Hämorrhoide

Aus Familienwortschatz
(Weitergeleitet von Hämorrhoiden)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Definition

Hämorrhoiden (griech. haíma = Blut, rhoe = fließen, Flut) sind krampfaderähnliche, knotige Erweiterungen des submukösen, arterio-venösen Schwellkörpers im Analkanal. 70% der Über-30-Jährigen haben Hämorrhoiden, aber nur bei einem geringen Prozentsatz treten Beschwerden auf.

Anatomie

Das Rektum und der Anus bilden den letzten Teil des Verdauungstraktes. Der Anus besteht aus verschiedenen Muskeln, die als eine Art Tor oder Schließmuskel (Sphinkter) fungieren. Darüber hinaus existiert ein sogenannter Schwellkörper (=Corpus cavernosum recti), der zusammen mit dem Sphinkter den Verschluss des Afters sichert. Das Corpus cavernosum recti (auch Plexus hämorrhoidalis internus genannt), besteht aus einem Geflecht von Sinusoiden (Blutgefäße, die im Gegensatz zu Venen keine muskulären Wandanteile besitzen), welche mit arteriellem Blut (aus einer Schlagader), der A. rectalis superior, gespeist werden. Dieser Sphinkter öffnet sich reflektorisch, wenn Sie eine Toilette aufsuchen und dem Stuhl erlauben abzugehen.

Hämorrhoide

Symptome und ihre Ursachen

innere Hämorrhoidal-Leiden

Jeder erwachsene Mensch hat also innere Hämorrhoiden. Zur Krankheit (= Hämorrhoidal-Leiden) werden diese erst, wenn es durch eine Vergrößerung und Tiefertreten (= Prolaps) zu Beschwerden kommt. Typische Symptome sind Blutungen (hellrotes Blut beim Stuhlgang), Druckgefühl, Juckreiz und im fortgeschrittenen Stadium Störungen der Kontinenz (= Fähigkeit, Stuhl zu halten). Die Ursachen des Hämorrhoidal-Leidens sind nicht sicher geklärt, eine Rolle spielen wohl ballaststoffarme Kost, der aufrechte Gang sowie ungünstige Stuhlgewohnheiten (lange "Toilettensitzungen", Pressen).

äußere Hämorrhoidal-Leiden

Die im Volksmund "äußere Hämorrhoiden" genannte Erkrankung entsteht durch Ausbildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) in den Venen der Analhaut und wird medizinisch Perianalthrombose genannt. Hier zeigt sich ein blauschwarzer, sehr druckschmerzhafter, prallelastischer Knoten neben dem After. Die Erkrankung ist in der Regel harmlos und heilt unter begleitender Therapie mit Sitzbädern und Schmerzmittel von selbst. Nur wenn der Patient den Schmerz nicht aushalten kann oder Zweifel an der Diagnose bestehen, ist eine operative Entfernung nötig.

Nichtoperative Behandlungen

Faserreiche Nahrung und milde Stuhlaufweicher können die Symptome zum Teil verbessern. Lauwarme Sitzbäder mehrmals am Tag können auch eine Linderung bewirken. Einige Salben können außerdem eine Besserung der Symptome zur Folge haben.

Chirurgische Behandlung

Es gibt viele Methoden, um Hämorrhoiden zu behandeln. Innere Hämorrhoiden können durch Gummibandunterbindung kuriert werden. Dabei wird ein enges Gummiband um die Hämorrhoiden gelegt. Dies verursacht für gewöhnlich keine Schmerzen. Eventuell werden für den Eingriff mehrere Sitzungen benötigt. Eine Anästhesie ist normalerweise nicht notwendig. Andere chirurgische Eingriffe können unter Lokal- oder Vollnarkose durchgeführt werden. Große äußere oder innere Hämorrhoiden werden am besten chirurgisch behandelt, indem das Geflecht aus Venen und Schlagadern chirurgisch entfernt wird. Dabei wird resorbierbares Nahtmaterial verwendet, das sich nach einer Weile von selbst auflöst.

Einigen Hämorrhoiden kann eine spezielle Flüssigkeit injiziert werden. Dadurch wird die Blutung gestoppt, und die Hämorrhoiden schrumpfen. Leider kann bei keiner dieser Methoden garantiert werden, dass die Hämorrhoiden nicht wiederkommen. Darum ist es sehr wichtig, dass die Ess- und Stuhlgewohnheiten geändert werden, um zu verhindern, dass erneut Symptome auftreten.

Risiken und Komplikationen

Diese Art der Chirurgie ist sehr sicher. Es gibt jedoch einige verschiedene Risiken und Komplikationen. Sie sind zwar unwahrscheinlich, aber dennoch möglich.

Die Risiken und Komplikationen betreffen einerseits die Vollnarkose, andererseits die Art des Eingriffs. Risiken, welche die Vollnarkose betreffen schließen unter anderem ein: Schlaganfälle, Nierenversagen, Lungenentzündungen und Thrombosen in den Beinen.

In den Beinen können Thrombosen auftreten. Gewöhnlich werden solche Thrombosen einige Tage nach dem Eingriff festgestellt. Sie können eine Schwellung des Beins und Schmerzen verursachen. Thrombosen können jedoch aus den Beinen über die Blutbahn in die Lunge gelangen, wo sie Atemnot, Brustschmerzen und möglicherweise den Tod zur Folge haben. Manchmal entsteht eine Atemnot akut. Eine kurze Liegezeit nach der Operation kann das Risiko von Thrombosen verringern. Einige der Risiken sind dagegen genereller Natur was einen chirurgischen Eingriff betrifft: Hautinfektionen Blutungen, entweder während oder nach der Operation. Dies kann eine Bluttransfusion oder ebenfalls eine erneute Operation zur Folge haben. Andere Risiken und Komplikationen betreffen speziell diese Art des Eingriffs. Diese sind allerdings auch sehr selten. Dennoch ist es wichtig, darüber informiert zu sein. In seltenen Fällen verengt sich der Anus, was den Stuhlabgang etwas erschweren könnte. Dies wird als Schließmuskelenge (anale Stenose) bezeichnet. Die Operation könnte auch die Kontrolle des Stuhlgangs beeinträchtigen. Diese Probleme sind meist zeitlich begrenzt und verbessern sich mit der Zeit.

Die genannten Komplikationen können direkt nach der Operation auftreten, aber auch Monate später. Es könnten sich erneut Hämorrhoiden bilden.

Nach dem Eingriff

Die meisten Patienten können am Tag der Operation bereits wieder nach Hause entlassen werden. Sie werden eventuell Schmerzen im Rektalbereich haben. Leichte Blutungen können ebenso auftreten.

Viel faserreiche Nahrung kann eine erneute Bildung der Hämorrhoiden verhindern und eine Verstopfung vermeiden.

Zusammenfassung

Hämorrhoiden sind geschwollene Gefäße am After. Sie sind ein weit verbreitetes Phänomen, von dem viele Menschen betroffen sind. Wenn nichtinvasive Behandlungen nicht zum Erfolg führen oder die Hämorrhoiden ernsthafte, langanhaltende Symptome verursachen, wird ein chirurgischer Eingriff empfohlen. Chirurgische Eingriffe an Hämorrhoiden sind sehr sicher und effektiv. Risiken und Komplikationen sind sehr selten. Es ist jedoch hilfreich über sie informiert zu sein, so dass sie im Falle ihres Auftretens schnell behandelt werden können.

Pflege bei Hämorrhoidektomie

Präoperative Pflege

Präoperativ genügt die Entleerung des Rektums z.B. durch ein Klysma. Eine vollständige Dickdarmentleerung ist nicht notwendig. Die Haare der Perianalregion werden entfernt.


Postoperative Pflege

  • Bei der Krankenbeobachtung insbesondere auf Nachblutungen im Analbereich achten
  • Patienten vorzugsweise in Seiten- oder Bauchlage lagern
  • Am Abend des OP-Tages dem Patienten leichte Kost geben (Anästhesieprotokoll beachten)
  • Den Verband am ersten postoperativen Tag abnehmen, evtl. vorher anfeuchten, und die offene Wunde nach jedem Stuhlgang sowie morgens und abends mit lauwarmen Wasser abduschen (lassen). Danach Salbentupfer auflegen, z.B. mit Bepanthen®-Salbe, oder trocken verbinden (Einmalnetzhose mit Vorlage). Sitzbäder nach Arztanordnung durchführen
  • Obstipationsprophylaxe (z.B. mit Agiolax®) durchführen, um die Schmerzen bei der Stuhlentleerung zu reduzieren. Ggf. Schmerzmittelgabe vor dem Stuhlgang.
  • Auch nach der Entlassung sollte der Patient den Einsatz der Bauchpresse zur Stuhlentleerung vermeiden (Information über Obstipationsprophylaxe).

Patientenberatung

Was sollten Betroffene wissen/ können?

  • Ursachen und Komplikationen von Hämorrhoiden
  • Sorgfältige Analreinigung (Waschen nach jedem Stuhlgang, öfter Sitzbäder)
  • Umgang mit lokal wirkenden Arzneimitteln (Salbeneinlagen, Zäpfchen)
  • Allgemeine Verhaltensregeln:
    • Stuhl nicht unterdrücken,
    • ballaststoffreiche Kost,
    • viel trinken
    • langes Sitzen ohne Unterbrechungen meiden.



Weblinks



Bitte beachten Sie auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!



WIKIPEDIA Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem Text, der aus der freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen wurde. Eine Liste der ursprünglichen Autoren befindet sich auf der Versionsseite des entsprechenden Artikels.