Sterilität

Aus Familienwortschatz
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Sterilität (bei der Frau: Unfruchtbarkeit / beim Mann: Zeugungsunfähigkeit) beschreibt die Unfähigkeit trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehrs über ein Jahr und bestehendem Kinderwunsch schwanger zu werden. Mit der Definition der Sterilität nach einem Jahr folgt die Medizin der Empfehlung der WHO, allerdings gewinnt auch die Auffassung der ESHRE (Europäische Gesellschaft für menschliche Reproduktion und Embryologie) zunehmend an Bedeutung, die aufgrund der veränderten Lebensbedingungen in der westlichen Welt empfiehlt erst nach zwei Jahren von Sterilität zu sprechen.

Epidemiologie

Ein gesundes Paar (mit bestehendem Kinderwunsch und regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr) benötigt in etwa vier Monate zur Zeugung, ist die Frau bereits über 30 Jahre verlängert sich die Zeitspanne im Durchschnitt auf sechs Monate. 10% aller Paare mit Kinderwunsch in Deutschland brauchen sogar ungefähr zwei Jahre zur Zeugung eines Kindes. Wiederum schätzungsweise 10% aller Paare in Deutschland bleiben ungewollt kinderlos. Dabei liegt die Ursache in ca. 30% Fälle bei der Frau, in etwa 30% der Fälle beim Mann, in ungefähr weiteren 30% der Fälle sind beide Partner betroffen und in 10% der Fälle bleibt die Ursache unklar.

Ursache

Die Ursachen einer Sterilität sind äußerst zahlreich und können sowohl bei der Frau als auch beim Mann liegen.

Ursachen der Sterilität bei der Frau

Entsprechend der Lokalisation der Ursache der Sterilität können bei der Frau unterschiedliche Formen der Sterilität unterschieden werden. Außerdem kann grundlegend zwischen einer Primären und einer Sekundären Sterilität unterschieden werden. Die Primäre Sterilität bezeichnet das Nichteintreten einer Schwangerschaft nach einem Jahr regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs bei einer Frau, die noch nie schwanger war. Unter der Sekundären Sterilität versteht man das Nichteintreten einer Schwangerschaft nach einem Jahr regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütungsmittel bei einer Frau, bei der mindestens eine Schwangerschaft vorausgegangen ist.

  • Tubare Sterilität
    • Verschluss der Tuben
    • Motilitätsstörungen der Tuben
  • Psychogene Sterilität
    • Kinderwunsch in Verbindung mit hohem Erwartungsdruck ("Zeugungsstress")
    • Stress
    • Partnerschaftsprobleme

Ursachen der Sterilität beim Mann

Prävention

Eine spezielle Prophylaxe der Sterilität ist kaum möglich, allerdings verringert eine gesunde Lebensführung und die schnelle Diagnose / Therapie entzündlicher Erkrankungen der Geschlechtsorgane das Risiko einer Sterilität.

Zur Prävention sollten außerdem die folgenden Punkte beachtet werden:

  • ausgewogene Ernährung
  • Prävention von Essstörungen und
  • Gewichtsoptimierung (BMI zwischen 18 und 30)
  • Verzicht auf (übermäßigen) Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum
  • Vermeidung von Stress
  • Schutzimpfungen gegen Mumps, Röteln und Masern
  • Einhaltung Arbeitsschutzvorschriften im Umgang mit (Umwelt-) Giften, Strahlung, etc.

Diagnostik

Die Diagnostik bei einem unerfüllten Kinderwunsch gehört immer in die Hände von Spezialisten. Grundsätzlich müssen dabei sowohl der Mann als auch die Frau untersucht werden, da bei beiden mögliche Ursachen vorliegen können. Die Grundlage der Diagnostik bildet eine umfassende Anamnese.

Diagnostik der Sterilität bei der Frau

  • allgemeine gynäkologische Untersuchung
  • Sonographie
  • Basaltemperaturkurve
  • Labor (Sexualhormone, Antikörper)
  • Gestagentest
  • Stimulationstest
  • Invasive Untersuchungen
    • Laparoskopie
    • Chromopertubation
    • Hysteroskopie
    • Hysterokontrastsonografie
    • Hystero-Hydrosonographie

Diagnostik der Sterilität beim Mann

  • Tastuntersuchung
  • Sonographie
  • Untersuchung des Ejakulats (Spermiogramm) auf Anzahl, Gestalt und Beweglichkeit der Spermien
  • Labor (Sexualhormone)
  • Genetische Untersuchungen (Karyogramm)
  • Hodenbiopsie

Therapie

Die Therapie ist immer von der Ursache abhängig und in einigen Fällen ist auch gar keine Therapie möglich.

  • Therapie der ursächlichen Allgemeinerkrankung
  • Normalisierung des Lebensstilles (Stressvermeiden; Konflikte lösen; Nikotin-, Alkohol-, Medikamenten- bzw. Drogenkonsum einschränken; Anstreben eines BMI zwischen 18 und 30)
  • Hormonsubstitution
  • Antibiotikatherapie (bei bakteriellen Infektionen)
  • Kortisontherapie (bei Antikörpern im Zervixschleim)
  • Chirurgische Eingriffe (zur Beseitigung von Verschlüssen, Korrektur von Fehlbildungen des Uterus, bei Hodenhochstand (nur als präventive Maßnahme möglich))
  • Artifizielle Insemination (künstliches Einbringen von Sperma die Gebärmutterhöhle)
  • In-vitro-Fertilisation
  • Einsatz eine Leihmutter (in Deutschland strafrechtlich verboten)

Situation der Betroffenen

Im klinischen Alltag begegnen Pflegende meist nur Betroffene mit unerfülltem Kinderwunsch, denen die nicht-invasiven diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen nicht weitergeholfen haben. Diese Betroffenen haben meist zahllose Arztbesuche hinter sich, bei denen sie ihre Privatsphäre und insbesondere ihr Sexualleben preisgeben mussten. Hinzu kommen bei den Betroffenen meist eine große emotionale Belastungen, durch das Hoffen und Bangen um die Wirkung neuer Therapien, die Enttäuschung über die erneute Menstruation der Frau und das Ausbleiben der Empfängnis, Schuldgefühle und Schamgefühle um die eigene Unfruchtbarkeit, Ärger, Neid, Eifersucht, Hilflosigkeit, Selbstmitleid, Verzweiflung und Trauer. Sowohl Frauen als auch Männer können durch ihre Sterilität in eine ausgeprägte Identitätskrise (ATL: Sich als Mann oder Frau fühlen) gerissen werden, die nicht selten in einer Depression endet. Viele Betroffenen werden zusätzlich durch die in unserer Gesellschaft übliche Tabuisierung des Themas Sterilität belastet und vermeiden das offene Gespräch mit dem Partner.

Pflege

Die Hauptaufgabe der Pflege bei der Behandlung von Sterilität liegt in der Begleitung und Beratung der Betroffenen. Für viele Betroffene ist es wichtig endlich offen über ihre Gefühle sprechen zu können, diese Gespräche sollten von den Pflegenden aktiv, aber ohne Druck gefördert werden. Die Vermittlung eines Kontaktes zu einer Selbsthilfegruppe könnte sich hier als förderlich erweisen. Außerdem sollte das Gespräch mit dem Partner gefördert werden. Pflegende die mit Betroffenen arbeiten müssen meist schnell auf wechselnde Gefühlslagen reagieren können und sollten auf Zeichen einer Depression achten, um ggf. entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Weitere Aufgaben der Pflegenden im Zusammenhang mit Sterilität sind die allgemeinen Maßnahmen der Krankenbeobachtung, der [[perioperative Pflege|prä- und postoperativen Pflege] und der Mithilfe bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen.

Quellen

Links