtige Diabetiker, die eine bestimmte Menge an Kohlehydraten benötigen, sollten allerdings vorsichtig sein. "Mit künstlich gesüßten Limonaden die tägliche Kalorienaufnahme zu drosseln, darauf setzen viele in der Absicht, sich so „gesünder“ zu ernähren. Laut einer US-amerikanischen Studie fand sich jedoch unter Menschen, die mindestens einmal pro Tag Kalorienreduzierte Limonaden trinken, vermehrt ein neu aufgetretener Typ 2 Diabetes beziehungsweise ein metabolisches Syndrom, wobei man die als Ersatz für den Zucker verwendete Fruktose dafür verantwortlich macht.[3]

Pflanzensterine

Pflanzensterine werden durch die Industrie einigen Lebensmitteln wie Margarine, Joghurt oder Käse zugesetzt. Sie können in der Tat den Cholesterinspiegel etwas senken, sind aber bei einer Fettstoffwechselstörung nicht ausreichend. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Pflanzensterine die Aufnahme fettlöslicher Vitamine aus der Nahrung behindern. Ebenso sei die Langzeitwirkung noch nicht geklärt. [4]

Fruchtzucker

Wird einigen Lebensmittel als Zuckeraustausch zugesetzt, da der Körper Fruktose (Fruchtzucker) insulinunabhängig verwerten kann. Die Forschung empfiehlt dieses Vorgehen nicht, da in einigen Fällen die Fetteinlagerung im Gewebe begünstigt und die LDL-Konzentration (schlechtes Cholesterin) im Blut anstieg. Außerdem wird Fruktose für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verantwortlich gemacht. [5]

Chrom

Dieses Spurenelement soll die Blutzuckerwerte verbessern. Die Studienergebnisse sind bisher widersprüchlich. Daher wird zurzeit der Einsatz nicht empfohlen. [6]

Vitamine

Studien aus 2009 und 2010 lassen vermuten, daß die Gabe von Metformin (einem oralen Antidiabetikum) zu einem Mangel an Vitamin B12 führt. Einige Diabetiker haben einen Mangel an Vitamin B1. Vermutet wird, dass dieser Umstand eventuell an der Entstehung von Gefäßschäden am Auge, Herz und Kreislauf mit beteiligt ist. Daher ist der regelmäßige Verzehr von Vollkornprodukten sehr zu empfehlen. Alle Gemüse und Obst, die rot, gelb oder grün sind, haben einen hohen Luteingehalt (das sogenannte Augenvitamin), dieser soll ebenfalls günstig in Bezug auf das Hinauszögern von diabetischen Augenerkrankungen (Retinopathie und Makuladegeneration) sein.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren verflüssigen das Blut und erhöhen durch diese Eigenschaft den Blutdurchfluss in den Gefäßen (Arterien, Venen, Kapillaren). Das begünstigt die Netzhautdurchblutung. Diese Fettsäuren sind in guten Ölen und vor allen Dingen in Seefischen enthalten.

Diabetiker, bei denen mindestens zweimal pro Woche Fisch auf dem Speiseplan steht, sind seltener von einer Nierenschädigung mit Makroalbuminurie betroffen.[7] Aus den oben genannten wissenschaftlichen Studien kann abgeleitet werden, dass das Fortschreiten einer diabetischen Nierenerkrankung durch eine gute, insbesonder salzarme Ernährung gebremst werden kann. [8]

Spurenelemente

Bei Diabetikern fällt häufig ein Magnesiummangel auf, der durch Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe auf sich aufmerksam macht. Daher ist in diesem Zusammenhang der Verzehr von Obst und Gemüse bezüglich der Versorgung mit Spurenelementen und Mineralstoffen unersetzlich.

Getränke

Getränke mit Süßstoffen wie Mineralwasser, Kaffee, Tee und Limonaden enthalten keine verwertbaren Kohlehydrate und können daher ohne Anrechnung auf die Broteinheiten in normalen Mengen getrunken werden. Siehe oben:Light-Produkte

Obstsäfte und Milchgetränke enthalten Kohlenhydrate und werden als BE angerechnet. Innerhalb der Tagesenergiemenge (Gesamtkalorienzahl) sind sie ebenfalls zu berücksichtigen.

Alkoholische Getränke Sind in geringen Mengen erlaubt. Das betrifft etwa eine Tagesgesamtmenge von zwei Gläsern Bier (á 0,2l) oder 2 Gläser trockener Weißwein bzw. Sekt (á 0,1l) zu. Wer Alkohol trinkt, sollte dieses immer im Zusammenhang mit dem Essen tun, denn Alkohol kann zu Hypoglykämie führen. Insulinpflichtige Diabetiker sollten nach Alkoholgenuss einen Blutzuckerwert von 8,0 mmol/l (144 mg/dl) vor dem Zubettgehen nicht unterschreiten (Gefahr der nächtlichen Unterzuckerung). Daher soll nach Alkoholgenuss immer der Blutzuckerwert bestimmt werden. Liegen der Wert unter 120 mg/dl (6,6 mmol/l), sollten noch 1 - 2 BE zusätzlich gegessen werden.

Die Umsetzung

  • Reduzierung der täglichen Fettmenge unter Bevorzugung ungesättigter Fettsäuren (Olivenöl, Rapsöl, Fisch).
  • Gut und abwechslungsreich würzen, aber mit Salz sparen.
  • Nur gelegentlich Süßes essen.
  • Vollkornprodukte bevorzugen (enthalten viel B-Vitamine).
  • Tierisches Eiweiß einschränken.
  • Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, z.B. Mineralwässer!
  • Reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst essen.
  • Mehrere kleine Mahlzeiten sind günstig.

Berechnung des BMI

Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Wert, mit dem Sie feststellen, ob Sie Ihr persönliches Idealgewicht oder Übergewicht (Adipositas) haben.

  • Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) - hier gets lang: [2]

Kann man durch Ernährung Diabetes mellitus Typ II vorbeugen?

Eine neue Studie: Boston – Der Verzehr von rotem Fleisch steigert das Risiko, an einem Diabetes mellitus Typ II zu erkranken. Wer seine Eiweiße über Nüsse, Getreide oder Milchprodukte mit niedrigem Fettgehalt auf­nimmt, senkt sein Risiko für eine Zuckerkrankheit signi­fikant. [9] Den ganzen Artikel gibt es hier:[3]

Interne Links

Externe Links

  • Diabetes Deutschland, Ernährung. Klick hier: [4]
  • Diabetes Deutschland, Gewichtsabnahme: Welche Maßnahmen sind wirksam? Klick hier: [5]
  • Diabetes heute: Verbot für spezielle Diabetiker-Lebensmittel: [6]
  • Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel bei Diabetes mellitus: [7]
  • Mit welcher Ernährung ist eine Gewichtsabnahme langfristig erfolgreich? [8]

Quellen

  1. DMP Programm Diabetes, DAK
  2. Deutsche Diabetes Gesellschaft
  3. Jennifer Nettleton, von der Epidemiologischen Abteilung der University of Texas School of Public Health, Houston, und Kollegen im Fachjournal Diabetes Care."
  4. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
  5. Besser eingestellt! DMP Information der DAK
  6. DAK DMP-Info Frühjahr 2010
  7. EPIC-Studie (European Prospective Investigation of Cancer-Norfolk Study) aus Großbritannien.
  8. Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, National WHO Collaborating Center for Diabetes, European Training Center in Endocrinology and Metabolism, Universitätsklinikum Düsseldorf
  9. Das berichtet eine Arbeits­gruppe um An Pan vom Department of Nutrition der Harvard School of Public Health im American Journal of Clinical Nutrition (doi:10.3945/ajcn.111.018978).


Bitte beachten Sie auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!