Hungertod

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Hungertod folgt als biologischer Prozess einem fortgesetzten Nahrungs- und Flüssigkeitsmangel. Durch den Nahrungsmangel bzw. Nährstoffmangel stellt sich der Stoffwechsel des Menschen zunächst auf Katabolismus um. Diesen Vorgang nennt man auch Hungeradaptation. Der innere Stoffwechsel (also hier keine Aussage zur Menge des Essens!) kann auf etwa 50 Prozent heruntergefahren werden. Nach etwa acht bis zehn Tagen wird der Grundumsatz des Körpers gesenkt und das Stoffwechselgeschehen verlangsamt sich insgesamt.

Der Körper gewinnt bei Nahrungsentzug die notwendige Energie aus seinen körpereigenen Energiespeichern. Nacheinander werden so zur Deckung des Energiebedarfs Energievorräte in Form von Kohlenhydraten, insbesondere dem gespeicherten Glykogen der Leber, Nieren und der Muskeln), Fetten (z. B. subkutanes Fettgewebe) und letztlich auch Proteinen (z. B. Muskulatur) angegriffen. Täglich werden etwa 150 g Triglyceride (Körperfett) aus dem Fettgewebe zu Fettsäuren und Glycerin abgebaut. Der größte Teil wird für die Energieversorgung von Hirn, Herz, Nieren und Muskeln benötigt. Über die Gluconeogenese (Aufbauweg für Glucose) kann aus dem Muskeleiweiß (Aminosäuren) Energie für das Gehirn gewonnen werden, welches nur Glucose und einige wenige andere Stoffe (z. B. Ketonkörper aus der Ketogenese) zur Energiegewinnung verwenden kann.


Es gibt mit anhaltender Dauer des Hungerns eine Vielzahl von ungünstigen Veränderungen im Stoffwechsel. Unter anderem entsteht über die vermehrte Synthese von Ketonkörpern eine metabolische Azidose, aus dem vermehrten Zellabbau im Rahmen des Hungerstoffwechsels kann auch eine Gicht folgen. Nach der Mobilisierung der schnell zur Verfügung stehenden Energiereserven kommt es zu einem starken Eiweißverlust (zum Beispiel Muskelgewebe) von etwa 50 bis 70 Gramm pro Tag, dem sodann nach etwa zwei Wochen eine Umstellung des Stoffwechsels auf einen Eiweißsparmechanismus folgt, was unter anderem durch eine verminderte Eiweißausscheidung über den Urin erklärt werden kann. Es kommt zur Bildung von sogenannten Hungerödemen durch Wasseransammlung im Gewebe. Der Eiweißverlust wirkt sich auch auf das Immunsystem aus.

Etwa 25 Prozent des Gewichtsverlustes geht auf den Muskelabbau zurück, wobei hier auch der Herzmuskel betroffen ist. Die Plasmaeiweiß-Halbwertszeit beträgt etwa zwei Wochen, die Halbwertszeit für das Gerüst- und Bindegewebseiweiß beträgt etwa 160 Tage. Im Serum steigen die Harnsäure- und Ammoniakwerte an.

Die Körpertemperatur sinkt etwas ab. An den Schleimhäuten zeigen sich zunehmend entzündliche Veränderungen. Auch Blutdruck und Herzfrequenz sinken ab. Die Folge des längeranhaltenden Nahrungsmangels nennt man Auszehrung oder (selten) Inanition. Sie kann zum völligen Kräfteverfall führen, der Kachexie genannt wird. Nach einem längerem Zustand der Kachexie – etwa dann wenn ein Drittel bis die Hälfte des gesamten Körpereiweißes abgebaut ist – kommt es zum Tod.

Eine wichtige Einflussgröße ist der Wasservorrat im Körper. Ganz ohne Wasserzufuhr werden bei normalen Umgebungstemperaturen einem gesunden Menschen etwa drei bis vier Tage des Überlebens zugestanden, danach kommt es zum Verdursten. Diese Zeitspanne ist aber extrem temperaturabhängig. Angeblich können gesunde Menschen zwischen 30 und 200 Tagen ohne oder mit stark verminderter Nahrung überleben, wenn genug Wasser zur Verfügung steht.

Siehe auch


WIKIPEDIA Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem Text, der aus der freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen wurde. Eine Liste der ursprünglichen Autoren befindet sich auf der Versionsseite des entsprechenden Artikels.