Hausarbeit: Pflegeanalyse (Marienhospital)

Aus Familienwortschatz
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Hausarbeit: "Pflegeanalyse (Marienhospital)" von HoRaMi, 2006

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Im folgenden stelle ich meine Beobachtungen eines Frühdienstes in einem chirurgischen Pflegebereich des Marienhospitals vor (Pflegeanalyse).

Den in Normalschrift geschriebenen Beobachtungen folgen, jeweils fett geschrieben, mir wichtige Anmerkungen und Analysen.

Anschließend werde ich aus meinen Beobachtungen, Analysen und deren Reflektion versuchen, Handlungsbedarf für die Pflegebereiche in denen ich tätig bin, für mich und mein Team herzuleiten.


Beschreibung des Tagesablauf

Ich fand mich am Montagmorgen um 6.00 Uhr auf der Station ein. Da mir alle Pflegenden bekannt waren und ich ihnen ebenfalls, hielt sich die Befremdung über meine Anwesenheit, meinem Gefühl nach, in Grenzen. Alle Mitarbeiter wurden zudem am Freitag von der Pflegedienstleitung über den Grund meines Kommens informiert. Der Nachtdienst übergab die Patienten an die Frühschicht und informierte über die Vorkommnisse der Nacht. Anschließend gab mir die bereichspflegende Schwester eine ausführliche Übergabe der drei Patientinnen, in deren Zimmer ich die Pflegeanalyse vornehmen würde.

  • Patientin A, (68 Jahre alt) an der Tür liegend, war am Vortag mit dem Verdacht auf Humerusfraktur gekommen.
  • Patientin B, (62 Jahre alt) in der Mitte liegend, wurde an einer abheilenden, tiefen Beinvenenthrombose behandelt.
  • Patientin C, (72 Jahre alt) am Fenster liegend, hatte bei einem Sturz in häuslicher Umgebung eine Oberschenkelhalsfraktur erlitten. Die Fraktur wurde in der Vorwoche operiert.

Die Patientin hatte zudem einen sehr schweren Schicksalsschlag erfahren, denn am Samstag wurde ihr schwer herzkranker Mann, tot in der gemeinsamen Wohnung, vom Enkel, aufgefunden.

Nach der Übergabe an mich, studierte ich die Pflegepläne der drei zu Pflegenden. Die Pläne waren vollständig mit den dazugehörigen Standards geführt. Die derzeitige, sehr traurige und schwierige persönliche Situation der Patientin C wurde im ATL „Sinn finden“ als Problem ausformuliert. Ich fand den ATL Punkt sehr treffend gewählt und des weiteren im Pflegeplan, den Punkt „Zeit nehmen“, an erster Stelle.

6:25

Ich stellte mich im Zimmer den drei Patientinnen vor und erklärte was es mit meiner Anwesenheit für eine Bewandnis hätte. Mir schienen die Damen bestens über mein Kommen und den Ablauf meiner Anwesenheit informiert. Die Stimmung im Zimmer war gelöst.


6:30

Die Pflegende klopfte an, vergaß zunächst die Anwesenheit anzumachen, was ihr jedoch nach ca. 2 Min selbst auffiel. Sie begrüßte die Anwesenden und wünschte einen guten Morgen. Mit der Anwesenheit sind hier und im folgenden die Möglichkeit gemeint, durch einen Knopfdruck neben der Zimmertür, sowohl die eigene Anwesenheit im Zimmer außen anzuzeigen, als auch die Patientenschellen in anderen Zimmern akustisch angezeigt zu bekommen. Sie wandte sich zunächst der Patientin A zu, mit netter Ansprache, erkundigte sich nach dem Befinden, dem Verlauf der Nacht und ob sie Schmerzen hätte. Die Vitalzeichen wurden erhoben und die Patientin darüber informiert. Die Kollegin fragte nach der Verdauung am Vortag. Die Patientin ging zur Toilette. Die Schwester machte, da ich sie kenne, einen etwas gehemmten Eindruck auf mich, jedoch meiner subjektiven Empfindung nach, nicht auf die Patientinnen. Sie machte den Eindruck einer Person, die sich sehr beobachtet fühlt, was ich verständlich fand.


6:40

Auch bei Patientin B erkundigte sich die Kollegin, wie bei der Patientin zuvor. Nach Erhebung der Vitalzeichen informierte die Pflegende, dass der Perfusor, der die Patientin nun schon seit vielen Tagen begleitete, entfernt würde und diskonektierte ihn. Die Patientin war überglücklich und die Schwester freute sich mit ihr. Nach Verlassen des Bettes wurde dieses gerichtet. Die Schwester wirkte, nach dieser freudigen Nachricht, selbst wesentlich gelöster und die Hemmungen waren gelöst.


6:48

Patientin C gab auf die Fragen der Schwester Schmerzfreiheit an und dass sie gut geschlafen habe. Nach Erhebung der Vitalzeichen, wurde sie mit einem Toilettenstuhl in die Waschecke gefahren, um sich dort waschen zu können. Ihr Bett wurde frisch bezogen und gerichtet. In der Waschecke sitzend, bat die Patientin den Rücken gewaschen zu bekommen. Der Vorhang vor der Waschecke blieb die gesamte Zeit geöffnet, während die Pflegekraft der Patientin behilflich war. Die Besserung des Pilzbefalls an Rücken und Achseln wurde von der Schwester positiv angemerkt. Die Patientin sprach Probleme mit Ihrem Enkel, im Zusammenhang mit dem Tod ihres Mannes, an . Die Schwester ging sehr einfühlsam darauf ein, ohne in ihrer Pflege oder Sprache, Nähe und Distanz zu überschreiten. Stehend, sich am Waschbecken haltend, wurde der Patientin beim Waschen des Unterkörpers, bei der Inkontinenzversorgung und beim Ankleiden geholfen. Alle Handlungen wurden kommentiert und erklärt, auch wie die Patientin sich am besten dabei verhalten sollte. Die Anwesenheitsklingel läutete seit 2 Minuten. Haar- und Zahnpflege nahm die Patientin allein vor. Sie wurde im Toilettenstuhl zurück zum Bett gefahren und erhielt Hilfe beim Transfer zurück aufs Bett. Der Toilettenstuhl hatte keine Brettauflage, so daß die Patientin die gesamte Zeit auf der Öffnung saß. Die Schwester informierte, dass sie eine Waschschüssel hole für das, bereits am Vortag vereinbarte Fußbad. Erkundigung nach der richtigen Wassertemperatur. Die Patientin am Fenster genoß das Fußbad nun sichtlich.

7:05

Die Pflegende wandt sich der Patientin an der Tür zu und half ihr, das Hörgerät anzustellen. Mit freundlichen Worten wurden diverse Wäsche- und Kleidungsstücke, zum aussuchen, aufs Bett gelegt. Die Schwester half sehr vorsichtig beim Ausziehen des Oberteils und die Dame ging in die Waschecke und schloß den Vorhang.

Die Anwesenheit läutete

Die Schwester folgte ihr und wusch, nach Erkundigung der richtigen Wassertemperatur, der Patientin den Rücken. Danach, von Erklärungen und Fragen begleitet, bereitete sie die Mundpflege vor. Sehr einfühlsam, jedoch auch hier Nähe und Distanz wahrend, ging die Kollegin auf die Situation der Patientin ein. Es wurde Verständnis für die derzeitige Hilflosigkeit gezeigt, gleich mit der Bitte, Hilfe einzufordern und sich zuteil werden zu lassen. Auch die Ungewißheit über den weiteren Verlauf konnte die Schwester gut verstehen und verwies auf die stattfindende Visite, um Klarheit zu schaffen.

7:10

Das Bett der Patientin A wurde gerichtet. Die Anwesenheitslampe läutete. Die Schwester entschuldigte sich, dass sie in ein anderes Zimmer ginge, machte die Anwesenheit aus und verließ das Zimmer.

7:13

angeklopft – Anwesenheit an

Die Pflegende half der Patientin A in der Waschecke weiter. Sie kommentierte ihr Tun sehr freundlich und höflich ohne aufdringlich zu wirken, förderte die Selbständigkeit mit dem Hinweis, die Ressourcen der Patientin nicht blockieren zu wollen. Hier wählte die Kollegin ihre Worte mit Bedacht, um den Eindruck der Hilflosigkeit bei der Patientin nicht noch zu unterstreichen. Sie ging fragend auf ihren Sturz ein, die Hämatome und ihr Verlauf wurden beobachtet und erklärend kommentiert. Die Schwester verfiel in die 3. Person singular. Hilfe beim Aufstehen aus dem Sitzen Es wurden kinästetische Kenntnisse angewandt. Hilfe beim Ankleiden des Oberteils. Die Patientin sagte: „ Ich bin zu blöd...“ , worauf die Pflegende sie beruhigen konnte, in dem sie auf die grundsätzliche Problematik eines rechtshändigen Menschens, mit gebrochenem rechten Arm, einging.

7:17

Inspektion des Pilzbefalls bei der liegenden Patientin C an Brust, Rücken u. Gesäß. Dieses in der Waschecke durchzuführen, hätte Zeit gespart und wäre zur Einhaltung der Intimsphäre dienlicher gewesen.


Die Pflegekraft verließ das Zimmer um Salbe zu holen. Es wurde, beim Zurückkommen angeklopft, die Pflegende zog sich Handschuhe an, fuhr das Bett zur eigenen Rückenschonung nach oben. Es wurde angeklopft und eine Kollegin fragte ob die Schwester noch Hilfe benötige und diese bittet darum, das Liquemin zu spritzen. Patientin C wurde gefragt, ob sie die Spritze in Bein oder Bauch wünsche, um sie dann zu verabreichen. Die Pflegende cremte danach den Rücken weiter, den Steiß und die Brust. Danach Erkundigung ob die Patientin gut läge und ob sie noch Wünsche habe. Um die Individualität der Pflege, gerade in der Bereichspflege zu gewährleisten, wäre es hier sicherlich sinnvoller gewesen, wenn die Pflegende das Liquemin selbst gespritzt hätte. Eine Zeitersparnis, bei der Verabreichung durch die helfende Kollegin, ist hier nicht gegeben. Die Hilfe verließ wieder das Zimmer.


7:25

Patientin A, die seid 7:10 wieder im Bett lag, bekam von der Schwester die Antithrombosestrümpfe angezogen. Die Ruhezeit im Liegen, von mindestens einer ½ Stunde war hier nicht eingehalten.

7:27

Die Schwester erkundigte sich bei den Damen, ob alle frische Luft wünschen und öffnete, nachdem dies bejaht wurde, die Vorhänge und Fenster. Nun wurde noch einmal jeder einzeln befragt, ob bis zum Frühstück noch Wünsche bestünden und nach dem jeweiligen Befinden. In einer sehr netten Art, gab sie den zu Pflegenden ein Gefühl der Geborgenheit, der Sicherheit und der Individualität. Die Zufriedenheit war spürbar auch durch ein Lächeln auf allen Gesichtern. Ebenfalls machten die Patientinnen nicht den Eindruck als wäre an diesem Morgen irgend etwas anders gewesen, als an einem anderen.


7:30

Die Anwesenheit wurde ausgemacht und die Pflegekraft verließ das Zimmer Es fand danach keinerlei Aktivität im Zimmer statt, was den Eindruck verstärkte, dass alles erledigt wurde und keine Wünsche unberücksichtigt blieben. Der Schicksalsschlag der Patientin C wurde nicht thematisiert und auch die Patientin selbst hatte das Gespräch nicht darauf gebracht oder durch non verbale Zeichen einen Bedarf angezeigt, außer der Erwähnung über die Probleme mit ihrem Enkel.


7:40

Die Diabetikerberatung klopfte an, grüßte und ging zur Patientin am Fenster, setzte sich aufs Bett, hielt deren Hand und sprach Beileid aus. Die Patientin weinte und gab an, sterben zu wollen. Die Dame von der Diätberatung ließ sie weinen, zeigte Verständnis und hörte zu. Da die Beerdigung am nächsten Tag sein sollte, möchte Patientin C ihren verstorbenen Ehemann heute noch einmal sehen. Nachdem sie etwas geredet hat, wirkt die Patientin ruhiger. Es wurde der Blutzuckerwert bestimmt und die Betroffene über die deutliche Besserung der Werte informiert. Die Pflege wurden gelobt woraufhin auch die Patientin angab, sehr mit der pflegerischen und ärztlichen Versorgung zufrieden zu sein und lobte diese ebenfalls. Die Mitpatientinnen machen den Eindruck, als ob sie die privaten Probleme ihrer Zimmernachbarin nicht mehr hören könnten, sprachen sie nicht darauf an, schauten sich an und verdrehten die Augen. Die Diabetikerberatung verabschiedete sich und verließ das Zimmer.


7: 50

angeklopft – ein Schüler wünschte einen guten Morgen und stellte Patientin A das Frühstück auf den ausgeklappten Nachtschrank, wünschte guten Appetit und verließ das Zimmer. Mit dem Verdacht auf Humerusfraktur und den daraus resultierenden Bewegungseinschränkungen war die Patientin natürlich nicht in der Lage sich ihr Frühstück mundgerecht vorzubereiten.

7:52

angeklopft – ein Arzt kam um bei Patientin B Blut abzunehmen

Unter dem im Haus herrschenden Standard der Visite, unter den die Blutabnahme im Zimmer, meiner Meinung nach fällt, werden ausdrücklich die nicht zu störenden Ruhezeiten der Patienten aufgeführt, unter die natürlich die Essenszeiten fallen. Da es sich um eine Gerinnungskontrolle handelte und der Perfusor erst um 6:40 entfernt wurde, konnte ich die Dringlichkeit hier nicht sehen. Die Patientin erwähnte dem Arzt gegenüber eine Pflasterallergie worauf hin dieser jedoch trotzdem ein normales Leukosilkpflaster über den Tupfer klebte, mit der Bemerkung, daß es ja nicht lange drauf bleiben müsse. Dazu fehlen mir die Worte.....

7: 58

nicht angeklopft –

Die Dame am Fenster erhielt ihr Insulin gespritzt, Patientin B und C bekamen ihr Frühstück gebracht von 2 verschiedenen Pflegenden, wobei eine, vor dem Verlassen des Zimmers, Patientin A nun ihr Frühstück vorbereitete und dabei intensiv fragte, welche individuellen Wünsche sie bei ihrer Mahlzeit habe. Die Tür war während der gesamten Zeit auf und ich saß in Zugluft. keine Anwesenheit an – die Schwester verließ das Zimmer, die Tür geöffnet, um ein Ei zu holen.

Ich verließ ebenfalls das Zimmer und ging in die Pause.


8:35

Beim Abräumen der Essenstabletts wurden Patientin A und C die Gläser mit entfernt und durch neue ersetzt.


8:40

Die beiden vorne an der Tür liegenden Damen hörten das Säubern des Pflegearbeitsraums, der direkt an das Zimmer angrenzt, welches sich durch Poltern bemerkbar machte. Die Bemerkungen die fielen, waren nicht gegen eine Störung gerichtet, die sie in diesem Moment empfanden, sondern eher in Richtung des Fleißes und der Ordnung, die ebenfalls Aufgabe des Pflegepersonals sei.

8: 55

Patientin C schlief, Patientin A und B lasen, wobei Patientin A, an ihre Bettnachbarin die Hoffnung auf eine baldige Visite äußerte, um endlich Klarheit über ihre Diagnose zu erhalten.


9:20

Da sie damit, aufgrund der Fraktur, Probleme hatte, kämmte die Mitpatientin der Dame an der Tür die Haare und half ihr eine Jacke überzuziehen. Danach verließen beide das Zimmer. Das Verhältnis der beiden schien mir ehrlich herzlich zu sein.


9:27

angeklopft – keine Anwesenheit

Der Schüler fragte die verbliebene Patientin nach den Essenswünschen für den folgenden Tag und beriet sie dabei, im Hinblick auf ihren Diabetes


9:50

Die Mitpatientinnen kamen zurück.


10:00

angeklopft – Anwesenheit an

Die bereichspflegende Schwester, bot der Patientin C das Waschen der Beine und den Wechsel der Antithrombosestrümpfe an. Sie holte eine Waschschüssel und ließ die Tür auf. Hier war es sinnvoll die Tür nicht zu schließen, da es nahezu unmöglich ist, die Türklinke zu drücken, wenn man eine gefüllte Waschschüssel in den Händen hält. Nach der gewünschten Wassertemperatur wurde nicht gefragt. Nach dem Zurückkommen wusch sie der Patientin, nach vorsichtigem Ausziehen der ATS, die Beine mit großer Umsicht. Die Wassertemperatur wurde als sehr angenehm empfunden. Die Pflegende bot an, den Sozialdienst einzuschalten, um ggf. weitere Hilfen für zu Hause einzuleiten. Die Beine wurden sehr gründlich getrocknet, mit großem Augenmerk auf die Zehenzwischenräume. Die Beine wurden danach rückfettend gecremt, die Waschschüssel und die Pflegeutensilien entsorgt. Die Anwesenheit blieb an.


10:15

Es wurden neue Antithrombosestrümpfe angezogen, mit großer Vorsicht und danach die Arbeitsflächen hygienisch, nach der Feuchtwischmethode gereinigt. Die Patientin wünschte einen Toilettengang und wurde rückwärts, nach Mobilisation in diesen, mit einem Toilettenstuhl zum WC gefahren.


10:25

Die Anwesenheit läutete, während die Patientin rückwärts mit dem Toilettenstuhl zurück zu ihrem Bett am Fenster gefahren wurde, wo sie sich ohne benötigte Hilfe allein aufs Bett setzte und allein hinlegte. Beim Verlassen des Zimmers erwähnte die Schwester noch einmal, sich um den Sozialdienst im Haus zu kümmern und gleich Rückmeldung geben zu wollen – Anwesenheit aus. Die Patientin telefonierte mit ihrem Enkel, zwecks Abklärung organisatorischer Abläufe zur Bestattung ihres Mannes. Sie tat dies in einer sehr bestimmten, sehr gefaßten Art, die den Anschein erweckten, daß ihr die Organisation von Abläufe weder fremd noch schwierig erschienen.


10:35

angeklopft

Eine Mitarbeiterin der Krankengymnastik kommt, um die Patientin mit der Oberschenkelhalsfraktur zu mobilisieren. Mir wurde, nachdem die Patientin sich gerade erst wieder hingelegt hatte, erneut die Schnittstellenproblematik deutlich. Durch eine Absprache müsste es möglich sein, eine Mehrarbeit für Pflege sowie unnötige Belastungen für die Patienten, zu vermeiden. Gerade erst mit Hilfe zu Bett gebracht, wurde sie nun aus diesem wieder mobilisiert. Sie erhielt, auf ihren Wunsch, einen Hausanzug angezogen und wurde aus dem Bett mobilisiert. Sie verließ, an einem Rollator gehend, in Begleitung der Krankengymnastin, das Zimmer. Obwohl ich keine Kenntnis über den genauen Fortschritt der Rekonvaleszens der Patientin hatte, fragte ich mich doch, in wie weit es möglich gewesen wäre, die Toilettengänge ebenfalls zu Fuß, mit Rollator zu unternehmen. Die Gehhilfe, die die Patientin benutzte, hatte die Krankengymnystin mitgebracht, einen eigene besaß die Patientin nicht und war ihr bis dahin, von der Station nicht zur Verfügung gestellt worden.


11:00

angeklopft – Anwesenheit an

Der Schüler brachte eine Eisblase für Patientin C und informiert die Mitpatientinnen darüber, die gerade eingedöst waren. In seiner unbedarften, sehr freundlichen Art, war ihm nicht aufgefallen, daß Patientin A und B offensichtlich kurz davor waren, einzuschlafen. Die Verärgerung über die Störung wurde nicht verbalisiert, war aber spürbar.


11:02

angeklopft

Der Schüler holt kommentarlos die Eisblase wieder ab.


11:05

angeklopft – gegrüßt

Die Stationshilfe kam zum Reinigen der Nachtschränke und der Bettgriffe. Sie sprach kein Wort. Die zwei Patientinnen machten nicht den Eindruck als wollten sie sich unterhalten. Es war also nicht genau herauszuerkennen ob die, sehr erfahrene, Stationshilfe die Signale richtig gedeutet hatte oder ob sie generell mit den Patienten wenig oder gar nicht spricht.


11:06

nicht angeklopft

Die Patientin C kam mit ihrer Begleitung zurück ins Zimmer und legte sich ohne benötigte Hilfe wieder allein ins Bett. Sie wurde von der Krankengymnastin, die ihr etwas zu trinken anbot, gelobt, hätte viel geleistet und sei sehr gut gelaufen. Sie verließ, einen guten Tag wünschend, das Zimmer.


11:12

Der Schüler brachte eine neue Eisblase, nicht ohne den beiden ersten Patientinnen zu erklären, warum er sie ausgetauscht hatte. Die Patientin in der Mitte, die mit dem Gesicht zum Fenster und zum Schüler gewandt lag, drehte sich während seiner Erklärung, mit einem lauten Seufzer demonstrativ auf die andere Seite. Auch die Dame an der Tür machte den Eindruck, als gäbe es nicht viele Dinge, die sie noch weniger interessierten als die Eisblase ihrer am Fenster liegenden Mitpatientin. Nicht nur an diesen Reaktionen, sondern auch an der fehlenden Kommunikation von A und B mit Patientin C, war eine deutlich steigende Spannung zu spüren. Ich wurde erinnert an Paul Watzlawick´s Axiom: „man kann nicht nicht kommunizieren“.

11:18

Die Krankenhausseelsorgerin besuchte Patientin C um ihr Beistand in ihrer schweren persönlichen Situation zu leisten. Sie öffnet sich, nach meinem Eindruck, gegenüber der Seelsorgerin nicht ganz. Patientin A war sehr unglücklich über den Sitz ihres Verbandes und hatte das Gefühl, dass ihre Hand blau würde, des weiteren äußerte sie, zu ihrer direkten Bettnachbarin gewandt, ihren Unmut über den Ablauf in der Röntgenabteilung, dort sei sie nur hin und her geschoben worden. Patientin A wirkte immer unzufriedener, es war immer noch keine Visite und ihre stärker werdenden Schmerzen hatte sie wohl nur ihrer Bettnachbarin gegenüber geäußert, als diese sich gemeinsam mobilisierten, nicht jedoch gegenüber der Pflege. Die Dame am Fenster äußerte gegenüber der Seelsorge, wie froh sie sei, dass alle auf sie eingingen, dass man sich kümmere und versuche, ihr den seelischen Schmerz zu nehmen. Ebenfalls äußerte sie Zufriedenheit über ihre bisherige Rekonvaleszens.


11:25

Patientin B verließ das Zimmer und verdrehe, zu mir gewandt, die Augen.


11:35

Sie kam zurück ins Zimmer, da die Visite auf dem Weg sei. A und B begannen sich angeregt zu unterhalten, während C weiterhin ihr Leid klagte.


11:37

Die Patientin an der Tür erhielt Besuch, dem sie ihre Unzufriedenheit über die ausbleibende Visite kund tat. Sie verließ mit dem Besuch das Zimmer, Patientin B folgt ihr.


11:43

Patientin B kam zurück ins Zimmer und klagte mir, während die Seelsorgerin weiterhin mit der Dame am Fenster sprach, dass sie es mit dieser nicht mehr aushielte und das Gefühl hätte, dass sie kranker nach Hause ginge, als sie gekommen sei.

Patientin C lobte erneut die Pflege für ihre Hilfsbereitschaft und Anteilnahme – es hätte ihr, in ihrer derzeitigen Situation, sehr geholfen.

Patientin B versuchte sich durch lesen abzulenken, blätterte jedoch nur in der Zeitschrift und seufzte laut – sie erhält einen Anruf. Das Telefonat wurde von ihr ungewöhnlich laut geführt und sie lachte dabei viel, jedoch nicht ohne auch ihren Unmut über die ausbleibende Visite zu äußern.


11:50

Die Seelsorgerin erhielt einen Anruf, verwies den Anrufer jedoch knapp auf das Gespräch, in dem sie sich befände und legte wieder auf. Die telefonierende Patientin wurde immer lauter.


12:00

nicht angeklopft

Die Patientin in der Mitte erhielt ihr Mittagessen und beendete das Telefonat. Die Seelsorgerin verabschiedete sich und verließ das Zimmer. Die Patientin C wurde, auf ihren Wunsch, (vorwärts) zur Toilette gefahren. Tür blieb auf Die an der Tür liegende Patientin kam mit ihrem Besuch zurück ins Zimmer. Patientin A und B klagten beide, bei den Angehörigen von A, über die Patientin am Fenster. „Hier im Zimmer gibt es nur eine Patientin, um die man sich kümmert und das ist die am Fenster„ beklagte sich A und B fügte hinzu, „die wird hier behandelt, wie eine Privatpatientin“. A ergänzte weiterhin, dass sie mehr blaue Flecken hätte als C aber ihr würde nicht geholfen. Sie beide würden sich schon gar nicht mehr trauen zu schellen, da C schon immer schelle. Was außer für den Toilettengang nicht zutraf. Die Angehörigen von A (Tochter und Schwiegersohn) wunderten sich ebenfalls über die noch nicht stattgefundene Visite, um diese Uhrzeit. Sie verabschiedeten sich und verließen das Zimmer. In der Hoffnung, den Spannungsanstieg und dessen Entladung einigermaßen wiedergegeben zu haben, habe ich bisher nicht mit Bemerkungen unterbrochen. Von der Heftigkeit der Dynamik die sich hier in kürzester Zeit entwickelte, war ich, obwohl ich den Spannungsanstieg schon vorher bemerkte, doch überrascht. Vergleicht man meinen subjektiven Eindruck vom Morgen, mit der nun bestehenden Situation im Zimmer, könnte man meinen, es lägen Tage dazwischen. Hatte sich der Ärger, zunächst über den Unmut der größeren Zuwendung und der ausbleibenden Visite definiert, wurde er plötzlich persönlich.


12:05

nicht angeklopft

Eine Schwester brachte das Essen für die Patientin A, bereitete dies mundgerecht vor und wünschte beiden zu Pflegenden einen guten Appetit.


12:06

Die Bereichsschwester brachte Patientin C, vorwärts geschoben, zurück ins Zimmer. Beim Hinausgehen bot sie der Dame mit der Fraktur ein Fußbad nach dem Mittagessen an, dass diese dankend annahm. Die Pflegende wünschte guten Appetit und verließ das Zimmer.


12:19

Der Enkel kam zu Besuch und ging zu seiner Großmutter am Fenster. Er teilte ihr mit, dass die Schwestern ausrichten lassen, ihr Essen käme etwas später.


12:20

angeklopft

Die Laborantin grüßte und nahm Blut zur Blutzuckerbestimmung bei Patientin C ab und verließ das Zimmer wieder. Der Enkel ließ sich von der Großmutter eine Vollmacht unterschreiben, die Formalitäten der Beerdigung wurden besprochen, wobei die Witwe sehr bestimmend wirkte und Vorwürfe gegen den Enkel erhob. Die Mitpatientinnen stöhnten. Bei Enkel und Oma kam es beinahe zum Streit. Er beschwichtigte und bat um Vertrauen.


12:30

Noch kein Essen für die offensichtlich auch nicht darauf wartende Dame am Fenster. Das Essen wurde am mittleren Bett abgeräumt, mit der Nachfrage, ob es geschmeckt habe. Patientin A äußerte beim Essen laut Unmut über das laute Erzählen von Patientin C.


12:40

angeklopft

Information einer Schwester, von der Tür aus, zum Fenster gerichtet, dass das Essen nachbestellt sei. Das Essen an der Tür wird abgeräumt.


12:45

angeklopft – Anwesenheit an

Patientin A erhielt ihr vereinbartes Fußbad, nach vorheriger Fragen zu individuellen Wünschen.

12:58

Die Waschutensilien wurden entsorgt, die Beine und Füße abgetrocknet und danach gecremt. Es wurde nach weiteren Wünschen der drei Patientinnen gefragt, die dankend verneinten und die Pflegende verließ das Zimmer.


13:05

Der Enkel verabschiedet sich bei allen und verließ das Zimmer.


13:12

Ich bedankte mich bei den Patientinnen, daß ich Gast sein durfte und entschuldigte mich, falls ich gestört haben sollte, was von allen dreien mit Lächeln und Bemerkungen wie „Wir haben gar nicht gemerkt, dass sie da waren„ verneint wurde.


13:15

Ich las die Pflegedokumentationen, die vollständig, in Einklang mit den Pflegeplanungen und der durchgeführten Pflege, sachlich und gut lesbar geführt waren. Es fanden sich keine Doppeldokumentationen. Die Schmerzverlaufskurve und die Vitalzeichenkontrollen fanden sich ebenfalls korrekt dokumentiert wieder.


13:30

In der Übergabe, deckten sich die Mitteilungen an die Spätschicht, in Hinsicht auf Befindlichkeit und Pflege, mit dem, von der bereichspflegenden Schwester, Erlebten.

Reflektion

Der mir gleich zu Beginn aufgefallene ATL „Sinn finden“ in Bezug gebracht zu Situationen die Patienten wirklich beschäftigen, ist der erste Punkt, den ich versuchen werde in meinem Team zu sensibilisieren. Da die ATLs im Erstgespräch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern sich auch während der ersten Aufenthaltstage entwickeln können, sollte man als Pflegender hier sehr aufmerksam sein. Eine Geburt, ein einschneidendes Erlebnis, der Verlust eines Menschen und auch eine Erkrankung eines selbst oder einer nahestehenden Person, können den Sinn des Lebens gänzlich ändern. Noch zu häufig findet sich in diesem ATL lediglich die Religionszugehörigkeit, was noch nicht einmal eine Aussage darüber trifft, ob der betreffende Patient an seelsorgerischem Beistand interessiert ist.

Eine interessante Beobachtung für mich persönlich war, dass das Klingeln der Anwesenheit, in diesem vorliegenden Fall, nur störend für mich gewirkt hat. Bei mehrmaligem Klingeln machten die Patientinnen den Eindruck, dies gar nicht wahrzunehmen. Das kann nun zum einen daran liegen, dass es schon an den Tagen zuvor sehr häufig geklingelt hatte (dagegen spricht, dass auch die Patientin, die am Vortag kam, keinerlei Reaktion auf die Anwesenheit zeigte) oder zum anderen, dass es wirklich kein Störfaktor ist. In diese Richtung werde ich in meinem Pflegebereich weiterhin Beobachtungen anstellen. Andererseits wurden jedoch, wie beschrieben, die Geräusche außerhalb des Zimmers sehr wohl wahrgenommen. In diesem Fall zwar nicht als störend, was allerdings nicht immer zu gelten hat. Bei Patienten, die der absoluten Erholung bedürfen, kann dies allerdings ein Störfaktor sein. Beeindruckend, ja erschreckend, war jedoch im Zimmer sitzend mitzuerleben, wie häufig im Laufe eines Vormittags, das Zimmer von den unterschiedlichsten Personen betreten wurde. Die Störungen dadurch waren enorm. Dies ist ein weiterer Punkt den ich in meinem Team evaluieren werde, um zu erreichen, daß Störungen jedweder Art auf ein notwendiges Minimum reduziert werden – gerade im Rahmen der Bereichspflege.

So sehr Lob von den zu Pflegenden gut tut, habe ich hier erlebt, dass sich dadurch Spannungen aufbauen können, die sich einfach aus den individuellen Charakteren der Patienten entwickeln. Man sieht in diesem Beispiel, dass obwohl nach der morgendlichen Pflege, offensichtlich allgemeine Zufriedenheit herrschte, sich doch Unzufriedenheit, außerhalb der Kenntnis von Pflege aufbaute. Bedingt durch den Aufnahmegrund und der persönlichen Situation erfuhr die Patientin am Fenster zwar viel mehr Aufmerksamkeit, jedoch nicht durch Pflege. Hier fand ich das Verhältnis dem jeweiligen Pflegeaufwand entsprechend. Die größere Zuwendung erfuhr die Patientin in der Summe aus Pflege, Diabetikerberatung, Laborassistentin, Krankengymnastin, Besuch und Seelsorge. Bei dieser vermehrten Zuwendung, gepaart mit der Unzufriedenheit über die ausbleibende Visite, der nicht als gut empfundenen Behandlung in der Röntgenabteilung und der als menschlich, wenn auch nicht als richtig, zu bezeichnenden, eher eifersüchtigen Reaktionen auf die als störend empfundene Mitpatientin, können sich in einer negativen Beurteilung der Pflege entladen. Die Schwestern, Pfleger und Schüler sind immer präsent und ich denke, dass es vielen Patienten schwer fällt, hier in den einzelnen Disziplinen zu unterscheiden. Funktionsbereiche wie KG, Röntgen, Labor usw. werden von vielen Patienten in den gleichen Topf mit Pflege geworfen und verzerren das Gesamtbild.

Hier wird eine bekannte Schnittstellenproblematik wieder einmal deutlich: Die Patientin wurde gerade zu Bett gebracht und womöglich situationsgerecht gekleidet, um Minuten später, wie in unserem Beispiel der Krankengymnastik, umgezogen zu werden zur Mobilisation. Des weiteren fragt man sich, warum muß eine Patientin mit Verdacht auf eine Fraktur in der Röntgenabteilung hin und her geschoben werden. In unserem Team haben wir das Problem seid längerem erkannt und wesentlich verbessert. Durch Absprachen mit der Radiologie, dem EKG und insbesondere den Sozialdiensten, konnten wir Wartezeiten für die Patienten und Reibungsverluste minimieren, jedoch auch hier nicht gänzlich abstellen.

Ein weiterer Punkt, den ich im Team, durch das Erlebte, zur Sprache bringen werde ist, ob es wirklich immer sinnvoll ist, gleichaltrige Patienten zusammenzulegen. Vielleicht wäre es in diesem Zimmer mit einer jüngeren Patientin, die selbst eine Großmutter hat, zu mehr Verständnis gekommen. Vielleicht hätte eine jüngere Patientin, die vielleicht weniger auf sich selbst, sondern mehr auf ihre Umwelt, ihre Familie konzentriert wäre andere Standpunkte mit eingebracht. Natürlich ist es sehr schwierig im Krankenhaus liegend an etwas anderes zu denken als an sich selbst. Die Verschiedenheit der Charaktere gibt hier wahrscheinlich ebenfalls wesentlichen Ausschlag. Man weiß es nicht – jedoch denke ich man sollte ruhig Überlegungen in diese Richtung anstellen.

Die Wichtigkeit der Visite, für die Patienten, wird ein Punkt sein, der in meinem Team zur Sprache kommen wird und worauf es jeden Mitarbeiter hin zu sensibilisieren gilt. Hier hat man gesehen, dass es so war, dass gerade Patientin A ihren gesamten Tag in Erwartung auf Informationen, auf Ergebnisse und auf Gewißheit ausgerichtet hat. Für sie war es ein sehr enttäuschender Verlauf des Tages. Hier muß Pflege im Team in Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft ein gängiges, praktikables Konzept entwickeln um größtmögliche Zufriedenheit für alle Beteiligten zu erreichen. Eine lapidare Antwort wie, „wann die Visite kommt, weiß ich nicht“, kann im Interesse von niemandem liegen. Für die Pflege ist ein frühzeitige Visite ebenso wichtig wie für die Patienten. Im Rahmen des Entlassungsmanagements kann eine späte Visite genausowenig dienlich sein, wie für Verbandwechsel, Medikamentenumstellungen und ärztliche Anordnungen jeglicher Art. Der gesamte Pflegebereichsablauf steht und fällt mit der Visitierung der Patienten durch die Ärzte. Eine planbare und dem Stationsablauf gerechte Pausengestaltung ist ebensowenig möglich, wie die zeitliche Einplanung von OPs innerhalb des Stationsablaufs, ohne die genaue Kenntnis über die Visitenzeiten. In meinem Pflegebereich sind die Visitenzeiten, bis auf Ausnahmen, klar und praktikabel geregelt. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter soll bewirken, dass es so bleibt.

Der Pflegekorridor wurde an diesem Morgen sehr gut freigehalten. Bis auf einmal mußte die Pflegende das Zimmer nicht verlassen. Hierbei kann es sich um eine Absprache gehandelt haben, die sie zuvor ggf. mit einer anderen Patientin getroffen hatte oder um eine terminierte Medikamentengabe. Innerhalb meines Bereichs wird ebenfalls von der Leitung grundsätzlich dafür gesorgt, dass sich die Pflegenden in ihren Bereichen auf die Arbeit, in den jeweils zu dem Bereich gehörenden Zimmern, konzentrieren können, ohne diese verlassen zu müssen.

siehe auch