Finalphase

Aus Familienwortschatz
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Der Begriff (Prä-) Finalphase (lat. finis = Ende, Ziel) umschreibt die eigentliche Sterbephase und bezieht sich auf die letzten Stunden bis wenige Tage des Lebens.

In dieser Phase steht bei der palliativen pflegerischen Versorgung die Wahrnehmung der Bedürfnisse des Sterbenden im Vordergrund. Bei allen Tätigkeiten sollte abgewogen werden, ob sie überhaupt notwendig sind, ob sie eine Belastung für den Sterbenden sind oder ob sie ihm Erleichterung verschaffen.

Mögliche Anzeichen des bevorstehenden Todes (Auswahl)

Folgende Verhaltensveränderungen und Symptome bei Schwerkranken können auf den nahen Tod hinweisen (nach Kern und Nauck 2006[1]):

  • - Extreme motorische Unruhe: wiederholter Drang zum Aufstehen, Nesteln, Umhergreifen, Entkleiden oder das Wegschieben der Bettdecke; oder aber
  • - vermehrte Müdigkeit und Teilnahmslosigkeit, Apathie, zunehmende Somnolenz
  • - längere Schlafphasen bis hin zum Koma
  • - Reduzierung der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme bis hin zum vollständigen Verzicht
  • - Reduzierung der Urinausscheidung, evtl. Inkontinenz oder Harnverhalt
  • - kalte Füße, Arme, Hände (schwache Durchblutung) oder übermäßiges Schwitzen
  • - dunkle, livide Verfärbung der Körperunterseite, Hände, Knie und/oder der Füße (Marmorierung)
  • - bleiche, "wächserne" Haut
  • - ausgeprägtes, bleiches Mund-Nasendreieck
  • - schwacher Puls
  • - Blutdruckabfall (an der Pulsqualität erkennbar - eine Messung des RR ist in dieser Situation nicht angemessen, zumal die Feststellung des Wertes keine Konsequenzen nach sich ziehen würde)
  • - reduzierte Wahrnehmung der Außenwelt (Zeit, Raum, Personen)
  • - veränderter Atemrhythmus (Cheyne-Stoke'sche Atmung, Schnappatmung)
  • - Atemgeräusche wie das präfinale Rasseln

Aufgaben der Pflege

In der Finalphase haben Pflegende die Aufgabe, die nicht unbedingt mehr klar geäußerten Bedürfnise des Sterbenden wahrzunehmen und zwischen ihm und seinen eventuell verunsicherten Angehörigen zu vermitteln. Das bedeutet, dass die an sich normalen Vorgänge erläutert werden müssen, da nur wenige Menschen Erfahrungen mit Sterbenden haben oder sogar falsche Vorstellungen aus TV oder Film für die Norm halten.

Gerade bei Agitiertheit überträgt sich die Unruhe leicht auf die Anwesenden, die womöglich in Aktionismus verfallen. Das kann die ganze Situation noch belastender machen als sie ohnehin schon ist. Angehörige müssen darüber informiert werden, dass ein Sterbender nicht unbedingt still im Bett liegen muss, sondern mit Unterstützung durchaus auf der Bettkante sitzen kann, bis er signalisiert, dass er sich wieder hinlegen möchte. Auch kurzes Aufstehen ist mit Hilfe wiederholt möglich. Es ist auf alle Fälle besser, den Bewegungsdrang zu unterstützen, als den Sterbenden davon abhalten zu wollen; zwar fordert es den Beteiligten sehr viel Kraft ab, führt aber letztendlich zu einer Beruhigung des Sterbenden.

Auch das Aufdecken oder sich Entkleiden ist häufig zu beobachten, was Angehörige sehr irritiert, wenn der Sterbende ohnehin schon kalte Extremitäten hat und sie eher versuchen, ihn mit warmen Decken, Socken und Wärmflasche "aufzuheizen". Eine Erläuterung hilft auch hier zu mehr Verständnis: Das Abstreifen der irdischen Hüllen kann eine symbolische Handlung sein, ähnlich der Symbolsprache Sterbender; der Mensch kommt nackt auf die Welt und will sie auch nackt wieder verlassen. Das Akzeptieren eines solchen Anblicks ist natürlich eine Herausforderung an das, was wir als würdig empfinden. Ein Kompromiss kann eine leichte Decke sein, die man dem unbekleideten Sterbenden überlegt.

Unruhe kann auch körperliche Ursachen haben, z.B. Harn- oder Stuhldrang bzw. Harnverhalt, starke Schmerzen, Luftnot. Diesen Beschwerden kann mit palliativen Maßnahmen abgeholfen werden. Da diese Interventionen z.T. ärztlich angeordnet sein müssen, ist es sinnvoll, die möglichen Beschwerden und die entsprechenden Maßnahmen (insbesondere Medikamentengaben) schon vor ihrem Auftreten anzusprechen und Bedarfsgaben zu vereinbaren. Der Patient und seine Angehörigen sind bei diesen Vorüberlegungen möglichst miteinzubeziehen, damit es im Falle einer Krise nicht zu unnötigen Konflikten kommt, die auf Informationslücken beruhen. Solche im Vorfeld geführten Gespräche tragen zu einer offenen, vertrauensvollen Atmosphäre bei; auch das Gefühl von Sicherheit wird dadurch verstärkt.

Einzelnachweise

  1. Kern, M., Nauck, F.: Letzte Lebensphase, in: Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (Hrsg), Handreichung Palliative Care und Hospizarbeit, Stand 11/2006

siehe auch

Hand halten
Palliative Care
Sterbebegleitung
Symbolsprache Sterbender
Symptomkontrolle
Terminalphase