Nahrungsdarreichung: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 30. Januar 2014, 20:35 Uhr
Nahrungsdarreichung, das Essen geben oder Essensgabe bezeichnet die Art und Weise, wie jemandem Speisen angereicht oder eingegeben werden, der nicht selbst in der Lage ist, sich die Nahrung zuzuführen. Das kann familiäre Fürsorge sein oder eine zentrale pflegerische Tätigkeit, die nicht unter Zeitdruck erfolgen darf und bei der verschiedene Aspekte zu beachten sind.
Einleitung
Ein Angehöriger oder eine Pflegekraft reicht die Nahrung auf Besteck oder in Trinkgefäßen an den Mund der zu pflegenden Person (z. B. Patientin, alter Mensch, Heimbewohnerin). In Laienkreisen wird dieser Vorgang auch als "Füttern" bezeichnet. Das ist in der Pflege jedoch ein verpönter Ausdruck, denn er wird in der Tierhaltung (in Landwirtschaft oder im Zoo) und in der Säuglingspflege verwendet. Beides stellt aber bei älteren oder sehr alten Menschen einen unpassenden Zusammenhang her. Die Essensgabe bzw. Nahrungsdarreichung an den Erwachsenen wird mit den Tätigkeitsworten anbieten oder anreichen beschrieben.
Ebenso sollte eine Serviette statt eines Löffels benutzt werden, um eventuelle Speisereste aus dem Mundwinkel zu entfernen. Somit gibt man der gepflegten Person nicht das Gefühl, wie ein Kind oder Baby, sondern als Erwachsener behandelt zu werden.
Allgemeines
- Der Unterstützungsbedarf wird entsprechend der Ressourcen des Patienten/Bewohners ermittelt.
- Individuelle Gewohnheiten werden weitestgehend beachtet, dazu den Patienten/Bewohner bereits bei der Kostbestellung miteinbeziehen
- mehrere Mahlzeiten werden empfohlen (4 bis 5 pro Tag, kleine Portionen)
- möglichst gewohnte Uhrzeiten beibehalten
- eventuelle Diäten, Kostformen und Karenzen beachten
- bei (Beratungs-) Bedarf Diätassistent/in einschalten
- Zeitpunkt der Medikamentengabe beachten (z.B. MCP 30 Min.vor den Mahlzeiten)
Pflegeziele
- Unterstützung des subjektiven Wohlbefindens des Bewohners (Genusserlebnis)
- Ausreichende und ausgewogene Zufuhr von Nahrungsmitteln und Flüssigkeit zur Erhaltung eines angemessenen Ernährungszustandes
- individuelle, bewohnergerechte Aktivierung und Motivierung
- Erhaltung und Förderung der Mundsensibilität und Schluckfähigkeit
Durchführung
Vorbereitung des Umfeldes
- Lüften des Zimmers vor dem Essen
- Nachttisch aufräumen
- unnötige Störungen vermeiden (z.B. Visite, Besucher, Pflegemaßnahmen, VW)
Vorbereitung des Patienten
- vor dem Essen Toilettengang oder, wenn nötig, Wechsel von Inkontinenzmaterialien
- Mundpflege oder auch Zähneputzen anbieten und ggf. durchführen
- Händewaschen anbieten / durchführen
- möglichst die Mahlzeiten am Tisch einnehmen
- im Bett: Oberkörperhochlagerung
- für eine aufrechte Sitzposition das Kopfende möglichst steil stellen (Kontraindikationen beachten) und den Kopf leicht nach vorne beugen.
- Serviette anbieten
Vorbereitung der Kost
- Der Teller steht vor dem Bewohner und nicht vor der Pflegeperson.
- Essenstablett, Besteck und Nahrungsmittel für den Patienten gut erreichbar platzieren.
- angemesssene Temperatur des Essens beachten/gewährleisten
- die jeweiligen Mahlzeiten möglichst appetitlich und ansprechend servieren ("Das Auge ißt mit!")
- Speisen, wenn erforderlich, mundgerecht und den Patientenbedürfnissen entsprechend vorbereiten
Anreichen der Nahrung
- Blickkontakt herstellen
- auf nonverbale Zeichen achten
- die helfende Pflegekraft soll möglichst im Sitzen dem Patienten die Nahrung anreichen
- die Pflegekraft setzt sich neben den Betroffenen, nicht davor.
- Einsatz von entsprechenden Hilfsmitteln nach Wunsch des Patienten: Schnabelbecher, Spezialbesteck, Strohhalme... etc.
- einfühlsam, geduldig und motivierend vorgehen
- Ruhe ausstrahlen
- vorschnelles Handeln vermeiden
- visuelle und taktile Reize geben
- Bestreichen der Unterlippe mit dem Löffel fördert das Öffnen des Mundes.
Schluckstörungen
- Schlucktraining
- ausreichend Zeit zum Schlucken geben
- gegebenenfalls anfangs dick-breiige Kost anbieten, Flüssigkeiten können mit Quellmitteln angedickt werden
siehe auch: Schluckstörungen
Nachbereitung
- Patient in bequeme/indizierte Lage bringen (20 Minuten nach dem Anreichen sollte der Oberkörper des Nahrungsempfängers hochlagert werden, um eine Aspiration durch Reflux zu verhindern!)
- Mundpflege oder auch Zähneputzen anbieten / durchführen
- Händewaschen anbieten / durchführen
- Raum lüften
- angemessene Ruhepause einräumen
- Materialentsorgung
Dokumentation
Dokumentiert werden:
- Art und Menge der verzehrten Speise (Angabe auch als Teil der Portion)
- Reaktionen des Bewohners (Appetit, Ekel, Schmerzen, Übelkeit, Schluckstörungen)
- benötigte Zeit
Literatur
- Borker, S. (1996): "Essenreichen in der Pflege. Eine empirische Studie", Ullstein Mosby, ISBN 3861265516
Weblinks
Siehe auch
- Perkutan endoskopische Gastrostomie (PEG) ist eine Form der Ernährung mittels Ernährungssonde durch die Bauchdecke
- ATL Essen (Eine Aktivität des täglichen Lebens)
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