Bronchialcarcinom

Aus Familienwortschatz
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Der Lungenkrebs, latein. das Bronchialkarzinom (engl. Wortwurzel: Bronchialcarcinom, daher auch BronchialCA oder Lungen-Ca), sind von epithelialen Zellen des Bronchialgewebes (der Bronchien) ausgehende, sich rasch vermehrende Tumore in der Lunge. Er wird auch oft, nach der häufigsten Ursache, als Raucherkrebs apostrophiert.

Pathologie

Epidemiologie

Es handelt sich um den häufigsten malignen Tumor des Mannes (Inzidenz: 71/100.000, absolut 30.000 Tote) und den dritthäufigsten bei den Frauen (20/100.000, absolut 12.500 Tote), insgesamt 25% aller Malignome (bösartige Gewächse). Die jährliche Todesrate lag in Deutschland 1997 bei 37.000 und 2008 bei 42.500 Toten. Neu erkranken derzeit jährlich etwa 50.000 Personen. Der Altersgipfel liegt beim 60. Lebensjahr.

Eine Besonderheit ist die Zunahme der Krankheit bei Frauen. Von 1988 bis 2008 hat sich die Zahl der daran gestorbenen Frauen verdoppelt. Als Ursache wird der erhöhte Tabakgenuss durch Frauen angesehen.

Der Therapieerfolg liegt bezogen auf den Zeitpunkt der Diagnose knapp über 30 Prozent.

Pathomorphologie

Die Bronchialkarzinome werden grob in zwei Typen unterteilt: kleinzellige und nicht-kleinzellige, wobei letztere weiter unterteilt werden können.

WHO-Klassifikation
Name Häufigkeit Arten
Plattenepithelkarzinom 30-35% Spindelzellkarzinom
Kleinzellig 15-25% Haferzellkarzinom (oat cell carcinom)
Intermediäres Karzinom
Adenokarzinom 15-25% Azinäres Karzinom
Papilläres Karzinom
Bronchoalveoläres Karzinom
Großzelliges Karzinom   Riesenzellkarzinom
Klarzelliges Karzinom
Adenosquamöses Karzinom    

Risikofaktoren

  • Nikotinabusus (ca. 80% aller Karzinome, die WHO klassifiziert einen Konsumenten, der mehr als 20 Zigaretten pro Tag raucht als starken Raucher.)
  • Asbest (Autoverkehr, Baustoffe)
  • Polycyclische Kohlenwasserstoffe (z. B. in Farben, Lösungsmittel)
  • Lungennarben

Ätiologie

Die Entstehung ist sehr komplex und noch nicht ganz entschlüsselt, es wird jedoch allgemein angenommen, dass die pluripotenten Reservezellen des Bronchialsystems unter Einwirkung der Risikofaktoren entarten und eine der Karzinomarten bilden.

Klinik

Die Art und Weise der Beschwerden eines Bronchialkarzinomes hängen stark von Lokalisation und Ausdehnung des Tumors und seiner Metastasen ab. Sie treten zumeist erst in einem fortgeschrittenen Stadium auf. Bei der Diagnosestellung ist das Karzinom bereits sehr oft inoperabel. Ausnahmen sind die Nebenbefunde bei einer ursprünglich anders gezielten Diagnostik.

Erste Anzeichen können Veränderungen des (zumeist) vorher bestehenden Raucherhustens sein. Dazu können eine Haemoptoe (Bluthusten) und Dyspnoe kommen. Wenn der Tumor in einen größeren Bronchialast einwächst, behindert er die Belüftung der dahinterliegenden Abschnitte, dies führt zu Retentionspneumonien.

Später kommen Leistungsknick, Gewichtsverlust und Inappetenz hinzu. Akute Todesursachen sind Herzstillstand bei einer inneren Blutung oder Ersticken bei Blutungen in die Lungenlumina bzw Folgen der Metastasierung.

Klinik bei invasiven Wachstum

An der Lungenspitze lokalisierte Tumoren werden als Pancoast-Tumor. Diese wachsen typischerweise in die Thoraxwand ein und schädigen die dort verlaufenden Nerven. Dies äußert sich in Thorax- und Armschmerzen (Plexus brachialis), Heiserkeit (N. recurrens) oder einer Horner-Trias (N. sympathicus). Möglich ist auch die Bildung von Pleuraexsudat.

Vor allem die beiden letzteren und auch sichtbar gestaute Halsvenen sprechen gegen eine Operabilität des Tumores.

Paraneoplatische Symptome

Cushing-Syndrom

Entsteht durch Entartung einiger Zellen des Bronchialsystems zu hormonbildenden Zellen. In diesem Falle produzieren sie Glukokortikoide. Die Auswirkungen sind:

Diagnose

Erst wenn der histologische Typ des Carcinomes bekannt ist, kann eine Therapie beginnen.

Die Klassifikation nach ICD-10 folgt den Ziffern C34. ....

Therapie

primär: OP-Verfahren, des weiteren Chemotherapien, Bestrahlung (auch in Kombination)

Allgemein

  • Meidung von Noxen
  • Therapie von Komplikationen

Nicht-kleinzelliges Karzinom

Primär operative Therapie mit Lobektomie oder Pneumektomie. Bei infiltrativem Wachstum ggf. Resektion von Herzbeutel- oder Brustwandanteilen. Postoperativ ist eine adjuvante Radiatio oder Zytostatika-Therapie möglich (vor allem bei Lymphknoten-Befall)

Kleinzelliges Karzinom

Meist ist die Erkrankung des kleinzelligen Bronchialcarcinomes bei Diagnosestellung bereits sehr weit fortgeschritten. Auch wenn noch keine Metastasen nachweisbar sind, so kann man eine generalisierte Tumorerkrankung annehmen. Daher besteht die Therapie nicht nur aus einer Operation, sondern auch aus Bestrahlung und Poly-Chemotherapie. Diese wird je nach Klinik vor oder nach der OP durchgeführt.

Palliative Maßnahmen

Werden bei inoperablen Tumoren oder Rezidiven eingesetzt.

  • Lobektomie oder Pneumektomie bei starken Blutungen oder Retentionspneumonien (s.o.)
  • Zytostatika- und Strahlentherapie zur Tumorverkleinerung
  • Laserrekanalisation
  • Einlagen von Stents

Prognose

Trotz aller Therapiemaßnahmen ist die 5-Jahresüberlebensrate aller Patienten mit nachgewiesenen Bronchialcarcinom unter 10 %. Das heißt die Heilungsaussichten sind sehr niedrig.

Eine gute Chance zur Heilung haben Patienten mit einem kleinen ( meist per Zufall im Röntgenbild entdeckten) am Rand der Lunge liegenden Bronchialcarcinom. Diese kleinen, peripher gelegenen Tumoren kann man durch eine Lungenteilresektion komplett entfernen.

Pflege bei Bronchialkarzinomen

Die Pflege beim Bronchialkarzinom ist geprägt durch die invasiven Therapien:

- Pflege bei Zytostatika

- Pflege bei Strahlentherapie

Prävention

  1. Nichtrauchen - Rauchverbote - Nichtraucherschutz
  2. Atemschutz bei Umgang mit Gefahrstoffen
  • Aufklärung über 1 und 2
  • Unterstützung bei Entwöhnung (Raucherentwöhnungs-Programme)
  • Internationaler Tag gegen Lungenkrebs: jeweils der 17. November


Literatur

  • Handlungsleitlinie der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Handlungsleitlinie Tabakabhängigkeit aus Empfehlungen zur Therapie der Tabakabhängigkeit. Arzneiverordnung in der Praxis, Sonderheft, 1. Auflage, Mai 2001 (Leitlinie als PDF-Datei, 44 KB)
  • Classen, Diehl, u.a: Innere Medizin. Urban & Schwarzenberg, 1998 - 4. Auflage, Kapitel 23.9, S. 1459-1463, ISBN 3-541-11674-9
  • u. v. a. m.

Weblinks